Ankunft in Montenegro

Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Nach drei Jahren, 16.096 nautischen Meilen (nm) oder 29.809 gesegelten Kilometern in drei Kontinenten, haben wir unsere Rivercafe erstmals in einem Heimathafen festgemacht. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Die letzte Segelstrecke unserer Saison, führte uns 120 nm von Brindisi quer durch die nächtliche Adria nach Montenegro. Unser Großsegel hatte auch auf dieser Strecke bei Windstille mehr dekorative als antreibende Wirkung. Die glatte See schenkte uns eine ereignislose Fahrt durch eine besonders dunkle Nacht. Der schmale Ring des Mondes ging erst gegen 4.00 h morgens auf. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Beim ersten Tageslicht lagen die Berge von Montenegro vor uns und wir liefen bei Sonnenaufgang in den Fjord von Tivat/Kotor ein. Die Bucht ähnelt einem norditalienischen See und der Schwell des Mittelmeers muss zwei Kurven drehen, bevor er die Marina von Porto Montenegro in Tivat erreicht.

Auf dem ca. 8 nm langen Weg in den Fjord, passierten wir kleine Anwesen am Ufer und alte U-Boot Hangars, versteckt in den Bergen. Perfekte Locations für Superschurken-Agenten-Storys. Sie stammen aus alten jugoslawische Zeiten, wobei Jugoslawien nie im Warschauer Pakt war.

Finally: Ankunft in Montenegro

Bürokratie in Montenegro

Zum ersten Mal seit gefühlt …ewig, mussten wir mal wieder an einen Zoll Dock und einklarieren. Mit vollem Programm plus. Montenegro schlägt an Bürokratie und Fremdsprachlosigkeit alles, was wir bisher erlebt haben. Nur mit Hilfe des Marina Concierge Ivan, gelang es uns, die fünf Etappen zu meistern. Serbisch/Montenegrinisch hatten wir – wenig überraschend – nicht in unserem Repertoire. Und wie uns Ivan erklärte: die Bürokraten lieben Stempel. Je mehr Stempel, umso besser. Und zum ersten Mal in meinem Offshore Leben, musste ich meine Segellizenz vorzeigen. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Das erste Highlight Montenegros hieß Pedro. Unser britischer Freund empfing uns am Dock. Er und seine wunderbare Frau Sarah liegen hier ebenfalls und sie sind der Grund unserer Wahl für Tivat. Knappe zwei Stunden später, machten wir die Rivercafe an unserem Winter Liegeplatz fest. In bester Nachbarschaft.

Ein neuer Rhythmus für uns

Während wir uns in den letzten drei Jahren um diese Jahreszeit segelbereit machten, um die neue Saison zu beginnen, endet die Saison im Mittelmeer. Es fühlt sich sehr seltsam für uns an. Und kalt. Montenegro liegt auf dem 42. Breitengrad. Zum gleichen Zeit im letzten Jahr waren wir auf dem 13. Breitengrad. Das macht 20 Grad Temperatur Unterschied – tags- und nachts. Lange Hosen und Jacken, statt Shorts und Badehose. Zum ersten Mal überhaupt lief auf der Rivercafe die Aircon als Heizung. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Porto Montenegro

Porto Montenegro ist ziemlich posh und geht fließend über in das Städtchen von Tivat – oder umgekehrt. Die Marina wurde zu den drei besten in Europa gewählt. Alles ist supergepflegt, viele schicke Restaurants und Shops liegen gleich an den Stegen. Als normaler Segler ist man hier eindeutig underdressed und „unterschifft“. Es ist schön, in gepflegten Bars bei dezenter Musik und Blick auf die Bucht köstliche Cocktails zu schlürfen. Dieser Luxus hat seinen Preis, die Marina ist teuer. Sogar Wasser und Strom gehen nach Verbrauch. Leider ist auch der angepriesene Pool nicht Teil der Marina und kostet ein „Schweinegeld“ Tageseintritt im nahegelegenen Club. Wenn er denn geöffnet ist, denn erst ab Ende April wieder. Dafür hat der Fitnessclub faire Preise. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Das „Monte“ von Montenegro ist sehr berechtigt

