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Lost in the Caribbean

Corona, Chaos, Clouds

Herzlichen Dank für Eure Vorschläge zu meinem Namensdilemma. Viele haben mir ihren eigenen Namen vorgeschlagen und das weiß ich zu schätzen. Interessanter Weise war gar kein Nick name dabei, ich will ja nicht meinen Pass ändern :-). Die Suche geht also weiter.

Während ich das schreibe liegen wir an den „Iles des Saintes“ in Guadeloupe und werden von Pelikanen umkreist. Es ist grau, sehr windig und sehr wellig – und es regnet gerade. Wir haben hier auch seltsames Wetter. Seit 2 Wochen weht der Wind selten unter 6 Beaufort, es ist wolkig, zu kühl, es regnet viel zu oft und der Seegang ist teils mächtig. Warum wir immer noch in Guadeloupe sind, erkläre ich später.

Am ersten Morgen an der Mooring hatten wir wieder einen Stromausfall. Da wir 5-6 Stunden hinter Leopard Frankreich und Leopard Cape Town liegen, waren die Jungs wach. So sehr uns unser elektrisches Problem auf die Nerven geht, so lobend kann ich mich über den Service von Leopard äußern. Der Elektriker in Cape Town checkte per Ferndiagnose unsere Systeme und glaubt nun die Ursache in einem defekten Steuerelement gefunden zu haben. Jetzt muss nur noch Stephane, der Elektriker aus Point-a-Pitre, zurück aus Korsika kommen und dann kann endlich alles final repariert werden.

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1.Goat in a house 2. kids playing in Les Saintes 3. Village beach 4. Holger on tender

90 Fuß tauchen

Die Zeit in einer Marina macht nicht nur träge, sie tut dem Schiff auch nicht gut. Unser Schiff Unterboden sah aus wie bei Wutzen`s unterm Sofa. Ein Paradies für Muscheln, Algen und was weiß ich für Lebensformen. Ka und ich packten unsere Taucherflaschen auf den Rücken und gingen eine Stunde unterwasserschrubben. Da  traf uns dann die volle Wucht unserer Entscheidung für einen Kat. Die 2*45 Fuß Rumpffläche sind jetzt 90 Fuß Schrubbfläche. Fast die doppelte Fläche unserer ex-50er Hanse.

Wenn Tauchen tatsächlich pro Stunde 600 Kalorien verbrennen soll, dann wird’s mit Schrubben sicher vierstellig. Was waren wir platt danach.

Aber warum sind wir noch in Guadeloupe? Zwei Gründe: der Elektriker (siehe oben) und Corona. Dazu haben wir Sauwetter.

Der Reiz der Ostkaribischen Inseln liegt normalerweise darin, das von Grenada im Süden bis nach St. Martin nördlich jede Insel in der Entfernung einer Tagesdistanz liegt. Die Virigin Islands sind mit 80 nm dann etwas weiter und ein lohnender Nachttörn.

In diesem Jahr liegen die Inseln viel weiter auseinander und der Weg von A nach B führt auch mal über D. Ich habe ja früher bereits erwähnt, das es in der Karibik zwei „Bubbles“ gibt. Eine französische Blase und eine karibische. In der Karibischen sind Barbados, St. Lucia, die Grenadinen, Dominica, Antigua&Barbuda, Monserat, St. Kitts & Nevis und die Britischen Virgin Islands. Theoretisch. In der französischen sind – oder waren mal – Martinique, Guadeloupe, St. Martin (F) und St. Barth. Warum niemand auf die schlaue Idee einer Blase gekommen ist, habe ich noch nicht herausgefunden.

Angeblich soll das Reisen innerhalb dieser Blasen unkompliziert sein. Leider wissen aber manche dieser Inseln nicht, dass sie Teil dieser Blase sind. Die British Virgin Islands (BVI) sind komplett geschlossen, Montserrat auch und Dominica hat es sich erst kürzlich anderes überlegt. Tatsächlich ist es aber so, dass ein PCR Test und häufig Quarantäne warten, auch wenn man innerhalb einer Blase segelt. Die Kosten für einen PCR Test liegen in der karibischen Blase zwischen 100 und 290 USD pro Nase – (doppelter Wortwert).

Wir sind in der französischen Blase und hatten in Martinique sogar einen gratis Test. Der wurde in Guadeloupe anerkannt – nicht das jemand danach gefragt hätte. Theoretisch hätten wir auch nach St. Martin (französische Seite) und St. Barth segeln können. Aber dann wurden die Regel geändert. Wer jetzt von einer zur anderen französischen Insel will, braucht eine wichtigen Grund (raison impérieuse). Sonst bleiben die Inseln verschlossen.

Wenn wir Guadeloupe verlassen, wird’s kompliziert. Einmal draußen, müssten wir einen wichtigen Grund für die erneute Einreise angeben, PCR Test machen und ca. 5 Tage in Quarantäne. Deshalb warten wir in Guadeloupe, bis unsere Elektrik sauber läuft.

Antigua? Saint Martin? Sint Maarten?

