Ionisches Meer zwischen Inseln und Festland
Unsere Kids waren abgereist, die Waschmaschine wieder abgekühlt und unser treuer Wassermacher bekam wieder Verschnaufpausen. Dann kamen Karins Ex-Schwägerin Hanne und Neffe Anton an Bord. Mit den beiden konnten wir ein bisschen mehr Strecke machen, denn sie wollten uns nach einer Woche am Festland wieder verlassen. Cruiseline Rivercafe
Gleich am ersten Ankerplatz, trafen wir unseren amerikanischen Segelfreund Lorenz nach langer Zeit wieder, mit Zeit zum gemeinsamen Essen und anregendem Austausch unterschiedlicher Meinungen. Nach zwei Tagen und farewell bis irgendwann, irgendwo, ging jeder seiner Wege.
Bootsleben mit Damen, Wiedersehen mit Lorenz
Rund um Kefalonia, von Westen nach Süden, erfreuten wir uns am klaren Wasser und an leeren Ankerplätzen. Trotz Hochsaison. Wie auf den Bahamas, konnten wir bei den ersten zwei Stopps jederzeit Anker und Kette auf dem feinen Sandboden liegen sehen. Allerdings auf 6-7 m statt bei 2 m Tiefe. Cruiseline Rivercafe
Unser zweiter Stopp lag ganz im Süden Kefalonias, in Skala. Ein netter Küstenstreifen, offen nach Süden, mit Blick auf die Insel Zakynthos, zum Peleponnes und auf das Festland. In Skala sammelt sich ein bisschen des wenigen Tourismus Kefalonias. Ohne große Hotelanlagen und nur mit vereinzelter Bebauung. Ein langer Kies Strand führt ins klare Wasser, dass nach wenigen Metern in feinen Sand übergeht. Das ist der perfekte Ort für Sandhasser – die es tatsächlich gibt. Am Ufer findet man einen Supermarkt und richtig nette Restaurants. Zum ersten Mal genossen wir etwas „loungiges“ mit nicht nur griechischer Küche. Das erste Mal Sushi seit….ewig. Die kulinarische Abwechslung tat uns gut.
Maria, im schmeckt´s nicht Cruiseline Rivercafe
Im rotglühenden Sonnenaufgang, als ob es der letzte überhaupt wäre, verließen wir das einsame Kefelonia mit Ziel Ithaka, einen halben Tag entfernt. Es wurde wieder voller mit der schon im letzten Artikel beschriebenen Melange aus Charterern und Italienern. Die vielen italienischen Schiffe erinnerten mich an die Stereotype, aus dem Buch/Film von Jan Weiler „Maria, ihm schmeckts nicht“. Wenn Schiffe kuschelig eng und laut ankerten, waren es Italiener. Manchmal wurden die Schiffe sogar noch mit einer Leine verbunden. Mamma mia. Aber auch andere Yachties hatten wenig Distanzprobleme. Zum ersten Mal hatten wir was an der Angel: und gleich ein ganzes Schiff, das sehen wollte, was wir auf dem Frühstückstisch hatten. Die Saison der Italienischen Segler neigt sich dem Ende zu und die Zahl der italienischen Flaggen geht schon deutlich zurück. Cruiseline Rivercafe
Impressionen von Ithaka
Die Schweineinsel
Zwei Tage Ithaka in der Bucht im Hauptort Vathy mit seinen 1.600 Menschen, sollten genug „urbanes Leben“ gewesen sein. Unser nächstes Ziel war die Insel Atokos, auf dem östlichen Weg zum Festland. Wie in Staniel Cay auf den Bahamas, leben hier Schweine am Strand. Die Attraktion. Um 11.00 h bogen wir in die One House Bay, der Heimat der Wutzen, um 11.02 h verließen wir sie wieder. 25-30 Schiffe versuchten sich an den Felsen der kleinen und tiefen Bucht festzumachen. 4 davon hatten AIS, also schätzte ich auf mind. 80 % Charterer. Am Horizont liefen noch weitere Horden zur Invasion der Insel an. Wir sahen die Ferkel am Strand rumhopsen und zahllose Dinghis auf dem Weg zu ihnen. Ein Blick sollte uns genügen. Cruiseline Rivercafe
Kastos Cruiseline Rivercafe
Unser Fluchtkurs führte uns nord-östlich zur Insel Kastos. Die Insel sieht aus wie eine lange Wurst 8 bis 3 nm vor dem Festland. 50-80 Menschen leben hier und es gibt keinen Tourismus, außer den besuchenden Schiffen. Nach ein paar erfolglosen Buchtenbesichtigungen fanden wir glücklich einen netten Ankerplatz in der Wasp Bay, etwas westlicher vom Dorf Kastos. Auf feinem Sand war Ankerplatz für 3 Schiffe und 5-8 weitere am Fels mit Heckleine. Hier fanden wir wieder klares Wasser mit Schwärmen von Baby- und Kleinfischen. Eine Dinghi Meile entfernt, besuchten Anton und ich das Dorf Kastos und dort lagen ca. 100 Charterschiffe an jedem freien Stück Fels. Es war ein Mittwoch. Am Donnerstagabend war es fast leer, denn freitags müssen die Charterschiffe wieder in der Base in Lefkada sein. Antizyklisches Segeln ist einfach toll.
