ARC+ vor dem Bug
Wir kommen langsam wieder in den groove. Es ist wieder normal, dass „rechts“ Steuerbord heißt und die Küche Pantry. Unser deutschsprachiger Anteil sinkt, während Englisch alltäglicher wird. Wir beginnen das Leben an Bord zu genießen und sind mittlerweile sehr happy, das wir auf einen Kat umgestiegen sind – und vor allem auf eine Leopard. Scheint das perfekte Schiff für uns zu sein.
Es schwankt anders als auf einem Mono, aber es ist für uns beide sehr beruhigend, die leichten Bewegungen. Vor allem Nachts, wenn wir im komfortablen Eigner Rumpf nächtigen oder Stechmücken jagen. Der Alltag wird mit jedem neuen Tag maritimer. Neben liegt ein kanarischer Fischer. Wenn er einen guten Tag hatte, schenkt er uns ein paar Fische, die wir abends auf den Grill legen. So wird das wieder was, mit dem Seglerleben.
Und damit sind wir auch schon bei unseren Plänen. Wir haben ja bereits erzählt, das wir die ARC+ mit segeln wollen. Die Atlantic Rally for Cruiser wurde 1986 von Jimmy Cornell gegründet und ist seit Jahren die größte Segelregatta/Rallye der Welt.
Jeden November starten in Las Palmas zwei Mega-Rallys: die ARC+: Las-Palmas-Cape Verde-St. Lucia. Normalerweise hat sie um die 90 Schiffe. Die größere ARC (ohne plus) segeln ca. 200 Schiffe. Da geht’s geht direkt die 3.000 nm von Las Palmas nach St. Lucia – ohne Stopp. In dieser Fleet ist alles dabei was schwimmt. Vom Volvo Ocean Racer bis zum 32 Fuß vintage Boot.
In diesem Jahr ist alles anders und viel kleiner und deshalb sind wir dabei. Corona hat Spuren hinterlassen und Zweidrittel der Starter sind ausgestiegen und haben ihren Start auf das nächste Jahr verschoben. Verständlich, wenn man ein Jahr Pause macht wie die meisten ARC Segler, dann ist es ohne zusätzliche Handicaps schöner. In diesem Jahr sehen das nur 27 (ARC+) und 65 (ARC) Starter anders. Unsere 27 Schiffe kommen aus 12 Ländern, davon 6 aus Norwegen und natürlich nur eines aus Luxembourg 🙂
Die „Rivercafe“ liegt jetzt in Las Palmas de Gran Canaria am Steg der ARC+ Teilnehmer. Täglich kommen weitere Schiffe dazu und langsam entsteht diese besondere Atmosphäre einer Segelrallye, die wir schon beim Barbados 50 genossen haben. Tagsüber flattern die ARC+ Flaggen auf den Schiffen und abends weht der Duft unterschiedlicher Speisen über den Steg.
Alle arbeiten an ihren Schiffen, treffen Vorbereitungen für die Reise oder ruhen sich von der Anreise aus. Die Crews quatschen miteinander, erzählen sich von ihren Plänen und tauschen Erfahrungen und Tipps aus. Woher bekommt man Proviant, welcher Chandler ist gut oder hat der Segelmacher noch Zeit für Arbeiten? Abends gibt’s dann zwischendurch mal ein Glas zusammen und so kommt man sich näher.
Es ist eine intensive Phase mit viel Arbeit. Die richtigen Handwerker zu finden oder die nötigen Ersatzteile, das kostet viel Zeit und Engagement. Aber es macht Freunde sich für das Ziel Karibik und ein sicheres Crossing reinzuhängen. Die drei Wochen Vorbereitung werden wie im Fluge vergehen. Und ab und zu ein starker Wind in der Marina erinnert uns daran, dass es da draußen auch nicht immer so relaxt zugeht.
Auch bei uns ist noch einiges an Bord zu erledigen. Schön, dass die Liste täglich kürzer wird. Unser wichtigster Mangel, die jämmerlich montierten Winschen, sind erledigt. Wir können wieder gefahrlos Segel setzen. Jetzt bleiben vor allem die Sachen, die unsere Werft vergessen hat. Aber das Handling mit Leopard und die Freigaben der Arbeiten liefen zuletzt erfreulich unkompliziert.
In Las Palmas gibt es ziemlich kompetente Schiffstechniker und Handwerker. Einiges, bei dem in Tenerife noch abgewunken wurde, bekommen wir hier erledigt. Liegt vielleicht auch an den besonderen Corona Umständen, denn weniger Yachten füllen die Auftragsbücher.
Wir nutzen die ausgezeichnete Infrastruktur um ein paar Sachen auf dem Schiff umzubauen oder zu ergänzen. Die von Leopard fest versprochenen Außen Polster werden nun doch nicht geliefert. Naja, damit hatten wir auch mehr gerechnet. Und sst es nicht auch dämlich Polster für ein Schiff aus Südafrika in den USA schneidern zu lassen und dann nochmal um die halbe Welt auf die Kanaren zu schicken? Das gibt keinen Carbon Footprint Award.
Gut so, dass uns nun ein Polsterer aus Gran Canaria alles anfertigt. Gut für Sunny und George, die Handwerker – und gut für die Umwelt. Wie schön, das wir nicht 3.000 nm auf hartem Polyester sitzen müssen – das sieht dann aus wie Orangenhaut und fühlt sich auch ziemlich taub an. Die ersten Polster sind mittlerweile angefertigt und es ist wie ein neues Schiff.
Anders als bei unserem ersten Crossing zu zweit, werden wir diesmal zu fünft über den Atlantik segeln. Unsere Freunde Jana und Toni sind mit dabei und dann wird uns „unser“ Gary begleiten. Darüber sind wir extrem happy. Gary war unser delivery Captain, der die Rivercafe aus Cape Town zu den Kanaren gesegelt hat. Niemand kennt unser Schiff besser und niemand könnte uns besser in die Segelgeheimnisse der Rivercafe einführen. Gary ist ein Supertyp und wir sind in kurzer Zeit richtig gute Freunde geworden. Ich schätze wir haben Gary so lange bequatscht, bis er blutige Ohren hatte und nicht mehr nein sagen konnte. Ende des Monats fliegt er wieder von Südafrika zu uns.
Startschuss für uns ist der 8.11. um 13.00 h. Witziger Weise startet am gleichen Tag die Vendee Globe in Sable d`Olonne, aber das ist natürlich ein ganz anderes Kaliber. Ich kann jedem empfehlen, dieser Regatta zu folgen. Das sind Heldengeschichten.
Vor der ARC, den Vorbereitungen und unsere Strecke werden ich beim nächsten Mal mehr berichten. Hoffentlich hat unser Fischer nebenan heute einen guten Fang. / Holger Binz
So lovely to read your latest update. You must have many lovely feelings, of nostalgia over the past memories, happiness to be there right now again, and excitement for what is coming. It sounds like you are getting more comfortable with Rivercafe and her inner workings too. Have fun and „vasbyt“(Gary can explain t hat one for you?) lots of love, Jenny