Poros und der Saronische Golf

Von Erdbeben, Tsunamis und Flottillen

Habe ich eigentlich schon erzählt, dass Ka seit einiger Zeit eine Erdbeben Warn App hat und sie mehrfach täglich überwacht? In der Türkei und vor allem Kreta rumpelt es zurzeit sehr häufig. Am nächsten Punkt waren wir auch nur 50 nm von Kreta entfernt, gerade als des dort ein 6,1er Beben gab. Beben ist nicht schön, aber für Segler sind Tsunamis gefährlicher. Immer wenn wir in einer Bucht liegen und eine unmotivierte Welle reinrollt meint Ka mit wissendem Blick: „hmm, war wohl wieder ein Beben“. Mittlerweile lassen sie 4er und 5er Beben kalt. Ohne die App wüsten wir gar nicht, dass es so viele Beben gibt.

Um Kreta werden 2.000-3.000 Erbeben pro Jahr gemessen, die meisten sind aber nicht spürbar. 100-200 bemerkt man, aber über Stärke 6 gibt es angeblich nur eines alle 5 Jahre. In diesem kurzen Jahr gab es aber schon zwei. Die Region liegt auf der eurasischen und afrikanische Platte und ist eine der aktivsten Bebenregionen Europas. Ein paar unserer Segelfreunde sind um Kreta und der Ägais unterwegs und die berichten, dass des ab und zu rumpelt. Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Tsunamis sind allerdings super selten. Statistisch irrelevant nur alle 150 Jahre. Mein Hinweis, dass wir so lange sicher nicht in Griechenland segeln, hält Ka für bedeutungslos. Ich will hoffen das wirklich keiner kommt, sonst würde es böse nach hinten losgehen, dass ich mich über sie lustig mache.

Saronischer Golf Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Ab jetzt sollten wir allerdings auch vor dem unwahrscheinlichsten Tsunami sicher sein, denn wir sind in den Saronischen Golf abgebogen. Das ist das östliche Ende des Peloponnes, nur 30 nm entfernt liegt Athen. In dieser Region soll es im Sommer super-mega-knaller-voll werden. Zu den vielen Charterschiffen kommen dann noch die Athener Yachties hinzu, die sich im heißen Sommer mit etwas Meeresbrise kühlen wollen.

Der Sommer ist da

A propos Sommer: wir haben plötzlich Sommer. Ab dem 1. Juni und von einem Tag zum anderen. Wie mit einem Schalter umgelegt, haben wir seit dem 1. Juni dauerhaften Sonnenschein und über 30 Grad, teils schon über 35 Grad. Und so soll es bleiben. Wir haben die langen Hosen verstaut, die Hüte ausgepackt und die Sonnencreme Dosis erhöht.

Insel Poros

Einen kräftigen Steinwurf entfernt vom Peloponnes, liegt die Insel Poros. Ein beliebtes Seglerziel, weil es günstig liegt, im Saronischen Golf. Auf der Insel Poros leben knapp 4.000 Menschen, die meisten in Poros-Stadt.

Es ist ein Touristenstädtchen, vor allem auf Yachties und die hier stationierte griechische Marine eingestellt. Kein Must-see, aber ganz ok.

Es gibt auf der Westseite mehrere Ankerfelder, in etwas trüben Wasser und mit reichlich Fährverkehr. Der Community Dock bietet viel Platz, um den sich nachmittags unzählige Charterschiffe balgen und bis zum Abend komplett belegen. Wir suchten mehr Ruhe und weniger Stress und entschieden uns für den Ankerplatz auf der Ostseite, in Ormos Porou. Dort ist das Wasser klar und sauber, schön zum Schwimmen und gut zum Frischwasser machen. Über einen kleinen Kanal waren wir in 5 Minuten mit dem Dinghi im Städtchen. Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Wir ankerten mit 2 Schiffen vor der griechischen Navi Basis, die uns bestens mit ihrem Militärzeugs unterhielt, mit Aufmärschen, Hymnen und Segnungen. Die gute Nachricht für die NATO: zumindest die griechischen Navi Soldaten haben den orthodoxen göttlichen Segen. Was soll da schiefgehen?

Wir ankerten mit 2 Schiffen vor der griechischen Navi Basis, die uns bestens mit ihrem Militärzeugs unterhielt, mit Aufmärschen, Hymnen und Segnungen. Die gute Nachricht für die NATO: zumindest die griechischen Navi Soldaten haben den orthodoxen göttlichen Segen. Was soll da schiefgehen? Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Am Strand gibt es nette, wenn auch ungewöhnlich teure Tavernen. Ein schöner Ort, um unsere australischen Segelfreunde Helen und Ian zu treffen, die wir seit einem Jahr nicht mehr gesehen haben – und um Helens Geburtstag zu feiern.

