Die letzten Ziele der Saison: Sivota Paxos Parga Ammudia
In der letzten Zeit war viel los bei uns und deshalb hängen wir leider ein bisschen hinterher mit unseren Berichten. Mea culpa. Für das Ende der Saison hatten einen brillanten Plan ersonnen: ab Mitte September, wenn es leerer werden sollte, würden wir ein paar ausgewählte Orte besuchen, die in der Saison zu voll waren. Auf der Liste: Paxos, Antipaxos und andere Orten, die nur Platz für wenig Schiffe haben. Die letzten Ziele der Saison: Sivota Paxos Parga Ammudia
Nach unserer Theorie, wären dann deutlich weniger Charterschiffe unterwegs und auch viele Segler wären schon auf dem Weg nach Italien oder ins Schengen-Asyl in die Türkei, nach Montenegro oder Tunesien. Ein schöner Plan, aber leider völlig daneben. Gefühlt wurde es Ende September noch voller. Vermutlich haben die Charter Companies in Osteuropa und Russland geworben, denn man hört fast nur slawische Sprachen auf den zahllosen Charter Schiffen, mit häufig völlig überforderten Crews.
Sivota – Festland
Von Korfu segelten wir Richtung Festland, bei wenig Wind und flacher See, mit 3 Stunden Kurs auf das charmante Sivota. Einer von vielen Orten mit diesem Namen.
Es bedeutet ungefähr: „wo die Schweine weiden“. Dieses Sivota ist ein kleines Dörfchen ohne Schweine. Es gibt ein bisschen, aber anspruchsvollem Tourismus. Die vorgelagerten Inseln bieten eine wunderbare Wasserlandschaft. In einer Bucht vor dem Stadthafen fanden wir einen angenehmen Ankerplatz, in 8 m tiefen, klaren Wasser auf Sand/Schlamm Boden mit sehr gutem Halt. In den vielen Buchten herum gibt es ein paar nette kleinere Hotels und für deren Gäste ein wunderbar geschütztes Meer und sehr schöne Sandstrände.
Wasserlandschaft von Sivota
Paxos/Gaios
Auf die Insel Paxos hatten wir uns schon die ganze Saison gefreut.1.400 der 2.300 Paxioten leben in Gaios, unserem Ziel. Entlang des Dorfes zieht sich ein Steindock am Ufer eines gut geschützten Kanals. Um einen Liegeplatz zu bekommen, muss man zur richtigen Zeit und am richtigen Tag ankommen – und Glück haben, sogar im September. First-come-first-serve und viele, gelb markierte Liegeplätze dürfen nur von 16.00 h bis 11.00 h am folgenden Tag belegt werden. Gerade als wir einliefen, machten eine Hallberg Rassy 54 und ein kleiner Mono unseren zukünftigen Platz frei. Wenn man am Community Dock keinen Platz findet, sind die Alternativen spärlich. Nördlich, neben dem Fährdock, liegt eine kleine, aber teure Steganlage und südlich, außerhalb des Kanals ein schlechter, steiniger Ankerplatz, an dem an einem Montag 25 verzweifelte Yachties nach Halt suchten. Die letzten Ziele der Saison: Sivota Paxos Parga Ammudia
Voller Community Dock, Hafeneinfahrt, Schiffe am südlichen, steinigen Ankerplatz weil alles voll ist
vor dem Fischladen
Gaios ist sehr charmant. Zurzeit ist Paxos in Griechenland sehr en vogue, wie leider auch das gesamte Ionische Meer. Einer der Gründe der Popularität findet sich bei Netflix. Es gibt eine griechischen Produktion mit dem Name „Maesto in Blue“, die in und um Paxos, vor allem in Gaios spielt. Rivercafe lag zehn Meter entfernt vor einem der Hauptdrehorte.
