Nydri Vliho eine Brücke und der Ambrakische Golf
Die Bucht von Vliho, eine Bucht hinter Nydri, hielt uns länger als geplant. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir während unserer gesamten Reise so viele ruhige Nächte am Stück hatten, ohne Wind und Wellen. Erholsamer, ungestörter Schlaf. Wir konnten nachts komplett abschalten und sogar mein üblicher mitschlafender Alarm Modus, kam mal zur Ruhe.
Ab und zu versuchte mal eine Flottille diese friedliche Bucht zu einem Ballermann zu machen, aber das wurde immer schnell unterbunden.
Wir ließen es sehr langsam angehen, vor allem weil Ka unter einem eingeklemmten Nerv litt, der ihr buchstäblich den letzten Nerv raubte. Glücklicherweise gab es im 15 km entfernten Lefkas den Physo Efstathios Nellis, der sich der Sache lindernd annahm. Einen Tag mussten wir raus aufs Meer, um unsere Frischwassertanks wieder aufzufüllen. In der Nydri Bay man leider kein Frischwasser machen. Nydri Vliho eine Brücke und der Ambrakische Golf
Wie so viele griechische Orte – auch die mit etwas Tourismus – schaffen es die Ionischen Orte völlig unmondän zu bleiben. Kein Vergleich zu den Luxusorten der Cote d`Azur oder mancher schickimicki Insel in der Ägais. In Nydri kosten Cocktails einstellig und alles bleibt entspannt. Man kann zu zweit für 50 € zu Abend essen. In Nydri auch mal für 150+ €, denn hier gibt es Restaurants mit anspruchsvoller Küche, eine Rarität bei den überwiegend traditionellen griechischen Tavernen.
Ich frage mich, ob es noch länger so wunderbar relaxt bleibt. Immer mehr Superyachten laufen diese Region an. Sicher es noch „so natürlich“ ist. Aber wenn Zuckerberg und seine Bros Zakynthos anlaufen, dann dauert es auch nicht lange bis seine social Media Claqueure den Rest der Welt anlocken und wird’s eng mit der „Natürlichkeit“. Bleibt doch mit euren Superyachten an der Costa Smeralda oder in St. Tropez und lasst hier alles seinen langsamen Weg gehen. Es gibt hier weder Gucchi noch Prada.
Apropos Luxus: Für die Bucht von Vliho gibt es ein sehr ambitioniertes Marina Projekt, das diese wunderbare Bucht zerstören würde. Die Planungen dauern schon ein paar Jahre und wenn ich es richtig einschätze, hoffen 99,9 % aller Menschen, dass es nie zustande kommt.
Die Brücke ist wieder da
Bestens ausgeschlafen und bereit den Weg um Lefkadas Westen einzuschlagen, erhielten wir die Nachricht, dass es eine Lösung für die Lefkas Brücke gibt. Und tatsächlich, genau einen Monat nach der Schließung wurde aus Athen eine Fähre angeliefert. Nydri Vliho eine Brücke und der Ambrakische Golf
Lefkada Kanal
Leihgabe Foto der aktuellen Fähre als Brücke, “Brücke” geöffnet. Im Hintergrund liegt noch die alte Brücke, die abtransportiert wurde
Eine bizarre Lösung, denn diese Fähre passte mit heruntergelassenen Rampen quer genau in den Kanal. Der Autoverkehr, inkl. Reisebussen und LKW, fuhr längs mitten durch die Fähre um vom Festland auf die Insel zu kommen. 6-mal am Tag wirft der Kapitän seinen Motor an und steuerte die Fähre zur Seite, damit Schiffe den Kanal passieren konnten. Man kann die griechischen Bürokratie reichlich mit Häme wegen der Zulassungspanne übergießen, aber diese Lösung war wirklich creativ und cool. Es dauerte genau einen Monat, um das Problem zu lösen, Respekt.
Verd••••• Social Media
Meine tiefe Abneigung zu (a)sozialen Medien wurde bei dieser Aktion wieder heftig befeuert. Als sachlich über die Ankunft der Fähre berichtet wurde, kamen umgehend Posts von „Experten“, die völligen Mist berichteten. Die Fähre sei zu kurz, es müssten erst noch Betonarbeiten (genau 20 m3 Beton) am Dock vorgenommen werden, die Öffnung wäre auf unbestimmte Zeit verschoben. Was geht nur in den Hirnen dieser Gestalten vor? Nichts davon war richtig. Dennoch gingen umgehend zig kommentierende Posts ein, die unkritisch und kenntnisfrei im gleichen Tenor Bösartigkeiten und Beleidigungen veröffentlichten.
Mir wird ganz schummerig, wenn ich bedenke, für wie viele Menschen „soziale Medien“ die Hauptinformationsquelle ist. Medien in denen sich jeder Tölpel und Wichtigmacher äußern kann. Ich wüsste gerne, wie viele Segler sich aufgrund dieser Falschaussagen auf den Westweg nach Norden gemacht haben.
