Peloponnes umrundet

Rion-Antirion Brücke – Messolonghi – Ionisches Meer

Nafpaktos war unser letzter Stopp vor dem Ionischen Meeer und der Umrundung des Peloponnes. Ein nettes Plätzchen. Aber als dann unsere Milch sauer wurde vom ständigen Schwell, war es Zeit zu gehen.

Wir wollten am folgenden Morgen im Sonnenaufgang gegen 6.00 h losgehen. Aber dann kam ein deutscher Kat, der so raffiniert ankerte, dass deren Schiff ständig über unserem Anker lag. Das Kuscheln war völlig unnötig bei einem Ankerplatz für zig Schiffe, an dem nur vier Schiffe lagen und jeder reichlich Platz gehabt hätte . Zu unserem Hinweis, dass wir in aller Frühe los wollten, kam der freundliche Zuruf: „Kein Problem, wir sind früh wach“. „Früh“ ist bekanntlich relativ und deshalb entschieden wir auf einen weiteren Abend zu verzichten und gleich aufzuankern, solange die beiden an Bord waren und ihr Schiff wegdrehen konnten.

Meisterwerk Rion-Antirion Brücke

Ein frischer 20+ kn Nachmittagswind schob uns dann flott zur Brücke von Patras, die den sperrigen Namen Rion-Antirion Brücke oder noch sperriger „Charilaos Trikoupis”‑Brücke trägt. Bereits aus 10 nm Entfernung konnten wir diese architektonische Schönheit bewundern. Diese ist, neben den Brücken über den Korinth Kanal, die andere Verbindung zwischen Festland und dem Peloponnes. Für die Rivercafe war es die erste Brückenfahrt in ihrem jungem Leben.

Die Passage ist perfekt organisiert. 5 nm vor der Brücke, muss man Rio Traffic anfunken (VHF14) und sich mit den Schiffsdaten anmelden. Ein freundlicher Trafficer bestimmt dann den Teil der Brücke, den das Schiff nehmen muss. 1 nm vor der Ankunft funkt man wieder und bittet um die Freigabe für die Passage. Mit der Freigabe kommt der Hinweis, dass man doch bitte mit laufendem Motor durch die Brücke fahren soll – und nicht durchsegelt. Eine weise Ansage, denn um die Brücke war reichlich Strömung und die vom Wind aufgestauten White Caps, waren beeindruckend.

Bis zu 160 m hoch und 2.880 m lang ist die Brücke, die 2004 in Betrieb ging. Sie wurde für die Anforderungen eines Erdbebengebiets gebaut und kann sich bis zu 2 m bewegen. In der Region hab es schon 7er Beben. Dafür sind die 6 Jahre Bauzeit wahrlich rasant, sie musste für die Olympischen Spiele in Athen fertig sein. Klugerweise hat sie mit 52 m maximaler Durchfahrtshöhe exakt das Maß der Corinth Canal Brücken. Das ist auch der Grund, warum keine normalen Kreuzfahrtschiffe in den Corinth Canal einlaufen, sie sind zu hoch.

Wir bekamen mit der Rivercafe den 43 m Brückenbogen zugewiesen, immer noch mit 20 m Luft nach oben. Aber als wir uns der Brücke näherten, sah es von unten aus, als ob wir uns die Antennen am Mast abreißen würden, wenn nicht gar den ganzen Mast. Ein kleiner Schuss Adrenalin und alles war gut.

Die von anderen Seglern berichteten Horrorgeschichten von Sturmböen bis zu 10 Bft blieben bei uns zum Glück aus und wir passierten bei 25 kn und Strom gegenan. Gleich hinter der Brücken fahren Fähren hin und her und ich konnte kaum glauben, das Rio Control uns Vorfahrt vor den Fähren gab. Segler vor gewerblichen Schiffen – das hatten wir auch noch nie zuvor.

Mit der Brückenquerung hatten wir nach zwei Monaten unsere Peloponnes Umrundung abgeschlossen. Wir waren wieder im Ionischen Meer.

 

Ankerplatz für eine Nacht

Messolonghi

Kurz hinter der Brücke warfen wir auf der Festlandseite für die Nacht unseren Anker an einem einsamen Ankerplatz. Wir hatten zwar keinen Windschutz gegen die 20+ kn Wind, aber guten Wellenschutz und eine schöne Landschaft um uns herum. Am folgenden Morgen steuerten wir unser nächstes Ziel an: Messolonghi. Ein Naturschutzgebiet in einer Lagune mit Salinen, Fischerhäuschen, einer Marina und einer Stadt.

