Von Sommerferien, Wasser und Mördern

Kinder an Bord und Mord in der Karibik

Schulferien, die beste Zeit für einen Besuch auf der Rivercafe. Kinder an Bord bedeutet uns ganz schön aufzumischen. Hannah (9), Henri (13), Jil und Manfred erfreuten uns mit ihrem Besuch, für die Kids nun das vierte Mal.

Ich hatte tagelang überlegt, welche Ziele wir ansteuern sollten, passend zum Wetter und dem Timing. Vorgabe: klares Wasser, wenig Seegang, etwas zu sehen an Land kurze Distanzen und natürlich Tavernen, weil wir nicht in der Pantry wohnen wollten.

Schließlich hatte ich einen guten Plan – meiner Meinung nach. Dann wurde die Brücke von Lefkada geschlossen und ich fing wieder an umzuplanen. Irgendwann hatte Ka genug davon: „die Kids brauchen nur Wasser – sonst nichts. Lass uns einen netten Ankerplatz suchen und du wirst sehen, das ist genau richtig“. Und so kam es dann natürlich auch.

Die Kids landeten in Preveza und nach einer kurzen Fahrt nach Palairos am Festland, nahmen wir unsere Gäste am Ankerplatz an Bord. Gleich am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Lefkada. Normalerweise geben wir Gästen einen Tag zum Eingewöhnen, aber hier im Ionischen ist das Meer meist so glatt, dass man sich nicht an den Seegang gewöhnen muss. Außerdem hatten wir angeregt, 2 Wochen vorher schon mit einer höher dosierten Vitamin C Kur zu starten – wie bei all unseren Gästen an Bord. Das hilft sehr gut gegen Seekrankheit.

Wir hatten in Sivota zwei Tage am Steg einer ehemaligen Olivenmühle gebucht. Liotrivi ist heute das schönste Restaurant am Ort und einer der wenigen Stege in dieser Bucht, die bezahlt werden müssen – und das ordentlich. Zweifellos ist es aber auch der schönste Platz in der Bucht, denn man kann dort ins Wasser.  Wir durften den privaten Wasserzugang des Liotrivi Besitzers Spiros nutzen.

Die Kids trollten im Wasser und auf den Stand-ups – die Zeit verflog. Für die zweite Nacht machten noch eine 80 Fuß Segelyacht und eine 120 Fuß Motoryacht an unserem Steg fest. Ein Wunder das der Steg hielt. Für uns war es das Zeichen aufzubrechen. Solche Nachbarn sind nicht angenehm, denn sie lassen die ganze Nacht Generatoren mit Lärm und Abgasen laufen, haben die Unterwasserlichter an und derer Chartergäste waren bei weitem zu „nose-up“ für einen Sommer in Griechenland und Steg Nachbarn in Flipflops.

Karambolage

Vor dem Auslaufen wurden wir noch Zeuge eines heftigen Crashs in der Bucht. Eine 55 Fuß Yacht ankerte in der engen Ausfahrt der Bucht. Keine gute Ideen und mir fällt spontan kein schlechterer Ankerplatz im ganzen Ionischen Meer ein. Täglich passieren hunderte Schiffe das sich ständig drehende ankernde Schiff.

Das fast Unvermeidliche geschah dann morgens. Ein Katamaran rammte mit dem Bug fast mittig den Rumpf der schicken Yacht. Ein enormer Riss im Rumpf und buchtfüllendes Geschreie war das Ergebnis. Vermutlich das Saisonende des Monohulls. Ich hoffe, er hatte keine größeren Pläne wie ein Atlantik Crossing im Sinn.

Auf dem Weg zum Wasserspaß

Unbehelligt verließen wir Lefkada und steuerten das Festland an. Auf dem Weg konnten wir den Kids demonstrieren, welches Ergebnis Klimawandel und Überfischung haben: keinen Fisch an unseren zwei Schleppangeln. Henri blieben nur seine geliebten frittieren Anchovis in den Tavernen.

Wir ankerten noch zweimal um und die Tage dazwischen bestanden hauptsächlich aus Wasser. Reinspringen, schwimmen, reinspringen, Stand-up, reinspringen, Luftmatratzen, reinspringen …..Ich bin mir nicht sicher ob ich letztlich Schwimmhäute bei den Kids gesehen habe, aber auszuschließen ist es nicht.

Die große Bucht von Palairos war perfekt, denn auch wenn mal 50 Schiffe ankerten, war immer noch viel Platz. Zum klaren Wasser gab es noch Strandtavernen und Eiscreme. Genauso, wie man sich Sommerferien in Griechenland auf unserem Schiff vorstellt.

