Segeln in Griechenland

Korfu und das Ionische Meer

Was für ein Land. Was für Menschen. Wir sind nun zwei Wochen in Griechenland und von der ersten Stunde an fühlten wir uns sauwohl.

Die Leute sind sagenhaft freundlich, natürlich und entspannt. Viele sprechen Englisch, manche Deutsch und ab und zu Französisch. Und das ohne zu viel Tourismus, allerdings im Mai. Unser bescheidenes griechisch Vokabular wächst langsam, zur Freude (oder Amüsement) der Einheimischen. Es ist wohltuend endlich keine aufgespritzten Lippen und kosmetischen „Erweiterungen“ mehr zu sehen. Das haben die Griechinnen und Griechen gar nicht nötig. Natürliche Schönheit kommt von innen.

Die Natur ist ein Hingucker und es riecht gut. Bergige Landschaften, viel Grün und feines Wasser an den Ankerplätzen finden wir zuhauf. Die Strände sind meist steinig oder kieselig, selten sandig. Die Entfernungen sind handlich kurz, in 2-4 Stunden sind wir an unseren nächsten Zielen. Wir hoppen von Inseln zum Festland und zurück. Korfu und das Ionische Meer

Mountain view, Sissis Achilleion, Hermes Holger Achilles 

Selten Segelwetter

Das perfekte Revier scheint es nicht zu geben. So schön Land und Menschen sind, das eigentliche Segeln ist im ionischen Meer nicht der Knaller. Es gibt überwiegend wenig Wind, meist nachmittags für ein paar Stunden. Dafür sind die Nächte oft völlig windstill und das schenkt uns guten Schlaf. Amerikaner nennen das Mittelmeer kurz „Med“ – und machen daraus das Akronym „motoring every day“. Stimmt leider, unsere Motoren arbeiten hier leider ein Vielfaches, verglichen mit der Karibik.

Einklarieren in Griechenland

Eine lästige Skipper-Pflicht. Und in Griechenland besonders verworren, denn es gibt reichlich Widersprüchliches. Die Tepai Steuer muss jedes Schiff zahlen (880 € in unserem Fall) und nicht EU geflaggte Schiffe zusätzlich noch ein Transit Log. Zur Verkomplizierung ist bei der Tepai Steuerstelle niemand erreichbar und die Website ist „under construction“. Nicht mal der bemühte Port Officer, der unseren Kram in Gouvia kontrollierte, kennt eine Kontaktadresse. Dafür gibt auch keine Datenquelle, aus der ersichtlich ist ob der Werte Yachtie seinen Obulus entrichtet hat. Korfu und das Ionische Meer

Der Rest ist wie in „nicht EU-Ländern“. Immigration (für Nicht-EU Bürger und EU-Bürger aus einem nicht EU-Land kommend), Harbour Master/Port Officer und Zoll (je nach Fall). Korfu Stadt ist der „Port of Entrance“ von Korfu/Griechenland für alle die eine Immigration brauchen. Für alle ohne Immigration Bedarf, kann man sich auch in der Gouvia Marina mit den Stempeln versorgen lassen. Unser Port Officer beeindruckte mich durch noch nie von einem Bürokraten gesehene Kreativität (und Freundlichkeit), um die Abfertigung besonders unkompliziert zu machen. Da spielte sogar „Tipex“ eine Rolle, das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Bon, wir waren dankbar für die freundliche Unterstützung, für die wir 15 € passend in bar entrichteten.

Da wir aus dem Nicht-EU Ausland kamen, mussten wir ins 8 km entfernte Fährterminal nach Korfu Stadt, um unsere Pässe scannen zu lassen. Ob es irgendjemand interessiert hätte? Ein Ausflug nach Albanien in Sichtweite sollte man sich mit dem eigenen Schiff schenken. Der Aufwand ist absurd. Korfu und das Ionische Meer

Korfu – die schöne Insel

Genug über Bürokratie, endlich mal was Erfreuliches. Unsere Begeisterung der ersten Orte in Griechenland hielt an. Wir dockten in Gouvia an der Ostseite und mieteten ein Auto, um die ganze Insel abzufahren. Korfu hat nur etwas mehr als 580 km2 Fläche, das ist ein Fünftel der Größe Luxembourgs. Erst seit 1864 gehört Korfu zu Griechenland und natürlich war auch „die Sisssi“ hier und ließ sich ein Schlösschen bauen, natürlich in feinster Lage. Von den 100.000 Einwohnern leben 40.000 in Korfu Stadt. Dazu später mehr.