Nach Wochen ohne richtige Schiffswäsche, schrie die Rivercafe nach reichlich Frischwasser und Schrubber. Jeder Quadratzentimeter war salzig. Drei Tage verbrachten wir in der Marina und erfreuten uns an der Gesellschaft unserer schwedischen Freunde Margarete und Dan, die ihr Schiff auf Land stellten, um eine Segelpause einzulegen. Die Marina ist ok, die Leute nett und es gibt sogar eine Ship Chanderly, die auch überteuerte Autos vermietet. Rund herum liegen es ein paar Restaurants und das 12.000 Einwohnerstädtchen Messolonghi ist in 25 min zu Fuß erreichbar. Die Stadt ist allerdings aber bemerkenswert. Man kann proviantieren und das Schiff pflegen. Die Marina ist bei Überwinterern recht beliebt.

Fischerhäuser entlang der Einfahrt zur Lagune

Als wir die Marina wieder verließen, wurden wir von tausenden Stechmücken überfallen, die scheinbar Urlaub vom Lagunen Leben machen wollten um uns zu begleiten. Nach einem dreistündigen Massaker hatten wir die Rivercafe wieder für uns alleine.

Gedanken zum Peloponnes

Es war eine schöne Zeit und sehr gute Entscheidung um das Peloponnes zu segeln, vor allem gegen den Uhrzeigersinn. Die nach Westen offenen tiefen Buchten (oder Finger) und die durchziehende Winde bestimmten unser Tempo und die Ziele. Wir mussten flexibel planen und der Wetterbericht war keine zuverlässige Hilfe. 2 Monate waren ausreichend um öfter mal abzuwettern und dennoch genügend Zeit für die vielen Perlen bei Landausflügen zu haben.

Bis auf die Seite am Saronischen Meer, das Stück bis Hydra (Ermioni) und der Insel Poros, fanden wir im Mai und Juni nur leere Reviere mit viel Platz. Für Charterer ist das Peloponnes wenig geeignet, die gehen nicht über das Saronische Meer hinaus.

Auf dem Peloponnes fanden wir ein anderes Griechenland und andere Menschen. Wir fanden es klasse, schön und verschlafen. Es gibt wenig Tourismus, die meisten scheinen Camper zu sein, denn man sieht reichlich Wohnmobile. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sehr wenige Griechen hier Englisch oder andere Sprachen sprechen, sogar bei den Jungen ist da erschreckende Flaute. Ohne Übersetzungs-Apps geht wenig.

Es ist ein Land, dass aus der Zeit gefallen ist. Einst das Zentrum Europas (und der Welt) scheint man sich heute bevorzugt an die goldene Vergangenheit zu erinnern und ambitionslos im Tiefschlaf zu verharren. Wir empfanden die Menschen nicht so freundlich und offen, wie sonst in Griechenland. Wer aus kulinarischen Gründen reist, der kann sich das Peloponnes getrost sparen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals zwei Monate monotoner und unambitionierter gegessen zu haben. Man verköstigt sich besser selbst, denn dafür kann man überall Nachschub für die Pantry finden und muss keine großen Vorräte anlegen.

Das Peloponnes besucht man wegen der atemberaubenden Landschaften und der Historie. Es ist ein wunderschönes Stück Europa. Die historischen Stätten Olympia, Messene und Delphi (ok, das war Festland) sind beeindruckend. Orte wie Kalamata, Nafplio, Monemvasia oder Hydra sind echte Hingucker. Ankerplätze wie die Bucht von Pylos, Kagio oder Elafonisis sind besonders. Es gibt wenige Segelreviere, die auf nur 600 nm und mit kurzen Tages-Distanzen mit so viel Vielfalt locken. Ein Seglerkleinod – dieses Peloponnes. Wir sind sehr froh, dass wir diese Umrundung gemacht haben.

Kunst auf dem Meer

Ka hat auf unseren Reisen schon immer sehr viel gezeichnet und gemalt. Unsere Rundreise um das Peloponnes hat sie mit einem gemalten Tagebuch festgehalten. Hier ist ein kleiner Auszug aus ihren Werken. Mehr findet ihr hier: https://www.instagram.com/karinbernardybinz/

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