Der Kater danach oder alles frisch?
Kennt ihr das Gefühl von Kaufreue? Kurz nachdem man eine Entscheidung für eine größere Investition getroffen hat, bereut man es. Egal ob Handy, Auto oder Schiff. Ein neueres Modell vom Wettbewerber, ein Testbericht, ein vermeintlich günstiger Preis oder man wird sich letztlich der Tragweite der Entscheidung bewusst. Ist so normal wie der Kater nach einer durchzechten Nacht.
Kognitive Dissonanz nennt man das im Marketing. Professionelle Firmen unternehmen was dagegen. Sie bleiben im Kontakt, schicken Welcome Packages oder binden den Kunden in irgendeiner Weise, damit er nicht zu zweifeln beginnt und sich weiter gut fühlt.
Es ist jetzt fast zwei Jahre her, dass wir den Kaufvertrag für unsere Leopard unterschrieben haben und in weniger als vier Monaten ist endlich die Übergabe in Kapstadt.
Also, wie steht`s mit unserer Kaufreue?
Als wir uns für die Leopard entschieden, hatten wir einen ganz brauchbaren Marktüberblick und die in Frage kommenden Marken hatten wir intensiv inspiziert. Zu dem Zeitpunkt gab es für unsere Bedürfnisse nichts Besseres. Auch Tage nach der Unterschrift hatten wir keine Kaufreue.
In den zwei Wartejahren waren die Hersteller fleißig und präsentierten neue oder überarbeitete Modelle. Ich habe das verfolgt und auch viele der neuen Schiffe gesehen. Beneteau`s Excess, Lagoons 46, Foutain Pajots 45, Nautitec, aber auch Outremer, Slyder und Aventura. Das die Wahl zum „Kat des Jahres“ diesmal ausgefallen ist, spricht nicht für die neuen Schiffe. Keines dieser neuen Modelle – und auch kein altes – hat unsere Entscheidung ins Wanken gebracht. Wir haben Null Kaufreue, auch zwei Jahre nach der Unterschrift.
Nach wie vor sind wir überzeugt, dass die Leopard der richtige Kat für uns ist. Und das liegt ausschließlich am Schiff und der Werft. Das Leopard Marketing steht sicher nicht im Verdacht, geschickt Käufer zu manipulieren. Das Leopard Management macht nämlich gar nichts, um Kaufreue zu vermeiden. Nicht mal ein Owners Welcome Package bekommt man – im Gegensatz zu den Wettbewerbern, die ganz anders auffahren, bis hin zu World Rallyes. Finde ich beachtlich bei einer Investition im Wert eines Hauses. Wir sind dafür mit einem sehr engagierten und sympathischen Vertriebsbetreuer Christoph beglückt, der sich richtig reinhängt und vieles kompensiert.
Vermutlich ist Leopard der einzige Kat Anbieter, mit einem Null Euro Marketingbudget. Sie sind quasi die Antipode zu Beneteau, die ihre Excess Modelle mit großem Werbeaufwand beworben haben – aber das Schiff scheint nicht nur mich nicht zu überzeugen.
Gegen (nicht wirklich) aufkommende Zweifel hilft auch das erfreuliche Feedback anderer Leopard Eigner. Da ist z. B. Sisu, die umfangreich in ihrem Youtube Channel über ihre Leopard 45 berichten. Nach einem Jahr an Bord, ist das Fazit von Captain Frik sehr positiv, was uns natürlich sehr freut. Die Mängelliste ist überschaubar und um Meter kürzer als alles was wir bei unseren vorherigen Schiffen hatten. Auch in der Facebook Leopard 45 Owners Group wird von überschaubaren Problemen gesprochen. Kein Schiff ist perfekt. Aber die Reaktion und Problembeseitigung von Leopard wird oft gelobt. Das nimmt man als Eigner dann auch lieber, als ein gutes Marketing.
Ich bin ja auch in Zukunft mehr Eigner, als Marketingmensch. / Holger Binz