Gleich hinter uns liegt die „Black Pearl“, mit 108 m das drittgrößte Segelschiff der Welt. Für uns ein super Windschutz, denn die Mastspitze der Rivercafe verschwindet knapp über der zweiten Saling der Pearl – sie hat 6 davon. Sogar ein 200 Mio. Schiff kann Sorgen machen. Der Besitzer, ein russischer Oligarch, verstarb ausnahmsweise eines natürlichen Todes – an Covid. Und seitdem sollen sich seine Erben streiten, der Erzählung nach überwiegend ehemalige Ehefrauen. So lange kümmert sich eine Crew von locker 20 Menschen darum, dass die Pearl eine solche bleibt.

Das ist Porto Montenegro

Rettung für nicht EU-Bürger

Montenegro ist kein EU-Land und das macht es besonders attraktiv für Segler von „Overseas“. Ausländer dürfen drei Monate in Montenegro bleiben. Wer aber einen Liegeplatz hat, kann „Residential“ werden und unbegrenzt verweilen. Diese Möglichkeit gibt es für Nicht-EU-Bürger in der EU nicht. Aus EU-Land müssten sie nach drei Monaten wieder ausreisen. Also mitten im Winter und egal bei welchem Wetter. Von dieser dusseligen Regelung profitiert Montenegro und erfreut sich vor allem an Briten, Australiern und US-Amerikanern. Ein gutes Geschäft, das den EU-Mittelmeerländern verloren geht.

Das Nicht-EU führt leider auch dazu, dass es kein Telefon Roaming gibt – telefonieren ist sehr teuer. Und auch die Lieferung von Paketen ist fast unmöglich. Das erinnert dann wieder ein bisschen an die kleinsten karibischen Inseln. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Sailors Social Life

Da hier einige Overseas Segler überwintern, gibt es ein erfreulich nettes Sozialleben. Die „Lifeaboards“ treffen sich alle einmal in der Woche abends und auch die Ladies haben ihr eigenes Treffen. Man fährt gemeinsam einkaufen oder macht Ausfläge. Wir erfreuen uns an sehr sympathischen Nachbarn. Gleich neben uns liegt Pookie, eine Thai-Britin mit ihrem Mann Heath. Für die Briten ist Pookie ein Star, denn sie wurde zweite bei „Masterchef“, einer höchst beliebten Kochsendung in UK, die scheinbar jeder kennt – außer uns. Unbedarft genossen wir eine Einladung zu einem spektakulären und köstlichen Abendessen. Kein Wunder das niemand Pookie zum selbst gekochten einlädt. Rechts und links von uns, fanden wir viele interessante und sympathische Menschen.

Apero Löffel von Pookie

Black Pearl hinter uns, so schaut man auf der drittgrößten Segelyacht der Welt Rugby

Nach unserer ersten Woche in Montenegro, konnten wir bereits ein bisschen was sehen. Die Bucht von Kotor und die bergige Landschaft ist sehr schön. Bei der Freundlichkeit der Locals ist noch ganz viel Luft nach oben. Vom Charme und Humor der nur 200 km entfernten Italiener, haben die Montenegriner/innen nicht viel geerbt. Hoffentlich ist diese erste Woche nicht repräsentativ. Montenegro – Winterpause für Rivercafe

Kotor – Weltkulturerbe und ziemlich cool

An diesem Wochenende ist es überall etwas stürmischer. Ich laß von Sturmflut an Ost- und Nordsee, die Biskaya wird heftig und auch die Adria darf nicht fehlen. Wir haben den ersten Wintersturm in Montenegro. Zwischen 40-50 kn machen die Sache sehr ungemütlich an Bord. Und auch in der Karibik zieht ein Hurricane an den Leeward Islands vorbei, es ist bereits der 20. „named storm“. Im letzten Jahr waren es 14, die 118 Mrd. USD Schaden anrichteten.

Wir werden noch ein paar Tage in Montenegro verbringen und mal schauen, ob wir auch freundliche Locals entdecken können. / Holger Binz

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen