Besuch der Familie

Sommerferien, war das nicht das schönste Wort der Schulzeit? Und dann noch Großeltern mit einem Schiff – ist das nicht die Superkombi? Wenn ich mir vorstelle einen Opa mit Schiff gehabt zu haben, bekomme ich Schnappatmung. Nun, mein Großvater war Postler und sammelte Briefmarken. Besuch der Familie

In den letzten Sommerferien waren wir gerade im Mittelmeer angekommen und unsere Enkel besuchten uns auf Mallorca, auf unserem Weg ins östliche Mittelmeer. In diesem Jahr freuten wir uns, dass Hannah, Henri, samt Mutter Jil und Opa Manni unsere Einladung ins Ionische Meer annahmen. Wir waren noch nie zu sechst auf der Rivercafe. Allerdings sehen wir oft genug gecharterte Schiffe unserer Größe mit 8-10 Leuten an Bord. Dann sollten wir das auch zu sechst schaffen.

300-400 Flugzeuge landen täglich in Mallorca, das macht die Anreise so einfach und billig, wie zu keinem anderen Ort. 50-60 Flieger schaffen es täglich nach Korfu, dem Touri Hotspot im Ionischen Meer. Gerade mal 20 finden im Sommer Kefalonia, inkl. Privatjets. Aber alle fliegen genau über unser Schiff, wenn wir in der Marina liegen. Besuch der Familie

Wohin im Ionischen Meer?

Korfu wäre die einfachste Lösung, mit zwei Segeltagen Anreise für uns von Kefalonia. Das Revier ist schön, die Küche ist – nach unserer Meinung – die beste im Ionischen Meer und die Anreise ist einfach. Aber Korfu im August ist Dantes Inferno. Neben den normalen Seglern, kommen hunderte von Charterschiffen hinzu und als Sahnehäubchen, zusätzlich noch alle Segler Italiens.

Es scheint ein Gesetz zu geben, dass alle Italiener mit Schiff verpflichtet, genau am 1. August ins Ionische Meer nach Griechenland zu segeln, bevorzugt nach Korfu. Das bedeutet ankern mit Fendern raus, aber das kratzt gut gelaunte Italiener nicht. Tatsächlich trafen wir vor zwei Wochen das erste Luxembourger Schiff unserer Reise, die “Summerwind” mit dem sympathischen Gianluigi. Bei dem Namen sind die italienischen Wurzel schwer zu übersehen und er bereitete uns auf das Sommerverhalten der Italiener vor. Besuch der Familie

“Stressfreier” überzeugte und wir konnten die Kids nach Kefalonia locken. Obwohl es die größte Ionische Insel ist, finden nur wenige Touristen den Weg hierher. Nichts ist überfüllt, aber dafür hat es die teuersten Mietwagenpreise, die ich je bezahlt habe. Besuch der Familie

Rund um Kefalonia übernahmen dann, wie von Gianluigi vorhergesagt, Italiener. Aber mit ihrem besonderen Charme. Steuerfrauen mit eleganten Hüten sieht man nur auf italienischen Schiffen, sie bringen dolce vita einfach mit nach Griechenland. Dennoch gibt es genügend Ankerplatz im kristallklaren Wasser, besonders im Süden und Westen der Insel.

Familienbesuch

Megaflop Odysseus

Die Kids flogen ein und für eine entspannte Eingewöhnung, gehen wir nicht gleich am ersten Tag raus aus der Marina – wir hatten ja auch 2 Wochen Zeit. Ich fühlte mich für die kulturelle Bildung der Kids verantwortlich und was gibt es Spannenderes als griechische Mythologie? So fand ich einen Besuch im Odysseus Park auf der Ostseite bei Sami passend. Wenn ich ein Buch der griechischen Sagen auf der Nase balanciert hätte, wäre es spannender gewesen. Der Park war schon in den 90ern out und so traf mein ungeschickter Bildungsversuch auf ziemlich verwirrte und gelangweilte Blicke mit der unausgesprochenen Botschaft „echt jetzt?“. Besuch der Familie

Odysseus Park

Uns blieb nur die Flucht nach vorne und die war „auslaufen“. Nach kurzer Fahrt fiel unser Anker an den Felsen von Spartia, einer Bucht mit dem allerfeinsten und klarsten Wasser. Die Wassersportsaison war eröffnet und alle paar Minuten sprang jemand auf unterschiedliche Art ins Wasser oder kletterte auf water-toys.

Zu Beginn hielt Hannah die wenigen Fische noch auf Abstand von mindestens 5 Metern. Zum Ende der Reise, wollte sie Fische am Stand mit der Hand fangen und ein blauer wurde zu ihrem neuen Freund. Die Kids genossen sichtlich das klare und 28 Grad warme Wasser. Besuch der Familie

Henri übernahm das Kommando über unser Dinghi (Beiboot) und so chauffierte uns ein 12-jähriger fortan stolz zu den Landgängen. Wenn er nicht gerade Steinberge unter Wasser auftürmte. Hannah entdeckte an einem Stand mit reichlich Lehm ihre Passion fürs Töpfern und Kneten, die Sonne erledigte das Brennen.

In den nächsten Tagen steuerten wir verschiedene Strände an, die auch zur High-Season mäßig besucht bis völlig leer waren. Einen der schönsten Strände nahmen die Kids in Besitz und erklärten ihm zum Privatstrand. Und das war zufällig noch ein Turtle-Beach, mit einem Schildkröten Nest. Besuch der Familie

     

Sommer am Meer

Schildkröten Zeit

In diesen Tagen ist die „nesting“ Zeit der Schildkröten, für die Kefalonia berühmt ist. Die Weibchen graben nachts Löcher in den feinen Sand und lassen durchschnittlich 100 Eier verschwinden. Das Loch wird wieder zu gegraben und die Sonne brütet in 7-10 Wochen die Eier aus. Dann kommt – Ende August – das „hatching“. Zuckersüße Baby Schildkröten graben sich nach dem Schlüpfen nachts aus dem Sand und tapsen unbeholfen ins Meer. Ein lockerer Job für die Eltern, ganz ohne Erziehungsauftrag, denn die Kleinen schlagen sich alleine durch. Allerdings erreicht nur eine von 1.000 Schildkrötenbabies das Erwachsenenalter und das erklärt auch die notwendig hohe Zahl an Eiern.

Ende August wird es so weit sein und dann werden freiwillige Naturfreude helfen, die bereit stehenden Raubtiere fernzuhalten und die Überlebenschance der Geschlüpften zu verbessern. Die Möwen und Falken, haben sich die Tage des Schlüpfens sicher schon vorgemerkt. Besuch der Familie

Farewell in Argostoli Besuch der Familie

Wir besuchten noch die Hauptstadt Argostoli und ankerten in der Bucht, einem dead-end. Das Wasser lädt nicht zum Schwimmen ein, aber dafür sieht man alle paar Minuten eine Schildröte. Die Hauptstadt ist klein aber nett und gut für ein paar Erledigungen. Leider wurden der Seegang und Wind etwas heftiger und die Landgänge wurden ziemlich feucht. Dafür konnte sich Henri ausgiebig seiner neu entdeckten Leibspeise widmen: gebackene Anchovis. Zu unserer Freunde trafen wir noch Segelfreunde für ein farewell: die “Kalyra” vor dem Weg nach Tunesien und die “Sawaasdekat” auf ihrer Reise über den Atlantik in die Karibik. Besuch der Familie

Jil und “Masterchef” Pookie

Die letzten Tage verbrachten wir nochmals ankernd an Stränden und das wars dann mit dem Sommerurlaub der Kids. Wir verarbeiteten Berge an Wäsche, schliefen und aus und machten uns dann wieder klar für den nächsten Familienbesuch in ein paar Tagen.

Wir liegen nun erneut vor Anker an unserem neuen Private Beach. Die Schildkröten Mutter begegnete uns beim morgendlichen Schwimmen. Vielleicht sucht sie noch Paten für Ihre Babies. Wir müssen das mal besprechen. /Holger Binz