Zu unserer Freude liefen uns dort unsere britisch/deutschen Segelfreunde Natascha und Dudley mit ihrer Rubia über den Weg. Die beiden sind „richtige“ Seeleute. Dudley ist Kapitän eines Expeditionsschiffes und viel in der Antarktis und Norwegen unterwegs. Natascha ist auf dem gleichen Schiff im gleichen Rhythmus und managet Bordangelegenheiten. Wenn die beiden Pause haben, segeln sie mit ihrer Rubia. Wir genossen ein gemeinsames Abendessen und viele Geschichten in einer malerischen Taverne über der Bucht, bevor sich unsere Wege, wie üblich wieder trennten. Cruiseline Rivercafe
Astakos – Festland
Die Reise unserer Gäste endete am Festland, in der Bucht der kleinen Stadt Astakos. Hanne und Anton starteten mit ihrer Landreise über das Peleponnes. Die Bucht von Astakos wäre klasse, wenn nicht jemand vergessen hätte, ein Klärwerk einzubauen. Es stinkt erbärmlich, wie in der Marina von Guadeloupe (Point-a-Pitre).
Der Ankergrund von Astakos ist schlammig, also hält der Anker bestens auch bei den nicht angesagten, aber tatsächlichen 25 kn Wind. Wir hätten den später besser mal desinfiziert. Das Wasser ist so trübe, dass wir kein Trinkwasser machen wollten und erst recht nicht schwimmen gingen. Schade drum, denn das Dörfchen hat viele Restaurants und ein paar Geschäfte. Allerdings auch einige Motorradfahrer mit ADHS, die bis spät in der Nacht ohne Schalldämpfer um die Strandstraße knattern. Vermutlich um die Musik der Bars bis 3.30 h morgens zu übertönen.
Unsere Arbeitsliste erledigten wir so schnell es ging und dann warteten wir auf die nächsten Freunde. Stunden vor der geplanten Ankunft, mussten sie uns absagen und wegen eines Notfalls die Heimreise antreten. Sehr bedauerlich, aber so hatten wir plötzlich ein paar unerwartete freie Tage. Cruiseline Rivercafe
Abfahrt nach Gewitternacht, Ruhe nach dem Sturm
Ormos Oxia – Festland
Nach einer Nacht verdrückten wir uns aus dem möffeligen Askatos. Zum Kontrast liefen wir 15 nm entfernt in ein Naturschutzgebiet am Festland: Ormos Oxia. Auf dem Weg dorthin, durchquerten wir ein Archipel zahlreicher kleiner Inseln, mit vielen Fischfarmen. Ich erlaube mir ein paar Fotos von Navionics zu verwenden, das zeigt es besser. Die Bucht selbst war riesig, mit Ankerbojen und reichlich Ankerplatz. Alles sehr abseits gelegen.
Archipel N-lich von Ormos Oxia. Quelle: Navily
Das nächste Dorf liegt 20 km entfernt, an Land gibt’s wenig zu sehen und so bleibt nur eine abgelegene Strandbar. Ich traue mich gar nicht es zu sagen: es war einsam. Es waren so gut wie keine anderen Schiffe da und das ist der High Season. In einer Bucht mit Platz für locker 50 Schiffe. Es war wohl zu abgelegen, mitten in der Natur. So hatten wir viel Zeit zum Schwimmen und Arbeiten. Immerhin sahen wir ein paar fast schwarze Delphine, endlich einen Seehund und wir lernten Giannis, den Besitzer der Strandbar kennen.
Letztlich war es ein bisschen langweilig. Ein unangenehmer Südwind hielt uns noch einen Tag länger und ließ die Rivercafe tanzen. Sagte ich „ein bisschen langweilig“? Da ließ sich die Natur doch schnell was einfallen: eine heftige Gewitternacht mit reichlich Blitzen und wenig Schlaf. Unausgeschlafen verließen wir früh morgens im Regen das Festland, zum Rendezvous mit unseren Segelfreunden Ruth und Michael in Vathy auf Ithaka. Dort angekommen, knatterten knappe 30 kn in die Bucht und die Wellen schwappten über die Stadtmauer. Ich werde nicht wieder von „langweilig“ sprechen, vielleicht eher von kontemplativ. / Holger Binz
P.S. danke für die vielen Nachfragen und guten Wünsche zu Ka`s Rippenverletzung. Es geht ihr wieder gut und das Rippchen scheint zu halten. Herzlichen Dank.