Spannender Sommer im Ionischen Meer

Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Wir sind wieder zurück im Ionischen Meer. Im sommerlich warmen Ionischen Meer mit täglich 30 bis 35 Grad und auch die Nächte bleiben über 20 Grad. Nicht zu heiß, es ist einfach perfekt. Die Wettercharts zeigen täglich 13-14 Stunden Sonne und seit dem 1. Juni haben wir keinen Tropfen Regen mehr gesehen. Auch das Meer ist wie auf Knopfdruck warm geworden, wir messen zwischen 24 und 27 Grad. Zu warm, wie die Klimatologen sagen. Aber ein weiteres Upgrade auf meiner persönlichen Skala von „erfrischend“ auf „angenehm“. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Die Wettersysteme haben sich etabliert: es gibt das moderate Ionische Meer mit überwiegend wenig Wind und die gut belüftete Ägais, mit meist starken bis sehr starken Winden des Meltemi – während des ganzen Sommers. Die Zweiteilung kann man gut auf dem Wetterchart erkennen. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Rot in der Ägais, Blau/Grün im Ionischen Meer – an einem beliebigen Tag

Wir bereiten uns auf Familienbesuch vor. Unsere Tochter und unsere Enkel kommen uns in den Schulferien besuchen, also in der High-High Season. Den Kids kann man keine größere Freude machen als mit klarem Wasser und viel Zeit zum Schwimmen. Starkwindsegeln à la Ägais begeistert weniger. Deshalb entschieden uns für Kids-Sommerferien im Ionischen Meer. Es gibt keinen besseren Ort für stressfreies Sommersegeln – und das hat sich rumgesprochen.

Ormos Oxia

Nach den Hafentagen in Messolonghi suchten wir wieder etwas Natur in einer Ankerbucht. Ormos Oxia ist dazu perfekt geeignet. Das ist eine Bucht, die noch zum Naturschutzgebiet von Messolonghi gehört. In der Umgebung gibt es viele Fischfarmen und scheue Seehunde. Sonst gibt nur noch die Strandbar von Giannis und viel Stille.

Ormos Oxia – pure Magie

Leider konnten wir nur eine Nacht bleiben, denn wir müssen nun wieder antizyklisch Segeln um den Horden von Charterseglern und Flottillen aus dem Weg zu gehen. Es ist wie mit kleinen Kätzchen: eines oder zwei sind niedlich, aber ein Dutzend ist ätzend. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Wir wollten ein paar Tage nach Vathy in Ithaka – auch um endlich mal wieder lecker zu essen und einen Friseur aufzusuchen. In der Saison ist dort Freitag und Samstag leicht Platz zu finden. Montag bis Mittwoch wird das charmante Dörfchen in der Bucht von Charterern überschwemmt. Aus 15 ankernden Schiffen werden dann 49, plus nochmals mehr Schiffe an den Docks.

Wir ankerten im schlammigen Grund vor dem Städtchen und genossen die Mischung aus Dorfleben mit Tavernen, mit Schwimmen in der Bucht vor Vathy und ein paar Wanderungen, die natürlich immer im Wasser endeten. In Vathy trafen wir Raymonde und Guy aus Luxembourg und so verdoppelte sich kurz die Anzahl der Luxembourger Schiffe um 100 %.

Einige unserer Segelfreunde legen im Juli und August eine Segelpause ein und stellen ihre Schiffe irgendwo ab. Manchen ist es zu heiß – aber allen ist es zu voll und dann auch zu nervig.

Kastos

Nach Ithaka besuchten wir Kastos, die kleinere und flachere der Doppelinseln vor dem Festland. Kastos ist ein winziges Dörfchen, aber sehr beliebt bei Charteren, die ab montags einfallen. Die zweite Insel Kalamata steht auf den Empfehlungen der Charter Companies. Kastos ist eher der „Geheimtipp“, aber es kommen immer noch viele Schiffe bis hierhin. Wir fanden Platz in einem unserer Lieblinge, der Wasp Bay. Eine Bucht mit ein bisschen mehr Meeresleben als üblich und klarem Wasser. Schön zum Schwimmen in einer einsamen Bucht, in die sich selten Charterer verirren. Es ist nur wenig Platz zum freien ankern und ein sehr „selbstbewusster“ Charterer setze seinen 45Fuß Kat prompt auf die Felsen, was die zuvor ausgelassene Stimmung der unzähligen Mitsegler auf eisige Tonstudio Stille verringerte. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Zum Kontrast legte der italienische Skipper der Lothian Sky mit Landleinen festgemacht, noch ca. 100 m Kette bei 5 m Tiefe quer durch die Bucht, markiert mit Ankerboje. Nicht sehr charmant für andere Suchende. Es sind also nicht immer nur Charterer.

Entlang der Kastos Insel gibt es reichlich schöne und einsame Ankerplätze, da sollte auch in der High Season immer ein nettes Plätzchen zu finden sein.

