Ciao Italia Segeln in Italien – Apulien
Die überschaubare Attraktivität Süditaliens beschleunigte unser Tempo. Wir verlängerten unsere Tagestrips und verkürzten die Zahl unserer Stopps. Von Crotone verließen wir morgens in völliger Dunkelheit Kalabrien und steuerten zwischen den hell erleuchteten Bohrtürmen Luna A und B das 75 nm entfernte Apulien an, am Absatz Italiens. Ka immer noch mit quälendem Hexenschuss. Segeln in Italien – Apulien
Abgesehen von 4-5 Besuchen der Schnellboote der Guardia de Finanza – sowas wie der italienische Zoll – die offenbar schauen wollte ob wir illegale Einwanderer and Bord hatten, war es eine ereignislose Überfahrt. Wie bisher im ganzen Mittelmeer war das Wetter entweder stark windig oder flau. Wir hatten wieder nur Winde bis max 8 kn und das Großsegel stand eigentlich nur zum lüften. Segeln in Italien – Apulien
Santa Maria de Leuca
Wir legten in der Marina von Leuca (sprich L(e)-U-Ka) an und fanden ein ganz besonderes kleines Städtchen. Von den 1.500 Einwohnern wohnen wohl die meisten in Mini-Schlösschen. Entlang der Uferstraße stehen zahlreiche kleine Paläste, im eklektischen Baustil, wie es die Gemeinde bezeichnet. Es ist wirklich eine Pracht, die Villen umgeben von parkähnlichen Gärten in entspannter Ruhe und Gelassenheit. Segeln in Italien – Apulien
Leuca living
Abends prominieren die Locals auf der an der Corniche und teilen gestenreich ihre Erlebnisse. Nette Restaurants und Bars laden gleich am Wasser zu einem Besuch ein. In den Felsen rund um das Städtchen liegen zahlreichen Grotten, im klaren Meerwasser. Am Wochenende fahren die Locals mit kleinen Bötchen und Picknickkorb zu den Grotten und ankern für ein paar Stunden. Alles sehr malerisch. Und damit die Idylle perfekt ist, thront über allem ein Leuchtturm, der seinem Namen alle Ehre macht, der zweithöchste Italiens. Auf dem Berg steht auch die Kirche Santa Maria de Finibus, in der Pabst Benedikt einst seine Fans versammelte und eine Messe laß.
Sights from Leuca
Der Name Leuca soll von einer Sirene mit zweifelhaftem Charakter stammen. Das zusätzliche Santa Maria im Namen liegt nicht daran, das Petrus hier auf seinem Weg nach Rom an Land gegangen sein soll. Vielmehr soll Maria höchstpersönlich mehrere Fischer vor dem sicheren Tod auf dem Meer gerettet haben. Dem zu Ehren wurde der Stadtname verlängert. Also eine Mischung von dubioser Sirene und göttlicher Jungfrau. In Italien ist alles möglich.
Die Stadt an der perfekten Lage war bereits in der Altsteinzeit besiedelt, wie Funde beweisen. Heute nutzen reiche Italiener aus dem Inland die Hafenstadt als Wochenenddomizil. Wir sahen eigentlich keine Touristen, Leuca scheint eine rein italienische Angelegenheit zu sein. Für Segler liegt der Ort perfekt für einen Zwischenstopp entweder auf dem Weg nach Griechenland oder in die Adria. Das sehen wohl auch Schleuser so, denn auch in diesem Hafen lagen reichlich beschlagnahmte Schleuserschiffe.
Leuca grottos
Die Versorgung für Segler ist nicht einfach. Es gibt einen kleinen Laden und 3 km entfernt einen nicht sonderlich gut ausgestatteten Supermarkt. Dafür sind die Liegeplatzpreise fair, Strom und Trinkwasser wie immer in Italien ist enthalten. Es gibt aber nur eine beschränkte Zahl von Liegeplätzen für Gäste. In der Saison wird es wohl deutlich schwerer einen Platz zu bekommen.
Abbiegen in die Adria
Wir genossen ein paar Tage das unaufgeregte Ambiente, bevor wir das Ionische Meer verließen und uns auf den Weg in unser 5. Mittelmeer Meer begaben, die Adria. Weiterhin in Ermangelung guter Ankerplätze entlang der felsigen Süd-Ostküste Italiens, gaben Marinas unsere Strecke vor. In Otranto war kein Platz für einen Katamaran, San Foca wollte uns aufnehmen. Allerdings war der Hafenmeister wohl sehr optimistisch, denn unserem Liegeplatz fehlte locker ein Meter Breite. Nach ein bisschen „Casino“, schnitten wir auf Geheiß des Hafenmeisters die Mooringleinen unseres Nachbarschiffs ab, um mit viel quetschen und drücken irgendwie zum Dock zu kommen. Ka musste noch ins Wasser steigen um die zahlreichen, nutzlosen Leinen vom Ruder zu entfernen.
Kein guter Start und wir wollten nicht, dass die Jungs wegen uns den Hafen umsortierten. Also machten wir uns morgens auf den 30 nm langen Weg nach Brindisi.
Brindisi
In der kleinen Stadt (87 Tsd Einwohner) lagen die Schiffe unsere Freunde Ruth&Michael und Walter bereit fürs Winterlagen. Wir lagen 2016 am gleichen Steg in Valencia und sind seit dem befreundet. Michael hatte für uns einen Platz am Steg einer Werft klar gemacht. Ein schönes Wiedersehen nach all den Jahren, in denen wir aber ständig in Kontakt waren.
Brindisi waterfront
Brindisi ist ein Militärhafen und es lagen einige „NATO Warships“ in der 3.5 nm langen und bestens geschützten Bucht. Das schönste der Stadt ist der Bereich am Wasser, aber viel zu sehen gibt es nicht.
Besuch in Lecce
Viel mehr interessierte uns Lecce, die Stadt im Landesinneren. Wir bestiegen den Zug und waren in 30 min in der vermutlich schönsten Kleinstadt (95.000 Einwohner), die ich jemals sah. Eine Perle in Weiß. Die Altstadt ist ein Fest für die Augen und eine Sensation für Kirchenliebhaber. Gefühlt alle 100 m steht eine prachtvolle Kirche, die nach wenigen Metern von der nächsten noch prachtvolleren Kirche übertroffen wird. Helles Kalkgestein, dass bei Lecce abgebaut wird, prägt der Stadtbild. Man kann sich kaum sattsehen an den Häusern, Palästen und ankiten römischen Stätten. Zwischendrin Restaurants und Cafés, für dringend benötigte Gehpausen. Wir erfreuten uns an einigen Kaffees „Leccese“. Eine Spezialität, die es nur hier geben soll: eisgekühlter Kaffee mit Eiswürfeln auf süßer Mandelmilch. Sehr erfrischend an heißen Tagen, von denen wir einen erwischt hatten.
Beauties of Lecce
Mit schmerzenden Füssen aber erfreut von der Schönheit und dem Charme von Lecce, stiegen wir wieder in den Zug nach Brindisi. Und das war es dann auch mit Italien. Vor uns lag die Überquerung der Adria und unsere letzte Nachfahrt der Saison: 120 nm nach Montenegro. Ciao Italia. / Holger Binz