Verhaltensänderungen dringend nötig

Mit den „neuen Möglichkeiten“ des Mittelmeers und Griechenlands, müssen wir dringend unser Einkaufsverhalten ändern. Hier gibt’s überall Proviant und damit müssen wir nicht mehr in Massen einkaufen. Wenn es irgendwo Kaffee als Bohnen gab, haben wir 10 kg gekauft oder 30 l Milch. Hier tuts auch mal ein Päckchen griechischer Bergtee oder ein Glas Honig. Mal gespannt wie lange es dauert, bis wir begriffen haben, dass wir wieder in der Zivilisation sind. Korfu und das Ionische Meer

Freunde an Bord

Zurück in Gouvia stiegen unsere Freunde Valerie und Markus zu uns an Bord. Unser erster Besuch der Saison. Wir machten kurze Tripps zwischen Korfu und dem griechischen Festland. Tavernenhopping. Ohne Wind, aber dafür mit ruhigen Nächten vor Anker. Auf dem Weg von Gouvia nach Korfu Stadt, passiert man die Villa der „Durrells auf Korfu“. Das ist eine charmante Serie einer britischen Familie, die sich in den 30ern auf Korfu niedergelassen hat. Eine Geschichte basierend auf der Geschichte von Gerald Durrell, zu sehen auf Arte. Diese Villa würde jeder sofort haben wollen.

Korfu Stadt, Petritis, Syvota

Unser erster Anker fiel in der Bucht von Korfu Stadt, gleich unterhalb der Festung. Die Stadt kann man einfach per Dinghi besuchen, entweder am Ufer der Bucht festmachen, in der kleinen Marina oder durch den Kanal vor der Festung (empfohlen). In der Bucht ist Platz für viele Schiffe  und der Ankergrund ist ausgezeichnet und erlaubt einen sorgenfreien Stadtbesuch.

Macht Spaß, diese Stadt, vor allem wenn keine Kreuzfahrtschiffe da sind. Die atmoshärische Altstadt ist autofrei und man schlendert durch gepflasterte Straßen und Gassen zum nächsten Platz, der mit üppigen Blumen – meist Bougainvillea – und Bäumen bewachsen ist. Jederzeit findet sich ein Café auf einer Terrasse für eine Pause bei angenehmen Temperaturen. Wir fühlten uns an Cagliari und ein bisschen Palermo erinnert, nur sauberer. Im Mai ist Korfu Stadt ein absoluter Tipp. Korfu und das Ionische Meer

 

Festung Bucht – netter Schwimmsport, Ka in Taverne, Old castle views

Stadt, der Kanal an der Festung

Am nächsten Tag motorten wir 2 Stunden weiter nach Petritis, einem kleinen Fischerdorf in der Lefkimins Bucht, im Südosten. Etwas südlicher als das Dorf, liegt der opulente Garten der Taverne Panorama, mit traumhafter Terrasse und köstlichen Speisen. Was ist die griechische Küche für eine erfreuliche Überraschung. Kein Vergleich zu allem, was wir bisher als „griechisch“ im Norden Europas aßen.

Panaroma Notos

Der nächste Tag und ein 3 Stunden Trip, führte uns ans Festland, nach Syvota. In der Bucht von Karvouno Beach kann man kostenlos an einem kleinen Steg festmachen, wenn man im Restaurant isst. Gute Küche, aber viel teurer als üblich. Syvota ist ein kleiner Touristenort mit kleinem Hafen, ganz ok für einen Stopp.

Karvouno Bay, Strand und Dock, einmal Typogräfin immer Typogräfin 🙂

Weiter nach Süden

Zurück in Korfu verließen uns unsere Freunde. Doch wir konnten die Insel noch nicht verlassen, denn wir warteten auf ein Ersatzteil. Eine seltsame Begebenheit. StarLink schickte uns die Nachricht, dass die Tarife bald verdoppelt würden. Statt 200 USD würden unsere monatlichen Kosten dann 400 USD betragen. Das war unserem StarLink Router wohl zu peinlich und er verstarb. Der Ersatz mit 24 h DHL-Lieferservice – allerdings nicht von StarLink – erreichte uns nach 8 Tagen.

Wieder Online und zu zweit, setzten wir unsere Reise nach Süden fort. Unser Anker liegt im Moment im Sand der kleinen Insel Paxos. Der absolute Knaller. Aber davon beim nächsten Mal mehr, wir müssen jetzt erst mal in eine Taverne in Lakka, Paxos. /Holger Binz

2 Kommentare zu „Segeln in Griechenland“

  1. Griechenland hat Euch ja anscheinend mitten ins Herz getroffen! Freut mich sehr für Euch nach dem weniger erfreulichen Montenegro und macht mir Lust es auch einmal dorthin zu schaffen.
    Handbreit herzlichst, Tom

    1. Hallo Ihr Zwei,
      freut uns sehr, dass es Euch in Griechenland gefällt. Das Besondere sind ja die Gastfreundschaft, das gute Essen und das Blau des Meeres.
      Weiterhin viel Freude beim Entdecken auf den vielen Inseln.
      Liebe Grüsse
      Jürgen

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