Segeln auf den Balearen

Ibiza Ibiza – Segeln auf den Balearen

Ich befürchte, diesmal wird’s ein bisschen langweiliger. Auf unserer Reise von Valencia über Ibiza nach Mallorca ist nicht wirklich Spannendes geschehen. Eher nostalgisches. Aber ich komme meiner Chronistenpflicht dennoch gerne nach. Ibiza – Segeln auf den Balearen

Von Valencia bekommen wir wohl nie genug, aber es wurde Zeit weiterzuziehen. Als alle Freunde abgereist waren, liefen noch unsere schwedisch/finnischen Freunde Nilla und Anders mit ihrem Schiff ein. Beide sahen wir zuletzt in Antigua, aber auch schon vorher teilten wir einige abenteuerliche Erlebnisse.

In der Marina von Valencia lagen ein paar Schiffe, die sich für ihre Atlantik Überquerung vorbereiteten. Im November ist Crossing Saison. Mit der üblichen Mischung aus Spannung und Nervosität und der Vorfreude auf die Karibik, verbunden mit der Erwartung auf den befriedigenden Stolz, den Atlantik geschafft zu haben. Gute Reise.

Valencia nach Ibiza

Am Tag vor der Abfahrt kam unser Freund Roland an Bord, der mit uns von Valencia zu seinem Schiff in Mallorca segelte. Quasi eine Anreise auf fremden Kielen.

Ibiza liegt 80 nm von Valencia entfernt. In der Karibik läge das außerhalb eines Tages Tripps, weil dort die Tage kürzer sind. In Spanien ist es zur Zeit von 7.00 h bis 21.30 h hell, also haben wir fast 15 Stunden Tageslicht und können auch noch später am Tag einen Ankerplatz finden. Das erhöht die Reichweite. Die Tage werden aber pro Woche 15 min. kürzer.

Unserer departure planning von PredictWind warf Montag als den besten von vier alternativen Segeltagen aus und so machten wir kurz nach der Dämmerung die Leinen los und verließen Valencia. Ein außerordentlich komisches Wetter begleitete unseren Tag. Der Himmel war permanent stark bewölkt und immer wieder zogen Tiefs an uns vorbei, die unseren Barographen in Aufregung versetzten. 6 hPa Abfall in wenigen Minuten, veranlassen das gute Teil zu einem piepsenden Alarm.

Wir mussten mit Winden zwischen 5 und 25 kn klarkommen, zu häufig in einem Winkel von 15-40 Grad, nicht die Sahneseite für Katamarane. Sobald der Wind auf 60-70 Grad drehte, gab die Rivercafe Gas. Kurz vor San Antoni de Portmany auf der Westseite der Insel erfuhren wir, dass wir weder einen Liegeplatz noch einen Ankerball in der Bucht bekommen würden. Willkommen in der Hauptsaison auf den Balearen. Es ist Gambling Zeit. Ibiza – Segeln auf den Balearen

Posidonia macht das Leben schwer – und besser

Ankern ist in Ibiza ein Glücksspiel. Der Grund heißt Posidonia – und natürlich zu viele andere Segler. Posidonia ist ein endemisches Seegras im Mittelmeer, dass unter Naturschutz steht und von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde.

Ankern ist auf Seegras verboten und so bleiben Seglern nur unbewachsene Sandpatches, um einen Anker zu werfen. In vielen Buchten bleiben von einer großen Fläche nur wenige Ankerplätze, die auch nicht immer leicht zu finden sind. Ibiza – Segeln auf den Balearen

Auch wenn der Naturschutz unseren Alltag verkompliziert, finden wir das Programm gut, denn es lohnt sich. Die prächtigen Wiesen des 1-2 cm breiten Seegrases wogen gemächlich in der Dünung und halten das Wasser klar. Posidonia bindet mehr Co2 als Bäume. Wir haben an vielen Stellen in der Karibik gesehen, wie Anker den Meeresgrund verwüsten. Das soll erfreulicherweise auf den Balearen vermieden werden.