Wir genossen eine sehr unterhaltsame Zeit und freuten uns, dass wir den Kids ein bisschen von unserem Leben zeigen konnten.

Unsere Familie hatten das perfekte Timing erwischt. In der Zeit war es immer über 30 Grad und das Wasser war angenehm. Gleich nach deren Abreise kühlte es ab, es wurde windig und wellig, für fast eine Woche. Sogar die Wassertemperaturn fielen auf 22 Grad. Wir nutzten die Zeit für Waschen, Wassermachen und Aufräumen.

Invitated by Carine and Frank to their lovely house

Bucht von Nydri

Für uns begann damit der letzte Teil der Segelsaison. Wir segelten vom Festland wieder nach Lefkada, diesmal in die Doppelbucht von Nydri. Wir waren im letzten Jahr kurz dort um abzuwettern. Diesmal war das Wetter sehr ruhig und wir ankerten in der hinteren Bucht. Das ist die vermutlich geschützteste Bucht im Ionischen Meer. Die einzigen Wellen stammen von kleinen Motorbooten und der Wind wird von Bergen auf allen Seiten abgehalten – sogar die Fallwinde blieben aus. Es ist eher ein Schweizer Bergsee – nur etwas wärmer. Mit uns ankerten zwischen 50 – 100 Schiffe und sogar die High Season ist hier gut zu ertragen. Allerdings lädt das Wasser nicht zum Schwimmen ein und Frischwasser machten wir hier auch nicht. Um unseren Wasser-Mindeststandard zu halten, nutzten wir öfter mal den Pool eines Hotels in der Bucht.

Alles in Nydri

Der schlammige Boden der Bucht bietet auf 6-7 m Tiefe perfekten Halt für den Anker. Nachts ist die Stille der Bucht und der klare Sternenhimmel unglaublich erholsam. Trotz der zahlreichen Anker Nachbarn ist die Atmosphäre sehr entspannt.

5 Dinghi Minuten entfernt liegt das Dörfchen von Nydri mit unzähligen Tavernen und Bars. Und mit der kultigsten Chanderly (Yachtausstatter) Westgriechenlands. Der Typ muss Zugang zu einem Paralleluniversum haben, denn auf gefühlt 20 m2 gibt es alles, was ein Segler braucht. Allerdings sollte man schlank sein, wenn man den Laden betritt.

Während der entspannten Tage in Nydri erfuhren wir vom Schlusspunkt eines tragischen Ereignisses vom Februar letzten Jahres.

Nachtrag zu Mord der Simplicity Crew

Im Februar 2024 hatte ich davon berichtet, dass drei Männer aus St. Vincent die supernetten Segel Buddies und Cat-Segler Kathleen und Ralph überfallen, entführt und ermordet haben. Die drei Täter brachen aus dem Gefängnis in Grenada aus, wo sie Haftstrafen wegen anderer Delikte verbüßten. Sie wurden kurz nach der Tat in St. Vincent gestellt und nun ist das Gerichtsverfahren beendet. Der Anführer Ron Mitchel wurde zu 86 Jahren Gefängnis verurteilt. In frühestens 50 Jahren darf er um Begnadigung bitten, dann ist er 80 Jahre alt. Seine Mittäter Atiba Stanisclaus und Trevor Robertson wurden zu ähnlich langen Haftstrafen verurteilt.

Kathleen und Ralph macht das nicht mehr lebendig. Aber ich hoffe, es setzt ein Zeichen für die Kriminellen unter den 100.000 Einwohnern von St. Vincent & The Grenadines. Und deren Verantwortung dafür, dass das wunderschöne St. Vincent den traurigen Ruf als krimineller und gefährlicher Hotspot der Karibik hat. Bei 100.000 Einwohnern werden um die 55 Menschen pro Jahr ermordet. Das ist eine 10mal höhere Mordquote als in den USA und 67mal höher als in der EU. Es ist ein schwacher Trost, dass die „sonstige“ Kriminalität in den letzten Jahren etwas nachlässt.

Solche Verbrecher tragen wesentlich dazu bei, die Entwicklung eines der schönsten Länder der Karibik zu verhindern. Die Einkommen in St. Vincent sind die niedrigsten in der Karibik. 750 USD ist der Monatsdurchschnitt, aber da sind die höher Bezahlten Staatsdiener enthalten. 300-500 USD pro Monat ist realistisch, wenn man legal etwas verdient. Da macht jeder Segler oder Tourist, der ausbleibt einen Unterschied. Und nach Kathleen und Ralph, bleiben sehr viele Segler aus.

Ich hoffe, dass die Regierung und die Menschen dort das Problem in den Griff bekommen und man in ein paar Jahren wieder dieses Paradies besuchen kann.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen