4 Tage, 5 Flüge, 700 USD für C19 Tests
Nach einem Jahr unterwegs, reisen wir am Sonntag zum ersten Mal gemeinsam zurück nach Europa. Wir versuchen es zumindest. Es wird Zeit Familie und Freunde in Luxembourg und Deutschland wieder zu sehen.
Wer sich noch verschwommen an das Reisen vor Corona erinnern kann, der soll diese wunderbaren Erinnerungen wehmütig bewahren. Reisen 2021 geht ganz anders. Die Bürokraten Schurken haben die völlige und sinnlose Kontrolle übernommen. Alles ohne Gewähr.
Wir wollen einfach nur von Grenada nach Frankfurt. Dazu werden wir 4 Tage unterwegs sein und 5 Flüge haben. Und wenn das nicht schon irre genug ist: wir brauchen auch noch für (fast) jeden Flug einen C19 Test, obwohl wir geimpft sind und 4 der 5 Flüge nur Transit sind. Und das für zusätzliche 700 USD nur an Testkosten.
Die Planung unserer Rückreise hat unseren besten Uli Fichtenberg (unser Reisebüro seit vielen Jahren) vermutlich Lebenswochen gekostet. Uns natürlich auch und dazu ein kleines Vermögen, denn die Reisekosten sind explodiert und die Nebenkosten beachtlich. Grenada nach Frankfurt
Ein paar Einzelzeiten?
Normalerweise gibt es von Grenada Verbindungen nach Toronto, Miami, New York und London. Kanada ist zu, die USA sind bockig und wenn man zum Transit reinkommt, dann sind die Flüge doppelt so teuer, als die ohnehin schon teuren Flüge über UK. London Immigration und die British Airways sind halt Engländer, die nicht kümmert, was sie gestern angekündigt oder Widersprüchliches veröffentlicht haben.
Wir hatten kurz einen Direktflug Grenada-London, der wieder storniert wurde. Wieder aufpoppte und wieder storniert wurde. Wir wollten kein Gambling, sondern sichere Flüge. Also buchte Uli uns Grenada-St. Vincent-Barbados-Antigua. Dort müssen wir drei Tage warten, bis der nächste Flug nach London geht. Von dort nach Frankfurt. Etwas mühsam, aber ok. Es gibt Schlimmeres als ein stopp-over in Antigua. Grenada nach Frankfurt
Dann schlägt die Stunde der Bürokraten, vor allem in London. Aber der Reihe nach. Für den Transit in Barbados (keine Einreise, nur Flieger wechseln) brauchen wir einen max. 72 Stunden alten, ziemlich sinnlosen PCR Test, nur für den Transit. Den Test bekommen wir in Grenada für 300 USD und mit Müh und Not konnten wir noch einen Testtermin vereinbaren. Kein Test, keine Weiterreise. Immerhin, dieser PCR Test ist auch noch gut für Antigua zur Einreise, vermutlich.
Verwirrtes England
Als nächstes brauchen wir dann einen Test für den Transit in London (keine Einreise, nur Flieger wechseln), made in Antigua. Antigua macht das nur in einem Hospital für 400 USD oder im Hotel für 550 USD und man hat keine Wahl. Allerdings geht der Test nur mit einer vorherigen Anmeldung mit Wochenfreist, was bei uns zeitlich nicht mehr geht. Zudem wissen wir von anderen Seglern, das Antigua häufiger Tests „verliert“. Also versuchte ich den Briten klarzumachen, dass wir es zeitlich nicht schaffen können, einen PCR Test zu bekommen. Und außerdem sollen doch am 19.7. alle britischen Regeln fallen. Und alles nur für den Transit? Geimpft? Ich bot an, in meiner Zeit in London auch nicht zu atmen. Aber Bürokraten sind nun mal ebensolche und dem gesunden Menschenverstand offenbar sehr abgeneigt. Das sei alles mein Problem.
Nein, dass soeben erworbene Ticket, mit keinem Hinweis auf Transit Tests, würde nicht erstattet, falls wir keinen PCR Test bekommen. Ich solle doch die AGB lesen. Auf den Websiten aus England haben wir reichlich Widersprüchliches gefunden, aber was kümmert es die Bürokraten, wenn sie Quatsch veröffentlichen. Die AGB sind bestimmt nicht widersprüchlich. Uli konnte sie dann auf einen Antigen Test runterhandeln. Das sollten wir schaffen.
Und dann kommt noch die ex-EM mit den steigenden C19 Fällen auf der Insel hinzu, was vermutlich Auswirkungen auf die Einreise nach Deutschland haben wird. Wenn wir nicht noch die alten deutschen Pässe in der Schublade hätten, dürften wir vermutlich als Luxembourger gar nicht von London nach Deutschland fliegen. Wir hatten aber keine Zeit mehr, das auch noch zu prüfen. Nun haben wir die Einreisestempel in Grenada in einem anderen Pass, als bei der Ausreise. Hoffentlich keine weitere Herausforderung.