Mit etwas Glück fanden wir in San Antoni einen Sandpatch und ließen unseren neuen Ultra Anker ins Wasser gleiten. Auch die Posidonia Kontrolleurin hatte nach ihrer Kontrolle bei uns keine Einwände. In den sich ständig drehenden Winden um 360 Grad hätte unser alter Delta Anker – vermutlich vergebens – um guten Halt kämpfen müssen. Nicht so der Ultra, der gelassen jede Drehung hinnahm und uns besten Halt schenkte.

„Geliehene“ Posidonia Fotos, Periodico de Ibiza, Ibiza Travel

San Antoni ist ein Touri Ort und keine sonderliche Schönheit. Es ist bekannt für einen Nonstop Rave, der angeblich 120 Tage lang 24 Stunden täglich abgeht. Und natürlich findet man hier das „Cafe del Mar“, dass wir auch kurz besuchten. Aber vermutlich sagt das nur noch Baby Boomern was.

Weiter gings entlang Ibizas Westküste nach Norden. Nach nur  16 nm ankerten wir in Port San Miguel. Eine sehr schöne und gut geschützte Bucht. Eingefasst in Felsen, mit duftenden Pinien, staubtrockenen Wegen, zirpenden Zikaden und unglaublichen Ausblicken von den Felsen auf das Meer. Das Wasser ist klar und sauber wie selten. Unseren Anker konnten auf 4 m Tiefe sehen.

Polnische Spanier

Es gab zwei Dinge, die uns störten: zu viele Schiffe und zu viele Quallen. Die spanischen Segler fahren zurzeit viele polnische Flaggen, weil sie billiger ist als die spanische. Es gibt also keine osteuropäische Invasion, sondern Spanier, die sich die – zugegeben absurden – spanischen Flaggengebühren sparen. Egal ob spanische oder polnische Flagge, Distanzprobleme haben die Skipper nicht. Manche ankern so nah, dass sie Fender ausbringen. In einer Segel App war die Rede von 6-8 Schiffen, die in die Bucht von San Miguel passen. Wir sahen 22 Schiffe vor Anker und einige davon tief im Seegras. Bei den Quallen überwogen Feuerquallen, mit denen schwimmen wirklich keinen Spaß macht.

Es gibt so einiges, an das wir uns noch gewöhnen müssen, denn wir legen reichlich Kette und markieren unseren Anker mit einer Boje. Beides bringt uns verständnislose Blicke.

Unseren letzter Ibiza Stopp legten wir in Portinatx ein. Erneut eine nette Bucht mit viel Seegras und ein paar Hotels rundherum. Unser Anker fand noch einen Sandpatch und wir lagen prächtig und genossen einen Wasserausflug ohne Quallen.

Ibiza nach Mallorca

Nach drei Stopps wars das mit Ibiza. Unser nächstes Ziel: Mallorca,  45 nm entfernt. Nach Sonnenaufgang liefen wir in Windstille Kurs 54 Grad Richtung Andratx, im Südwesten der Insel.

Das Wetter versprach ab mittags 10-15 kn Wind. So kam es auch. Und nachdem wir den Bugspriet – den unsere Delivery Crew gekillt hatte – repariert hatten, setzten wir zu dritt unseren prachtvollen Code D.  Bei 13 kn Wind machten wir 8.9 kn Fahrt. Das Ding ist schon klasse, aber ein Höllenaufwand zu setzen. Als der Wind weiter auffrischte und das Limit von 18 kn Wind fast erreicht war, nahmen wir das Segel rein und wechselten auf die Genua. Ein erfreulicher Trip bei angenehmer See und stressfreien Winden brachte uns an Mallorcas Südwestspitze, nach San Elm – gegenüber der Naturschutzinsel Dragonera. Nach einer unruhigen Nacht mit reichlich Seegang, gingen wir nach Port Andratx. Aber das ist eine andere Geschichte. /Holger Binz

 

 

 

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