Mytikas

Dann war es so weit, dass zur Abwechslung nochmals unnötiges Wetter angesagt war. 1 m Welle und 6 bis 7er Wind je nach Wetterfrosch. Wir hatten genug Wasp Bay und suchten und fanden einen sicheren Platz für „das Wetter“. Mytikas, ein kleiner Ort am Festland. Ein enorm großer Ankerplatz, den sich weitere 31 Schiffe ausgesucht hatten und sich im Schlamm des Meeresbodens verankerten. Es war noch Platz für 50 weitere. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

 

Mytikas von See, die beiden Bilder zeigen die gleiche Taverne – von See und von der Terrasse

Ansichten von Mytikas – der Dock ist schon überschwemmt und nicht mehr zu retten

Es kam, wie es kommen sollte, außer beim griechischen Wetterdienst „Poseidon“ und drei weiteren Modellen, die gar keinen Wind angesagt hatten. Ich schätze, ich habe die Poseidon Wetterseite falsch verstanden. Das ist vermutlich gar keine Wettervorhersage, sondern meteorologische Comedy. Poseidon sprach von 5 kn Wind, letztlich hatten wir 30 kn, und keinen halben Meter Welle. Es war genug um unsere nächste Luxembourger Flagge zu zerfranseln. Die sind überaus windscheu, nicht für Wind gemacht. Ka meinte, sie hätten eine schlechte „Flatterdynamik“. Es geht doch nichts über Expertenwissen. Wir haben jetzt für den Rest der Saison nur noch eine an Bord – das muss reichen. Sonst fahren wir Franseln.

Köche der Welt, kommt nach Griechenland

In Mytikas lernten wir Mila und Hansi vom deutschen Schiff Rune kennen und wir genossen gemeinsam ein gutes griechisches Abendessen. Und das ist die gute Gelegenheit für einen globalen Appell: Köche der Welt, bitte kommt nach Griechenland. Dieses Land braucht Köche, die etwas anderes kochen können als traditionell Griechisch. Was gäben wir für etwas Asiatisches, Italienisches (keine Pizza und Pasta), Spanisches oder Französisches. Egal was, Hauptsache nicht traditionell Griechisch. Wir müssen keine Speisekarten mehr lesen, alle kochen eh das Gleiche. Bitte, Köche der Welt, kommt nach Griechenland und macht dieses Land zu einem noch schöneren Flecken Erde. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Meganisi

Als Wind und Welle wieder abflauten, machten wir uns auf den Weg nach Meganisi, einer kleiner und buchtigen Insel „mittendrin“. Sehr beliebt und deshalb sehr voll im Sommer. Diesmal waren wir taktisch geschickt und wandten unsere antizyklische Strategie an. Ausgerechnet in der schönsten und beliebtesten Bucht, fanden wir einen perfekten Ankerplatz ohne Landleinen, am Ende in der Bucht. Die Atherions Bay ist ziemlich tief und wenn man auf 8-10 m ankert, hat man einen flachen Ankerplatz gefunden.

Meganisi ist ein kleines, nettes Inselchen. Die Buchten sind von viel Grün umgeben, es gibt zwei kleine Dörfchen und unglaublich viele und emsige Grillen. In der Atherions Bay liegen zwei Tavernen gleich am Wasser und die Acro Bar mit fantastischer Aussicht hoch im Berg. An unserem Ankerplatz im hintersten Ende der Bucht mussten wir immer wieder abenteuerliche Segler vertreiben. Alles in allem würde ich einen Meganisi Besuch nicht empfehlen. Der Stress verursacht von anderen Schiffen ist die Sache nicht wert. Die folgende Begebenheit erklärt genauer warum.

Verfolgungsjagd in Meganisi

Dann kam eine Charter Bali mit italienischer Crew. Sie wollten ihren Anker genau auf unseren werfen. „Wir wollen doch nur ein paar Stunden schwimmen“, meinte Marco, der Skipper verständnislos, als wir sie verscheuchten. Dann versenkten sie Ihren Anker vor einem Franzosen und waren schneller im Wasser als der Anker den tiefen Ankergrund berührten konnte.

Minuten später trieb der große Kat ohne Besatzung an Bord, auf den Franzosen zu und rammte seinen Bug. Jean-Paul war nicht an Bord, aber unsere norwegischen Nachbarn und wir machten Fotos. Marco, der bemerkenswert ungeschickte Skipper, legte das Schiff erneut ein paar Meter entfernt an die Ankerkette. Wir dachten natürlich, dass sie – wie es der Anstand gebieten würde – warten bis zur Rückkehr der Franzosen. Die kamen auch kurze Zeit später, aber Marco & Co machten keine Anstalten, sich zu melden. Schlimmer noch. Während die nette Norwegerin Ingrid dem geschädigten Skipper die Fotos brachte, machte sich der Schurke auf um die Bucht zu verlassen. Ohne Kommentar. Ankerbuchten und Verfolgungsjagd in Meganisi

Was für eine Wurst – oder passt Mortadella besser? Ich hatte keine Zeit mehr mein Zorro Outfit anzulegen, aber ich sprang in unser Dinghi und peeste ihm hinterher. Am Ende der Bucht stellte ich das Schiff, legte meinen bösesten Blick auf und forderte ihm zum Zurückkehren auf. Nicht so einfach, vor allem die „Damen“ an Bord sträubten sich und taten so, als ob ich sie überfallen wolle. „Isse nixe passiert“. Das sah der Franzose anders und jeder andere auch. Während ich neben dem Kat lag und wartete dass der „Schurke“ einstiegt, rammte sein Steuermann fast noch ein deutsches Motorboot.

Ich brachte den „Skipper“, der nicht mal wusste wie sein Vercharterer hieß, zu Jean-Paul und lieferte ihn aus. Das solche Honks Schiffe mieten dürfen ist schon übel. Aber sich dann auch noch so schäbig zu benehmen – da hilft auch kein Skipper Training. Aber wieder ein erfreuliches Kapitel in der endlosen Geschichte der Hilfsbereitschaft unter Seglern. /Holger Binz

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