In der Serie sieht man viel von Paxos und es ist tatsächlich so schön. Diese Popularität lässt sich Paxos vergolden. Normalerweise sind die Community Docks sehr günstig, in Gaios zahlten wir 60 € pro Nacht. Ein Monohull unserer Größe zahlte 40 €, ohne Wasser, Strom und Mooringleinen. Unsere Rivercafe verdiente mal wieder eine ordentliche Entsalzungswäsche, aber es gab kein Frischwasser. Die Insel leidet unter dramatischer Wasserknappheit und auch die Haushalte haben oft kein Wasser, wie wir später lernten. Das hinderte die Verkäuferin aber nicht, uns eine Datenkarte für nicht vorhandenes Frischwasser zu verkaufen. Die letzten Ziele der Saison: Sivota Paxos Parga Ammudia
In Gaios schwante uns schon, dass unsere formidable Theorie – leerer ab September – ein unglaublicher Schuss in den Ofen war. Es war megavoll und täglich entbrannte der Kampf um einen Liegeplatz. Noch nicht so wild wie in Hydra, aber es fehlt nicht mehr viel.
Ein Schiff am Dock von Gaios anzulegen, ist nicht ganz trivial. Weil es sehr eng ist, muss man seinen Buganker sehr präzise zwischen den schon liegenden Ketten am Meeresgrund auslegen, damit man keine anderen Ketten oder Anker behindert oder ausreißt. Die drei Tage unseres Aufenthalts waren eine maritime Freakshow.
Erschreckend viele Skipper waren keine Zierde ihrer Art. Unser Nachbar in der ersten Nacht, gemäß seines Shirts der „Sailing Instructor“ einer polnischen Crew, brauchte eine Stunde und mindestens 6 Versuche um sein Charterboot bei Windstille am Dock neben uns festzumachen. Dabei zog er mehrere Anker und Ketten anderer Schiffe vom Meeresgrund. In den Tagen sahen wir reichlich verhakte Anker und aufgenommene Ketten, viele Flüche von anderen Schiffen und mehr als eine Eskalation.
Ankerchaos, nachmittags wird es nicht langweilig
Nach drei Tagen hatten wir genug vom Stress unser Schiff vor Anlegern zu beschützen und machten uns auf den Weg. Ein Besuch von Antipaxos war chancenlos. Es war viel zu voll, um in einer der zwei Ankerbuchten einen sicheren Platz zu finden. Wenn man Schiffe mit Fendern ankern sieht, dreht man besser gleich ab.
Parga (Pargas)
Wieder gestärkt mit einer Dosis Paxos, steuerten wir statt Antipaxos, auf Empfehlung unseres Freundes Lorenz Parga am Festland an. (Lieber Lorenz: jetzt haben wir zwei Themen, bei denen wir sehr unterschiedlicher Meinung sind). Bei der Ansteuerung kamen uns locker 30 Schiffe aus der Bucht entgegen und so fanden wir einen guten Ankerplatz bei 7 m in sandigen Grund. Am eigentlichen Dörfchen darf man unter Strafe (500 €) nicht ankern, der Ankerplatz ist etwas nördlicher. Parga ist ein hardcore Touristenort, mit Strandliegen im Hunderterpack, reichlich Nippes Geschäften und unerbaulich viel Wassergedöns für Touristen: Parasail, Wasserski, Schleppkissen und was noch alles laut und aufwändig ist.
Die Hardware, also die Landschaft und die Küste ist sehr schön. Grün bewachsene Berge, eine Festung und sauberes Wasser. Das war leider alles Gute, was ich über Pargas zu berichten habe. Wind und Wellenschutz sind nicht gut und wir fühlten uns zum ersten Mal in Griechenland als Yachties nicht willkommen.
Parga, eigentlich schön, aber gruselig
Zwischen den ankernden Schiffen pesen Jetskis und Speedboote mit zweifelhaften Wasserbeschäftigungen herum. Je enger an den ankernden Schiffen vorbei, umso besser. Unser Segelfreund Michael erzählte uns, dass ein Parasegler von einem Motorboot in seine Saling gezogen wurde und in 15 m fest hing. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Parga in den Nachrichten auftaucht.
Es ist offensichtlich, dass sie in Parga keine Segler haben wollen. Als Landmensch würde es mich auch nerven, denn es ist auch wirklich viel zu voll Das AIS zeigte die Signale von 9 Schiffen, tatsächlich waren es 70, fast 90 % hatten kein AIS-Signal. Und erschreckend viele dieser 70 Skipper waren des Ankerns nicht fähig.
