3 Perlen im Golf und ein Ex-Orakel

Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Bei unserer weiteren Reise durch den Golf von Korinth hielten wir uns nur noch an der griechischen Festlandseite auf. Auf der Peloponnes Seite sind die Ziele weniger interessant und es gibt keine gute Ankerplätze oder Marinas. Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Galaxidi

Nach der Passage durch den Korinth Kanal steuerten wir das 40 nm entfernte Galaxidi an. Der galaktische Name, könnte kaum weniger zu dem 1.500 Einwohner Städtchen passen. Was wie ein mondäner Küstenort klingt, ist ein kleines, verschlafenes Dörfchen auf einer Landzunge zwischen zwei Buchten, gegenüber viel Pinienwald und verschlafener Natur. Tavernen am Wasser, eine Kirche auf einem Hügel und ein paar kleine Läden sorgen für das Nötigste. Ein richtig schönes, unaufgeregtes Örtchen. Allerdings auch der kulinarische Tiefpunkt unserer bisherigen Reise. Am Dock, gleich gegenüber des Pavillions gibt es das Abovo Restaurant, mit leckeren Speisen. Den Rest kann könnte man selbst nicht schlechter kochen, oder wie unser Freund Marc sagt: Ich aß schon schlechter, aber erst einmal. Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Auf dem Weg nach Galaxidi steuert man die Bucht von Itea an, an deren Ende das Städtchen Itea liegt. Das ist eine sachliche 4.500 Einwohner Stadt, mit einer etwas schäbigen Hafen und deutlich weniger Schutz vor Schwell, als Galaxidi. Auch dort gibt es eine brauchbare Corniche, aber es ist ein nicht bemerkenswertes Städtchen nur für die Einwohner, nicht für Touristen. Tourismus hat Galaxidi übrigens auch nicht. Zurück zur Ansteuerung. In der Itea Bucht hält man sich nach Backbord, passiert zwei kleine Inseln und hält dann auf die Landzunge mit dem Dörfchen zu. Dort hat man die Wahl zwischen Community Dock linker Hand oder Ankerplatz auf der rechten Seite. Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

   

Das Dorf von Galaxidi und ein Denkmal für die Frauen und Kinder, der an Land gebliebenen Seeleute

Wir ankerten mit maximal 15 anderen Schiffen vor der Stadt bei 7 m Tiefe. Auf den Dock der Stadt hatten wir keine Lust. Eine kühlende Brise vor Anker war uns lieber als Kettensalat am Community Dock. Tatsächlich ist eine Brise sehr angenehm, denn alle Tage liegen jetzt deutlich über 30 Grad und auch nachts bleibt es bei 20 Grad. Sommer in Griechenland.

Für mich war es der erste Schwimmtrip. Die Wassertemperaturen haben sich in meiner persönlichen Skala von „charakterbildend“ auf „belebend“ erhöht und damit ist auch meine Wassersaison eröffnet, ein paar Wochen nach Ka. Der Meeresboden in Galaxidi ist schlammig, damit ist das Wasser nicht so klar, wie in Griechenland üblich, aber gut für eine Schwimmrunde und zum Frischwasser machen.

Atemberaubend: Blick auf Itea und Galaxidi (ganz hinten links oben) mit dem größten Olivenhain (alles grüne sind Olivenbäume) 

Delphi – ohne Orakel

Die Rivercafe lag gut und sicher und deshalb mieteten wir ein Auto und fuhren 35 Minuten in die Berge nach Delphi. Allein die Strecke ist die Fahrt wert. Sie führt zunächst entlang der Bucht, dann durch den größten Olivenhain Griechenlands mit fast 1 Mio. Bäumen und schließlich in die Berge – mit spektakulären Ausblicken bis hinauf in die beeindruckende Bergwelt von Delphi. Wer wegen des Orakels kommt, ist 1.600 Jahre zu spät. Seit dem 4. Jahrhundert wird nicht mehr orakelt. Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Statt Weissagungen, findet man eine sehr schöne historische Stätte, gut erhalten und einen Besuch und 20 € Eintrittsgeld wert. Gutes Schuhwerk und Wasser sind empfehlenswert, denn über 100 Höhenmeter sind es, von unten bis zum im Berg gelegenen antiken Stadion. Das Stadion sieht so aus, als ob man sofort Wettkämpfe veranstalten könnte. Wir folgten dem Rat von Seglern und waren gleich um 8.00 h morgens dort – bevor Horden von Touristen mit Bussen einfallen, 800.000 pro Jahr – ebenso viele wie in Olympia. Zwischen 8 und 9 h waren wir fast alleine.

