Katakolo, Pylos, Kalamata Westliches Peloponnes
Vor unserer Abfahrt in Katakolo durften wir die Herausforderungen des griechischen Anlegens und die zwei typischen Probleme beim Ankern live erleben. Bei unseren Nachbarn. Wie schon beschrieben, haben die Docks alle keine Mooring Leinen, um das Schiff am Bug zu befestigen. Das muss jedes Schiff selbst erledigen, indem der Buganker 3-4 Schiffslängen vom Dock entfernt ausgeworfen wird und die Kette nachläuft, bis das Heck am Dock ankommt. Dann werden die Heckleinen festgemacht und die Ankerkette hart eingeholt und gespannt. Es ist nicht so schwierig wie es klingt. Nur muss der Steuermann das Schiff möglichst gerade zurücksetzen, damit die Kette nicht über andere Anker oder Ketten zum Liegen kommt. Das würde nämlich deren Abfahrt erschweren und nicht zum freundlichen Miteinander beitragen. Westliches Peloponnes
Bei einem solchen Manöver sahen wir bei einem Schiff, wie der Anker im Wasser verschwand und kurz vor dem Dock dann auch gleich die ganze Kette. Deren Ende war offensichtlich nicht am Schiff befestigt und nun ruhte sie befreit vom Schiff mit dem Anker auf dem Meeresgrund. Unser Segelkumpel Dave traf das unerfreuliche Schicksal, das sich sein Anker in einer am Meeresgrund liegenden anderen, schweren Kette verfing. Sehr nervig, vor allem für einen Einhandsegler.
Unsere Ankerkette ist zu kurz – Leopard ist vorbildlich
Bei uns an Bord, entdeckten wir auch etwas Bizarres. In den letzten 5 Jahren hatten wir in der Karibik und den Bahamas kaum auf tieferem Grund als 5 Meter geankert und damit auch selten mehr als 30-35 m unserer Kette aus dem Ankerkasten gelassen. Beim griechischen Ankern brauchten wir aber mehr Kette und mussten feststellen, dass uns Leopard statt der gekauften 70 m Kette nur 50 m an Bord eingeladen hatte. Wir meldeten diesen Tatbestand, sendeten Belegfotos unseres Kettenzählers und die formidable Leopard Crew um Julien machte kein Gewese und gab uns den Erwerb einer 70 m Kette frei. Wir sind richtig happy mit dem Service von Leopard.
Die Kette zu beschaffen war allerdings eine interessante Erfahrung. Aber dazu später mehr. Westliches Peloponnes
Kyparissia
Wir verließen Katakolo und segelten 5 Stunden bei leichten Winden und ruhiger See entlang wunderbarer und völlig leerer Strände gen Süden. Bei Kyparissia ankerten wir vor der Einfahrt zu einem rudimentären Hafenbecken.
Kyparissia im Hang, Rivercafe vor Anker
Der Mai ist eindeutig die Zeit des Erwachens der Natur, einschl. intensiver Paarungszeit in der Tierwelt. Rund um unser Schiff turtelten Turtels und waren intensiv mit der Produktion neuer Generationen von unechte Karettschildkröten beschäftigt. Die Paarung dauert oft viele Stunden (bis zu 24 h) und solange treiben zwei – meist beeindruckend große Panzer, knapp unter der Oberfläche.
Das Zentrum des 5.000 Einwohner Örtchens Kyparissia ist knappe 15 min Fußweg vom kaum belebten Hafen entfernt. Wir fanden Gemüse, Backwerk und ein ganz nettes Dorfzentrum mit vielen Restaurants und Bars. Wenn es an einem auf dem Peloponnes nicht mangelt, dann sind es Cafes und Tavernen. So eine hohe Dichte, haben wir noch nirgendwo gefunden. Das gilt übrigens auch für Apotheken. Westliches Peloponnes
Trotz wenig Wind und einer Welle unter 50 cm, wurde die Nacht sehr unangenehm rollig. Die Rivercafe schwankte in der extrem kurzen Dünung so nervig, dass wir morgens gleich weiter zogen.
Pylos
Die Bucht von Pylos war unser nächstes Ziel, knappe 30 nm entfernt. Wir erreichten die rundherum geschützte Bucht gegen Mittag. Für zwei Nächte suchten wir uns einen Ankerplatz im nördlichen Ende und genossen zwei ruhige Tage vor Anker, abgesehen vom üblicherweise kräftig auffrischendem Wind am Nachmittag. Die Bucht von Pylos ist einfach nur schön. Für Segler prima geschützt vor der Dünung, guter, sandiger Ankergrund zwischen Gras Patches und an Land perfekt für einen Spaziergang in eine der vielen Tavernen am NE Ende. Sehr unauffällig in die Landschaft gebaut, liegen an der östlichen Seite zwei exklusive Hotels von W und Mandarin Oriental. W
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Die Nordseite der Bucht von Pylos
Am dritten Tag ankerten wir die Rivercafe vor der Stadt Pylos, eher ein Dörfchen mit 2.500 Einwohnern. Auch dort fanden wir gute Sandflächen zwischen Gras und Gestein. Dort gibt es eine kleine Marina und ein großes Hafenbecken, aber wir ankerten vor der Stadt. Dieser Ort ist nicht so gut gegen Schwell geschützt wie der Norden, aber immer noch sehr angenehm. Die Festung von Pylos ist außergewöhnlich schön, sowohl vom Zustand, wie auch von der Lage. Dort gibt es eine Ausstellung zu versunkenen Städten am Peloponnes. Hier war schon immer was los. Besuchenswert. Der zentrale Platz im Dörfchen von Pylos ist von reichlich Bäumen beschattet und mit vielen Cafes und Tavernen ideal für eine Pause und Erfrischung.