Mittwoch waren max. 20 kn Wind aus NW vorhergesagt, für 3-4 Stunden. Tatsächlich wurden es 28 kn über viele Stunden, stark drehend bis spät in die Nacht. Diese 8 Kn mehr waren vom Winddruck die doppelte Stärke als vorhergesagt. Wir hatten guten Halt, mussten aber Nachtwache schieben um zu sehen, ob eines der oft überaus optimistisch ankernden Nachbar Schiffe auf uns zutrieb. Die letzten Ziele der Saison: Sivota Paxos Parga Ammudia
Die Sache wurde verstärkt unangenehm, weil die meisten Schiffe verlassen waren. In Parga ist es nicht möglich, per Dinghi in das Dorf zu fahren, es gibt dort keinen Dinghi Dock. Dafür haben vermutlich die Wassertaxis gesorgt. Diese holen Gäste für eine unbescheidene Gebühr von 7 € pro Nase und einfacher Fahrt von den Schiffen ab und schippern sie ins 5 Minuten entfernte Dorf. Offensichtlich fanden das viele Crews cool, ignorierten den stetig steigenden und drehenden Wind und machten sich von Bord.
Parga bleibt uns unangenehm als der unerfreulichste Ort in Erinnerung, den wir in Griechenland besucht haben. Immerhin haben wir damit den Superlativ besetzt.
Zurück ins Paradis
Die unterschiedlichsten Orte können so nah liegen. Nur eine Stunde entfernt, lag das genaue Gegenteil von Parga. Ammoudia ist eine malerische Bucht, die zu ¾ von Land umschlossen ist.
Google Bild von Ammoudia, Acheron bevor es wellig wird, hikes mit Freunden, Rivercafe alleine in der Bucht
Mit einem verschlafenen Dorf und einem der schönsten Sandstrände, die wir in Griechenland sahen. Still und unaufgeregt, ohne Jetskis und Co. Alles sehr basic, aber wunderschön und ….leer. Wir waren zeitweise allein, bis unsere Freunde der Fram einliefen. Der Ankerplatz ist bei Navily schlecht bewertet und das liegt am nachmittäglichen NW Schwell, der es für einige Stunden ungemütlich macht und ab 15.00 h unmöglich, trocken mit dem Dinghi in den neben der Bucht fließenden Fluss Acheron einzufahren. Ein ungemütlicher Nachmittagswind tut sein Übriges, aber alles flaut bis 20.00 h abend wieder ab. Der Ankergrund mit Sand und Schlamm ist allerdings ausgezeichnet und trotzdem ist das Wasser klar uns sauber, gut geeignet zum Wassermachen und Schwimmen.
Geburtstagsstopp
Es ist schwer zu glauben, aber sogar beim Segeln wird man älter, mein Geburtstag stand an. Unsere Freunde der Fram, Margaret und Dan verschoben zu meiner Freunde ihre Abreise nach Sizilien, um meinen Geburtstag zu feiern. Wir verlegten in die Two Rocks Bay, die leider immer beliebter wird. Es ist Platz für ca. 15 Schiffe, es wurden 30, die rücksichtslos eng ankerten.
Segler mit Distanzproblemen
Ansonsten ein entspannter Geburtstag, in einer schönen, aber sehr einfachen Strandbar. Wir genossen das letzte Mal für die Saison das glasklare Wasser für unsere letzten Schwimm- und Paddelausflüge der Saison. Die letzten Ziele der Saison: Sivota Paxos Parga Ammudia
Jetzt liegen die letzten 30 nm der Saison vor uns, nach Preveza, dem Ort unseres Winterlagers. /Holger Binz
Ihr Lieben … hatte Sehnsucht nach euch…unser Treffen war zu kurz… super informativ euer Bercht, werde jetzt mal öfters bei euch „reinschauen“. Viel Spass mit der Family und erfreuliches Bauen, wir sehen uns, Ulli