Delphi: Stadion, Tempelreste und Theater in imposanter Bergwelt

In Delphi fanden auch – wie in Olympia – alle vier Jahre Festspiele und Wettkämpfe statt: die Pytischen Spiele, benannt nach der von Apollon getöteten Schlange. Anders als in Olympia, gab es zu den sportlichen Wettkämpfe noch kulturelle Wettbewerbe mit Schauspiel, Gesang und Tanz – und noch ein paar weiteren Disziplinen. Das war wohl Apollon zu verdanken, dem Sohn des Zeuss und als Gott zuständig für Künste – und noch so einiges.

Trizioni Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Ein paar Tage verbrachten wir in Galaxidi bevor wir uns zu unserem nächsten Ziel aufmachten: der kleinen Insel Trizioni, 20 nm weiter zum Ende des Golfs von Korinth und 500 m vom Festland entfernt. Es gibt nur relativ wenig Ankerplatz vor der Insel, weil es entweder zu flach, zu tief oder zu eng ist. Ein kleiner Hafen hat Platz für ca. 15 Gastschiffe, der Rest sind überwiegend verwesende Dauerlieger. In der Hafeneinfahrt ist ist auch noch Platz für ca. 5 Schiffe. Wir machten mal wieder an einem Dock fest, ohne Wasser – also ein Trockendock 🙂

Auf Trizioni gibt es vermutlich die größte Tavernen Dichte pro Einwohner überhaupt: 7,8. Die 55 Einwohner haben 7 Tavernen zur Auswahl. Ein kleines Wassertaxi bringt Gäste vom Festland und ein paar Segler helfen sicher auch, die Stühle in der traumhaften Bucht gleich am Wasser mit Blick auf das Festland zu besetzen. Trizioni ist unvergleichbar – einfach nur schön.

Trizioni, der Ort an dem die Ruhe erfunden wurde

Wir schwammen um eine vorgelagerte Insel, wanderten die maximal möglichen 7 km einmal um die Insel und genossen die größtmögliche Unaufgeregtheit, die ein Ort bieten kann. Witzig, dass wir ausgerechnet hier unser schwedischen Segelfreunde Margarete und Dan wieder trafen und die Deutschen Doris und Peter kennen lernten. Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Wenn man Zeit hat, sind ein paar Tage in Trizioni sehr zu empfehlen. Für Nichtsegler wird gerade ein kleines Hotel am Wasser gebaut, einfach aber nett und sehr relaxt.

Nafpaktos

Unser letztes Ziel im Golf von Korinth war im Vergleich zu Trizioni eine Großstadt. Nach 15 nm waren wir fast am Ende des Golfes angelangt, in der 12.000 Einwohner Stadt Nafpaktos. Dort gibt es einen sehr ungewöhnlichen „Hafen“, ein antikes Rund innerhalb der Stadtmauern. Sehr cool, aber ich bin mir sicher, das bereits zwei ankernde Schiffe ihre Ankerketten übereinander werfen müssen, weil es so eng ist. Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Wir bevorzugten einen Ankerplatz und warfen den Anker in den schlammigen Grund vor der Stadt, gleich an der Stadtmauer. Auf unserem Weg durch den Korinth Kanal, genossen wir nur spiegelglattes Wasser. Nicht so in Nafpaktos. Der Ankerplatz ist nicht gut geschützt und bei 20 kn Wind und passendem Schwell, machte die Rivercafe ein paar Dehnübungen. Nach der Stille der letzten Zeit, war für uns der Lärm einer Stadt und Autoverkehr sehr ungewohnt. Wie schnell man sich an Stille gewöhnt.Galaxidi Delphi Trizioni und Nafpaktos

Nafpaktos. Die Bucht, Rivercafe vor dem Hafen, Festung bei Sonnenuntergang, die Festung mit Blick auf die Brücke von Patras, Ka´s Pause nach dem Aufstieg

Pures Glück: der blaue Punkt sind wir, um uns herum reichlich Blitzeinschläge

Byzantiner, Franken, Venetianer und Osmanen zofften sich um diese Stadt in strategisch guter Lage, daher auch die enorme Festung. Unsere Freunde Margarete und Dan lagen auch hier und mit der Wandermaschine Dan, erklommen wir die 150 Höhenmeter auf die x-te Festung unserer Reise. Der Ausblick über die Stadt, zur Brücke von Patras und zurück in den Golf war das Workout wert.

Die Abende in Nafpaktos sind sehr charmant. Die Tavernen in der Stadt, an der Festungsmauer und am Wasser füllen sich mit Griechen. Es ertönt griechische Musik, die so wohltuend harmonischer klingt als die so oft gespielte monotonere Musik der (wenigen) Beachclubs. Die Festungsmauern sind festlich angestrahlt und das alles ergibt eine wunderbare Sommernachts-Atmosphäre. Bis Wind und Welle immer unerfreulicher werden. Als der Wind konstant über 20 kn stand, wurde auch die Welle immer nerviger. Fünf Schiffe hielten etwas länger durch, aber dann machten sich alle – so wie  wir – wie auf ein Startzeichen los und flüchteten zu ihren jeweiligen neuen Zielen. /Holger Binz

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