Festung von Pylos
In diesen Tagen wird es langsam sommerlich. Tagsüber knacken wir auch schon mal die 30 Grad, die Zeit der Shorts ist gekommen. Jetzt muss nur noch die Wassertemperatur sommerlicher werden (damit auch Holger ins Wasser kann, sagt Karin), die 20 Grad zurzeit finden wir noch sehr frisch (beide!!!).
Unseren Besuch in Pylos mussten wir leider verkürzen, denn wir mussten eine streikende Dusche reparieren und eine neue Ankerkette aufnehmen. Beides konnten wir nur in Kalamata beheben, aber dazu mussten wir dort hin und hatten keine Ahnung, wie lange es dauern sollte.
Kalamata Westliches Peloponnes
Kalamata ist eine echte Stadt mit 57.000 Einwohnern, mit einer richtigen Marina und mit einem Hafen nebenan. Sie liegt malerisch am Ende des Messenischen Golfs, am Fuße des beeindruckenden Taygetos-Gebirges, bei dem wir uns sicher sind, Schneereste vom letzten Schneefall von vor zwei Monaten gesehen zu haben.
Die Marina ist nicht günstig – eine Nacht kostet für uns 110 € – aber sie bietet perfekten Service und hat sogar Mooring Leinen. Kostas – der Elektriker in der Marina – kam am gleichen Tag und brauchte nur ein paar Minuten mit unserer Dusche. Die neue Ankerkette sollte am übernächsten Tag aus Athen geliefert werden. Unglaublich schnell. Uns blieb dennoch ein bisschen Zeit für Sightseeing und Ausflüge.
Ein kleiner Blick nach Kalamata
Kalamata hat sehr schöne Viertel und ein nettes Zentrum, mit sehr vielen Geschäften für alles. Wenn man die richtigen Viertel findet, ist es eine wunderbare Stadt um herum zu schlendern, ab und zu einen Kaffee in einem der unzähligen Cafés zu trinken und das lebendige Treiben zu beobachten. Trotz der Attraktivität ist Kalamata sehr untouristisch. Brühmt ist die Stadt übrigens für die gleichnamige Olive, die tatsächlich köstlich schmeckt. Westliches Peloponnes
Messene (Messini)
Unsere Segelpause nutzten wir für Ausflüge. Wir mieteten ein Auto und fuhren nach Messene (Messini). Das ist die wohl beeindruckendste antike Stätte, die wir je besucht haben – und wir haben schon sehr viele besucht. 30 km im Landesinneren, liegt eine sehr gut erhaltene Anlage mit Stadion, Theatern und Tempeln. Das 2.400 Jahre alte Stadion sieht aus, als ob man es gleich nutzen könnte. Messene ist von reichlich Olivenhainen umgeben und die Stille der Natur mit der frühsommerlichen Wärme, sorgt für eine unglaubliche Atmosphäre.
Antike Bauten, phantastisch erhalten
In einem Theater der Anlage wurde von Schülern Theaterstücke aufgeführt. Die Akustik war erstaunlich und soll bis heute Rätsel aufgeben. W
Lunchbreak mit Aussicht
Koroni
Einen weiteren Trip machten wir nach Koroni, auf der westlichen Seite des Messenischen Golfs. Ein sehr charmantes Dörfchen am Wasser, mit Ankerplätzen für Schiffe. Sehr griechisch, sehr malerisch. Koroni hatten wir als Stopp auch auf unserem Plan, aber wir kennen das ja mit den Plänen.
Korini
Seit unseren Ausflügen in der Region fragen wir uns, wer diese unglaubliche Menge an Oliven essen soll, die hier überall wachsen. Das müsste für die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung genügen. Und was ist mit der enormen Menge an Olivenöl? Zweifellos das Köstlichste, dass wir kennen. Aber solche Mengen? Gibt es Menschen die darin baden?
Sympathisches Dörfchen
Und dann kam die Kette. Wir zogen die Kette an Bord und befestigten unseren Ultra Anker sehr gründlich. Bezahlen sollte ich in einem kleinen Laden in der Stadt. Obwohl mir ein Angebot und eine Rechnung zugesagt wurde, war alles sehr schwierig. Die Dame im Laden sprach nur griechisch und sie war sehr störrisch. Tatsächlich dürfen In Griechenland keine Rechnungen an Privatpersonen ausgestellt werden, wie ich bei diesem Ereignis lernen musste. Nur, wie sollte ich die Kosten bei Leopard ohne Rechnung einreichen? Ich bekam einen Kassenzettel – unlesbar in griechischem Alphabet. Könne man doch übersetzen. Das der Rest der Welt ein anderes Alphabet verwendet, schien nicht wirklich relevant zu sein. Ich wollte die Kette schon zurückgeben, bis dann nach einer Stunde Palaver und Workshops mit allerlei helfenden, englisch sprechenden Griechen eine Lösung gefunden wurde.
Die Griechen scheinen mir wirklich panisch bemüht, Buchhaltungsprobleme zu vermeiden. Ist wohl noch eine Schäuble Nachwirkung aus dunklen Zeiten. Es ist wirklich absurd.
Wir werden nun das schöne Kalamata wieder verlassen. Das Wetter hat für uns entschieden. Dazu beim nächsten Mal mehr. / Holger Binz
Beeindruckende Bilder. Vielen Dank.
Lieben Gruss
Jürgen