Wie angekündigt, ging die Fähre am 14.8. in Betrieb und unsere Segelkumpels von der „Long Tom“ waren die ersten Kunden. Wir machten uns am folgenden Morgen auf den Weg. Nach 10 nm erreichten wir um 9.50h den Kanal und warteten mit 10 anderen Schiffen im engen Fahrwasser auf die Öffnung, mit der gleichen Anzahl auf der Nordseite. Easy und durch. Welch eine Erleichterung für Lekada und die ganze Gemeinde. Nydri Vliho eine Brücke und der Ambrakische Golf
Auf der Nordseite des Kanals setzten wir die Fock im leichten Wind. Schon auf den ersten Meilen erinnerten wir uns wieder daran, dass wir das Wasser im nördlichen Teil des Ionischen Meers klarer fanden als im Süden und vor allem im Osten. Es war superklar und sauber, ohne Müll und sichtbares Plastik.
Prevaza Ankerplatz
Unser Ziel war das nur 10 nm entfernte Preveza. Das 20.000 Einwohnerstädtchen liegt im Ambrakischen Golf, durch einen Kanal vom Ionischen Meer erreichbar. Es ist ein weiterer Charter Hotspot, mit Flughafen, einer großen Marina und unglaublichen Kapazitäten für Land-Lagerplätze für Yachten.
Kaixis Restaurant macht froh
Ein paar Tage ankerten wir neben der Stadt in einer gut geschützten Bucht. Guter Halt im schlammigen Grund, aber das Wasser war trüb und häufig schmutzig. Das Städtchen ist nett, pulsiert im Rhythmus der Übergabetermine der Charteryachten und den damit an- und abreisenden Segeltouristen. Boutiquen, Tavernen und Bars gibt es einige, aber sehr wenig Geschäfte zum proviantieren. Wir machten uns ein paar nette Tage und erfreuten uns abends an den köstlichen Speisen im Mermaid Kaixis Restaurant, mitten in den Gassen der Stadt
Ambrakischer Golf
Der Ambrakische Golf ist ein 400 km2 quasi Binnengewässer, nur mit dem Kanal von Preveza mit dem Ionischen Meer verbunden. Knapp 20 nm ist die Länge, ca. 14 nm breit und berühmt für seine Bewohner: Delphine und Schildröten. Es gibt auch reichlich Fischfarmen. Das Wasser ist mit 29 Grad viel wärmer als „draußen“, aber trüb wegen reichlich Nährstoffen und einem meist schlammigen Meeresgrund. Yachties müssen sich mit dem Wasser einteilen, denn Frischwasser können wir hier nicht machen.
Die südliche Seite des Golfs ist grüner als die nördliche. Vonitsa war unser Ziel, ein Dörfchen mit 4.000 Einwohnern. Trotz einer bemerkenswerten Festung und schöner Natur, ist Vonitsa völlig untouristisch. Als Fremder wird man freundlich begrüßt und wer eine Fremdsprache beherrscht fragt meist, ob es einem auch hier gefällt.
Unser Pinienwald Windschutz, mit Brücke und Festung von Vonitsa
Wir ankerten in einer Bucht östlich der Stadt, geschützt von einer kleinen romantischen Insel mit Pinien. Östlich unseres Ankerplatzes lag ein beeindruckender Berg mit einer seltsamen Struktur. Ein Feuerwehrmann erzählte uns, dass hier eine Woche vor unserer Ankunft ein Feuer wütete, das den Berg fast komplett abfackelte. Es wird Brandstiftung vermutet. Wie durch ein Wunder überstand das einzige Haus am Berg den Brand fast unbeschadet. Sobald der Wind von Ost wehte, rochen wir die Brandreste – wie Klamotten nach einem Abend am Lagerfeuer. Nydri Vliho eine Brücke und der Ambrakische Golf
Der gesamte Berg brannte ab und dieses eine Haus (im Foto links ganz links) überlebte das Inferno
Dieser Ambrakische Golf ist eine richtig gute Lösung für die High Season. Es sind überraschend wenig Schiffe unterwegs und gute Ankerplätze findet man reichlich. Nachmittags zwischen 14.30 und 18.30 h weht meist ein frischer Wind für gutes Segeln. Dieser Golf wird wohl bei keinem der Charterflotten als Tipp angepriesen, denn man sieht kaum Charterer und vor allem keine Flottillen. Ein Refugium für Segler.
Unsere Wasserbestände werden entschieden, wie lange wir in diesem Golf bleiben. Die Wassertanks der Rivercafe, können wir erst wieder im Ionischen Meer befüllen. /Holger Binz
Hallo Ihr Lieben,
Nur am Rande habt Ihr nun auch etwas von den unzähligen Bränden in Griechenland, Spanien, Portugal und Frankreich mitbekommen. Einen verkohlten Hügel.
Da könnt Ihr froh sein. Bei der Trockenheit bleiben solche Ereignisse nicht aus.
Nicht allein der Klimawandel ist schuldig.
Wir wünschen Euch, dass Ihr weiterhin von solchen Katastrophen verschont bleibt.
Auch gut, dass meistens viel Wasser um Euch herum ist.
Lieben Gruss aus der Eifel
Jürgen