Wenn wir zur knapp 50 nm entfernten Nachbarinsel Antigua segeln, wird’s spannend. Die Einreiseregeln besagen, dass man sich an den Vorgaben der Health Authority orientieren muss. Diese sind aber scheinbar geheim. Bekannt ist, das man einen aktuellen PCR Test der letzten Insel braucht und dann einen weiteren in Antigua für 200 USD pro Person machen muss. Letztlich entscheiden die Health Authorities in Antigua, wie es abläuft und wie lange man in Quarantäne auf seinem Schiff bleiben muss. 14 Tage soll die maximale Zeit sein, die man nicht an Land darf.

Antigua ist ein schöne Insel mit 365 Stränden, aber ob sich die Quarantänezeit lohnt? Im karibischen Leiterchenspiel des Jahres 2021 kann das schon sinnvoll sein. Mit einem Vorbesuch von Antigua, ist die Einreise in der über-übernächsten Insel Sint Maartin (NL) einfacher. Und da wollten wir eigentlich in den Osterferien unsere Tochter und unsere zwei Enkel abholen. Wenn sie denn reisen dürfen.

Also St. Martin oder Sint Maarten. Die zwei Namen für eine Insel sagen es schon, die eine Hälfte ist Französisch, die andere Niederländisch. Und ihr ahnt es: der französische Teil ist in der französischen Blase, der andere Teil nicht. Obwohl man nicht mal bemerkt, wenn man die Grenze übertritt. Verwirrender Weise liegt der gemeinsame Flughafen auf die niederländischen Seite.

Die Einreise in französisch St. Martin ist im Moment nur mit einem wichtigen Grund möglich, sonst bleibt man draußen. Offiziell ist St. Martin (F) geschlossen. Die Regeln in Sint Maarten sind natürlich komplett anders. Wenn man von einer low-risk Insel kommt, ist die Einreise leichter. Antigua ist z. B. eine Low-Risk Insel für Sint Maarten. Um die Sache noch weiter zu verkomplizieren, hat jede Insel ihre eigene Liste der High- und Low-Risk Länder. Nicht überraschend, weichen die voneinander ab. So ist Antigua für Deutschland ein Riskiogebiet, für Sint Maarten ein Low-Risk Land.

Und dann ist da noch die Sache mit der Staatsangehörigkeit. EU Bürger hatten es bisher immer leichter auf den EU Inseln, Franzosen hatte Vorteile auf den französischen Inseln und US oder Nicht-EU Bürger haben es theoretisch immer schwerer.

Aber zurück zu St. Martin. 82.000 Menschen leben auf 87 km2. Das ist ein dreißigstel der Fläche Luxembourgs. Die beiden Landesteile sind fließend miteinander verbunden. Man bemerkt nicht mal, wenn man das Land wechselt. Klar das solch unterschiedliche Regeln dort ganz besonders sinnvoll sind. Schätze aber, das Logik in diesen Zeit auch unter Quarantäne steht. Die Fallzahlen sind auf fast allen karibischen Inseln sehr niedrig. Hier ist es seit Monaten wesentlich sicherer, als in Europa. Warum also das Gewese?

Wir befürchten, dass uns das Chaos erst mal erhalten bleiben wird. Für uns wäre es aber eine große Freude, wenn uns die Kids endlich mal besuchen dürften. /Holger Binz

4 Kommentare zu „Lost in the Caribbean“

  1. Echt schade, dass Euch Corona für Vieles einen Strich durch die Reise macht. Es nervt sicher gewaltig.
    Wir haben in den letzten Tagen unser Womo herausgeholt und schon zweimal irgendwo in der schönen Eifel übernachtet darin. Nicht jeder Stellplatz ist Corona-bedingt gesperrt. Und es gibt noch viele schöne einsame Stellen und Wanderwege in der Eifel.
    Euch mehr Glück mit dem Wetter und dem Strom und bleibt gesund

  2. Was soll der Leser dazu sagen; geplantes Durcheinander mit Absprachen das man es anders machen soll/will als die Anderen? Keine Ahnung. Der Wahnsinn scheint kein Ende zu nehmen und wir hier auf Teneriffa sind nun endlich kein Risikogebiet (rot) mehr und brauchen deshalb auch keinen Test mehr wenn wir nach Deutschland einreisen…… müssen dann aber zwei Tage später einen Test machen und 10 Tage in Quarantäne… es ist offensichtlich das Niemand weiß was er will – oder machen soll. Für uns kein Problem, aber für Euch tut es uns sehr leid, ihr seid ja los gesegelt um zu segeln und nicht um euren Anker zu baden. Um so mehr wünschen wir Euch – bleibt gesund und gut gelaunt…. lG

  3. Coucou, wie schön Fotos von les saintes, wir waren dort zusammen, …..

    Also “mon petit Holger”, ici muss ein Fehler korrigieren. in französisch “eine raison impérieuse” = ein zwingenden Grund. Und eine “raison impériale” = ein kaiserlichen Grund.

    C’est super lustig. Bisous.
    Valérie

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