Mal wieder Wetter – oder doch nicht?

Wir wären gerne noch geblieben, aber es war wieder das Wetter, dass uns weiter trieb. Als wir losgingen, teilten wir uns den Ankerplatz mit 14 weiteren Schiffen. Für diese Woche ist sehr seltsames Wetter angesagt. Fast eine Woche gibt es Winde im Saronischen Meer und in Teilen der Ägais, die bis zu 40 kn bringen sollen. Mit strahlendem Sonnenschein und Hitze. Von Dienstag bis Sonntag, meist aus nördlichen Richtungen. Allerdings wissen wir mittlerweile, was man von den Wetterberichten halten kann.

Auf dem Weg von Poros nach Korfos

Korfos

Dennoch stellen wir uns auf worst-case ein – und der passt gar nicht zu unserem Plan, uns dem Korinth Kanal zu nähern und auf dem Weg noch ein paar Stopps einzulegen. Alle Orte ohne Windschutz gen Norden strichen wir. Auch die ohne Schutz vor Seegang. Unsere Wahl fiel auf Korfos, ein Dorf mit 300 Menschen, in einer geschützten Bucht gelegen.  Es ist umschlossen von Bergen, auch nach Norden. Theoretisch sollten wir hier gut abwettern können, auch wenn wir nicht einschätzen können, was die Fallwinde zu bieten haben.

Unaufgeregtes Korfos

Wir erreichten die Bucht vor dem Wetter und ankerten schon mit reichlich Kette. Diese Bucht hat trotz ihrer Größe nicht besonders viel Ankergrund, weil sie zur Mitte sehr tief abfällt. Es gibt auch einen Steg, aber „bei Wetter“ (und sonst auch ) sind wir lieber vor Anker. Korfos ist ziemlich das Gegenteil von Poros. Es ist tiefenentspannt, untouristisch und unaufgeregt. Es gibt auch keinen Grund dafür, weil hier nichts los ist. Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Seeschildkröten Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Nach den Delfinen auf unseren letzten Strecken, sahen wir auf dem 30nm Weg nach Korfos unser zweitliebste See-Spezis: Seeschildkröten. Hier sind es Karettschildkröten.  Sie sind nicht so verspielt und neugierig wie Delfine, eher distanziert und würdevoll. Immerhin kann eine einzelne kann bis zu 80 Jahre alt werden. Diese Tiere sind seit fast 60 Mio. Jahren in den Meeren unterwegs und erinnern uns daran, dass wir nur zu Gast sind und uns auf dem Meeren rücksichtsvoll benehmen müssen.

In der Bucht von Korfos sahen wir ziemlich viele um die Rivercafe schwimmen. Sie sind allerdings noch scheuer als üblich. Dennoch schön zu wissen, dass sie sich hier wohlfühlen.

Immer mehr Flottillen

Und der Gedanke bringt mich dann zu einem schlechten Beispiel in Umgang mit den Meeren: Flottillen.

Flottillen Segeln ist ein Phänomen, dass ich einfach nicht verstehe. 10 oder mehr Schiffe, werden bis zum Anschlag (oder darüber hinaus) mit Menschen vollgestopft. Äußerlich ähneln sie oft Flüchtlingsschiffen, beim näheren Blick Hang-over Zentren. Sie starten gemeinsam und fallen über das Ziel her wie Heuschrecken.

Wo eine oder zwei Flottillen landen, will niemand sein. Es gibt wenige Ausnahmen, denn normalerweise überwiegen drei Attribute: laut, rücksichtlos, übergriffig. Zu viel Mensch in der Natur. Sie schaffen ist, die friedlichste Bucht in einen Ballermann zu verwandeln. Anderen Spezis – Tieren und Menschen – bleibt dann nur die Flucht.

Flottillen Impressionen

Das Gute ist, dass diese Armadas festen Zeitplänen folgen und wir deshalb meist ausweichen können. Die Begleiter dieser Partyschiffe haben größtes Verständnis für das Bedürfnis der Segler Flottillen aus dem Weg zu gehen. Sie teilen dann auch verständnisvoll die Routen- und Zeitpläne. Einige Ziele wie z. B. die Insel Dokas, haben wir deshalb ausfallen lassen.

Korinth Kanal voraus Von Erdbeben Tsunamis und Flottillen

Wir warten nun darauf, was das Wetter in den nächsten Tagen für uns geplant hat. Die Chancen das es anders kommt, ist groß. Wir werden sehen, wann wir den Korinth Kanal erreichen. / Holger Binz

 

 

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