Und dann noch eine kleine Wendung, damit wir uns nicht entspannen. Die British Airways beschloss den Anschlussflug von London nach Frankfurt zu verschieben. Nicht zeitlich, sondern von Heathrow nach City, zu einem anderen Flughafen. Wir hätten dann den Flughafen und den Transit verlassen müssen und im worst case sogar in Quarantäne gehen müssen (ungeklärt). Glücklicherweise konnte Uli dann den Flug von der BA wieder loseisen und zur Lufthansa umbuchen. Ohne Flughafenwechsel, also immer noch Transit.
Und dann noch Grenada nach Frankfurt
…ein paar Nebensächlichkeiten, dass unser Rückflug gleich um 2 Tage verschoben wurde. Und unser Abflugtermin in Grenada von 10.10 h auf 9.00 h – klar, ohne Info an uns. Ach ja, und für Barbados, London und Frankfurt müssen wir jeweils nochmals separate Einreisedokumente ausfüllen, jeweils mit engem Zeitfenster. Wir haben rein zufällig überall Internet, aber das ist für Segler nicht normal. Ohne Internet kann man gar nicht mehr reisen.
Leider sind wir kein Einzelfall. Türkische Freunde wollen von Grenada nach Istanbul. Weil ihre Visa ausgelaufen sind und die Botschaften seit einem Jahr zu sind, fliegen sie Grenada-St. Vincent-Antigua-Panama-Istanbul. Auch nicht schlecht. Warum zum Teufel sind die Botschaften zu? Die sitzen eh immer hinter Glas.
Tja, da sind wir nun auf unserem Schiff, dass bald für 5 Wochen ohne uns auskommen muss. Ich bin mir nicht sicher, ob die Unwilligkeit der Bürokraten eine C19 Nebenwirkung ist oder einfach schon immer auf diesem hohen Niveau war. Ach wäre das schön, wenn die Verwalter dieser Welt eines schönen Tages doch tatsächlich mal für die Menschen da wären, statt uns das Leben schwer zu machen.
Falls ihr in den nächsten Wochen nichts mehr von uns lest oder wir unsere Verabredungen mit Euch nicht einhalten, dann sind wir irgendwo verschollen. Vermutlich in irgendeiner Transitzone begraben. / Holger Binz
Oh Holger,
ich kann Euren Frust so nachvollziehen. Die Frau meine Kollegen versuchte kurz nach Ostern von Ecuador zurück nach München zu reisen. Bormalerweise kein Problem, Quito – Amsterdam – München (alles in allem ca. 19 Stunden).
Mit C19 war es dann schon etwas komplizierter. 5 x den Flug verschoben, storniert, umgebucht – dann über Panama raus, erst mal nach Paris und dann weiter nach München. Mit Kind (2 Jahre) und 3 x 2 PCR Tests für knapp 400 Euro und natürlich der Ungewissheit, ob es in Panama oder Paris dann auch wirklich weiter geht. Reisezeit 2 volle Tage. Immerhin waren die Fluggesellschaften so kulant, die ursprünglichen Ticket von andern Gesellschaften jeweils anzuerkennen, sodass wenigstens hier keine weiteren Kosten fällig wurden.
Wir wagen inzwischen daran zu zweifeln, ob Reisen jemals wieder nur annähernd so ähnlich wird wie zu Zeiten vor C19.
Wahrscheinlich wäre es Für Euch einfacher gewesen einfach nach Europa zu segeln.
Ihr habt mein Mitgefühl… dazu fällt einem nicht‘s mehr ein… wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich kaputt lachen! Euch dennoch eine gelingende Reise und eine schöne Zeit in unseren Breiten, LG Vroni
Au weia! Da dachtet Ihr, dem Kladderadatsch zu entkommen, und er läuft Euch nach … toi toi toi für die Reise – hin und zurück …
Gosh – easier just to sail back!!
Es wird nicht langweilig bei euch, auch wenn ihr diesmal von Bürokraten gequält werdet und nicht vom Wetter. Die Bürokratie konnte ich schon vor 2 Jahren erfahren auf meinem Flug von Miami nach Frankfurt mit Umsteiger in der Dom-Rep. Transit = NEIN. Transit ist geschlossen. Also einreisen mit Gebühr im Terminal einmal rumlaufen wieder Treppe rauf und Alle Kontrollen und Formulare nochmal – tja Bürokraten gibt es leider zu viele. Aber ihr setzt es ja trotzdem irgendwie immer um. Also gute Reise und sollte es zu lange werden das wir nichts von Euch lesen. Werden wir uns hier zusammen schließen und alle Quarantäne-Lager absuchen….. Liebe Grüße Jürgen