Keine Zeit für Montenegro

Türkei – Besuch einer Hochzeit

Kaum hatten wir die Rivercafe mit 10 Festmacherleinen und Extrafendern in Montenegro zurückgelassen, war keine Zeit mehr für neue Reiseberichte. Wir waren sehr froh, dass unsere Winterpläne uns weg brachten, von dem unangenehmen Wetter Tivats. Es wurde kalt (einstellig), jede Woche ein Sturm und Regen ohne Ende. Unsere Heizung, die letzten drei Jahre unbenutzt, wurde zum wichtigsten Gerät an Bord. Keine netten Bedingungen, um auf einem Schiff zu leben. Bis April werden unsere Reiseberichte ohne Segeln auskommen. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Nach 22.500 gereisten km in den letzten 3 Wochen, schreibe ich heute aus Spanien. Es ist viel passiert, deshalb wird das hier ein Mehrteiler.

Ciao Montenegro

Unser Plan sieht vor, dass wir erst im März wieder zurückkehren. Die Ziele unserer Reise machten es zum schwierigsten Gepäck aller Zeiten: 4 Monate Reise, Inhalt für Hochzeit, Job und Freizeit. Temperaturen über 35 Grad, Temperaturen unter Null und Schnee. Und das mit 23 kg pro Person. Unsere mobile Kofferwaage bewies sich als perfekte Anschaffung. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Wir verließen Tivat Richtung Podgoriza, der völlig unbemerkenswerten Hauptstadt Montenegros. Die fast 2-stündige Fahrt führt durch erstaunliche, bergige Landschaften. Podgoriza ist vermutlich die einzige Hauptstadt dieser Welt, die ihren Flughafen nicht ausschildert. Aber irgendwann findet man ihn, wenn man in Richtung der startenden Flugzeuge fährt. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Unser Ziel war Kas, in der Türkei. Das zweitsüdlichste Städtchen der Türkei, je 2 Auto Stunden zwischen Dalaman und Antalya und 300 km südöstlich vom Seglerparadies Bodrum. Wir freuten uns auf die Hochzeit unserer Freunde Arzu und Emre, die an Bord ihrer Amel gleichzeitig mit uns 2020 den Atlantik überquerten. Später verbrachten wir eine aufreibende Zeit gemeinsam auf den Virgin Islands, aber das ist eine andere Geschichte.

Die Turkish Airlines hatte was gegen unsere Teilnahme an der Trauung und strich unseren Flug von Podgoriza nach Istanbul, als wir beim Check-in standen. Es wurde ein trostloser Tag im verregneten Podgoriza auf Kosten der Turkish Airways. Wir verpassten die Zeremonie und erst am folgenden Tag und mit 28 Stunden Verspätung kamen wir gerade noch zur Party. Übrigens eine Party, bei der ich kein einziges Musikstück kannte. Aber alles sehr groovie und tanzbar mit vielen Handumdrehungen. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Kas – Küstenstadt im Süden

Kas (spricht sich Kasch) ist ein schöne, kleine und lebendige Küstenstadt. Sehr sympathisch und in der Offseason nicht überfüllt. Der Stadt macht allerdings der Krieg der Russen gegen die Ukraine zu schaffen. Auf den Straßen hört man mehr russisch als türkisch, denn viele Russen und Ukrainer haben sich an die türkische Westküste abgesetzt. Das tut der Stadt gar nicht gut, denn sie setzen das bisherige Gleichgewicht außer Kraft. Vom Staat bezahlte Lehrer oder Ärzte verdienen in unserem Maßstab wenig, aber die bisher sehr günstigen Lebenshaltungskosten, erlaubten ein auskömmliches Leben. Nun kommen die Zugereisten, die über wesentlich höhere Mittel verfügen und sprengen das Gefüge. Allein die Mieten haben sich seit Kriegsbeginn vervielfacht. Die Locals können sich die Mieten nicht mehr leisten und die Stadt beginnt auseinanderzufallen. Vielleicht sollte Emir E. doch mal seine innige Freundschaft zu Diktator P. überdenken. Seinen Leuten tut es nicht gut. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Der guten Laune und Freundlichkeit der Türken, kann nicht mal ihr unbeliebter Herr E. etwas anhaben. Welch ein Kontrast zu Montenegro. Die Türken sind das Gegenteil zu den unfreundlichen und übellaunigen Montenegrinern. Wenn man abends durch die Straßen flaniert, kann man nur gut gelaunt sein. Wir genossen die Abendessen mit unseren Freunden, obwohl ich kein Fan der türkischen Küche bin. Anders ist das allerdings mit dem türkischen Frühstück, dass wir beide großartig finden – obwohl wir eigentlich keine Frühstücker sind.

Unser Hotel Zimmer in Kas, Downtown, Bucht von Kas

Dieses wunderbares Stück Land und die  Menschheit mussten wir nach 5 Tagen hinter uns lassen, ebenso wie unseren frisch Vermählten Freunde.

Istanbul Türkei – Besuch einer Hochzeit

Auf der Rückreise machten wir einen kurzen Stopp in Istanbul. Eine irre Stadt und immer eine Reise wert. Annähernd 20 Mio. Menschen sollen in dieser Megacity leben. 15 Mio. sind es offiziell. Der Südwesten und Istanbul haben so gar nichts mit dem schlechten Image gemeinsam, das einige in Deutschland lebende Türken verursachen. Und auch in der Türkei, haben die in Deutschland lebenden Türken nicht den besten Ruf, wie wir in einigen Gesprächen erfuhren. Kurz vor unserem Besuch wurde der 100. Jahrestag der Staatsgründung gefeiert und das ganze Land war mit dem Konterfei von Kemal Atatürk geschmückt. Für Erdogan sicher gruselig, dass der vor 100 Jahren lebende Atatürk wesentlichen weltoffener war und ist ihm auch heute noch viele nachtrauern. Es ist eine schwierige Zeit für das Land, das sicher mehr kann und verdient hat. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Blaue Moschee, Versunkener Palast 

Wenn man Istanbul besucht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man den größten Teil der Zeit im Taxi verbringt, genauer gesagt im Stau. Die Taxifahrer müssen die geduldigsten Menschen der Welt sein, denn auch kurze Strecken können Stunden dauern. Da wir nur wenig Zeit hatten, buchten wir uns im europäischen Stadtteil Fatih ein. Vor dort konnten wir zu Fuß zur blauen Moschee (Sultan-Ahmed-Moschee), der Hagia Sophia und dem versunkenen Palast. Bis auf den letzteren hatten wir bereits alles besucht. Wir genossen unsere Zeit bei sonnigem Wetter und zwischendurch einem Tee in den Straßencafes.

Turkish delight – süße Kunst

Bemerkenswert waren immer wieder Pro-Palästinensische Demonstrationen, überwiegend von muslemischen Frauen. Inbrünstig wurde Israel anklagt, aber von der Hamas war keine Rede. Türkei – Besuch einer Hochzeit

Nach unserem Kurzbesuch der Türkei, machten wir uns auf den Weg in die Wärme Thailands. Und auch das ist eine andere Geschichte. / Holger Binz

 

1 Kommentar zu „Keine Zeit für Montenegro“

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