Die schönen Seiten des Peloponnes
Manchmal ist es beim Segeln wie bei einem Zahnarztbesuch. Schön wenn es vorbei ist. So ging es uns nach der gruseligen Freitagnacht, die ich im letzten Artikel beschrieben habe. Mateo hatte sein offensichtlich schlechtes Gewissen in konstruktive Hilfe umgesetzt und dafür gesorgt, dass George, der Metallbauer, am Samstagmittag kam, um die Reparatur der Reling auf den Weg zu bringen. Die Reparatur sollte eine Woche dauern. Den ersten Tag der Zwangspause nutzen wir, um uns nach der durchwachten Nacht auszuschlafen. Die schönen Seiten des Peloponnes
Am Sonntag war das Wetter wieder so, wie es in Griechenland sein soll. Sonne, blauer Himmel und sogar das Meer war wieder ruhig. Wir genossen am Morgen einen Kaffee am Heck und schauten den beeindruckenden Möwen bei ihren Flugvorführungen zu. Nichts erinnerte mehr an den Spuk der letzten Tage – außer unserem fehlenden Bugkorb und der Reling. Es ist ein seltsames Gefühl, sich an Deck zu bewegen – ohne den Schutz einer Reling.
Immerhin ist dieser ungeplante Aufenthalt ein gute Gelegenheit von unseren letzten Orten zu berichten.
Delfinbesuch, magische Ausblicke und an den seltsamsten Stellen Kirchen
Porto Kagio
Wenn man die geschützte Bucht ansteuert, bemerkt man, dass dies ein besonderer Ort ist. Die antiken Griechen nannten ihn Psamathous, das bedeutet „sandige Stelle“. Die Strände rund um die Bucht sind aber eher steinig. Neben Griechen nutzten auch einige andere Völker den Ort als Schutz vor Wind und Meer, z. B. Venezianer oder Osmanen. Scheinbar musste jeder Besucher eine Festung bauen, denn heute stehen davon noch zahlreiche in den beeindruckend steil ansteigenden Bergen. Sicher alle mit besondere Aussicht über Meer und Berge.
Dieser Ort wird auch Mani genannt – und die Einwohner Manioten, die offenbar stolz auf ihre Sturheit sind. Sehr speziell fanden wir zwei kleine Siedlungen, hoch und einsam gelegen im Berg. Wir dachten es seien kontemplative Klöster ohne Kontakt zu Außenwelt. Tatsächlich war es das Minidörfchen Kainourgio Chorio, ohne Geschäft und auch sonst nichts. Nur einen steilen Weg in die Einsamkeit, für knapp 10 Einwohner. Wenn dort Kinder wohnen, sind sie durch den Schulweg sicher superfit. Möge niemand ein Päckchen Eier vergessen.
Bucht von Porto Kagio
Wir hatten leider keine Zeit für Bergwanderungen, denn wir hatten nur einen Nachmittag und ein Nacht Zeit. Bei den Naviliy Kommentaren berichteten viele Segler von schlechtem Halt für den Anker. Das können wir eben so wenig bestätigen, wie die guten Kritiken der meistgelobten Taverne Akrotiri. Es gibt zwei Tavernen in der Bucht, vielleicht ist der Besuch in der anderen eine gute Idee. Kagio ist ein außergewöhnlicher Ort, nicht nur für Segler.
Elafonisos
Diese kleine Insel liegt am südlichen Ende des Peloponnes, östlich davon geht es in die dritte Peloponnes Bucht. Elafonisos heißt sowas wie die „Hirschinsel“. Wir sahen leider weder Hirsche noch sonstige Tiere. Nur ein paar Hundert Menschen leben hier permanent und im Sommer kommen ruhesuchende Menschen auf die Insel.
Es gibt drei Ankerplätze, zwei davon mit wunderbaren Stränden: Mikros Simos und Megalos Simos, in den Charts auch Fagko Bay genannt. Wir ankerten auf perfektem Sandboden in der kleineren, Mikros Simos mit 5 anderen Schiffen. Beide Buchten sind nur durch einen winzigen Streifen Land getrennt.
Im Mai ist hier nichts los. An dem größeren Strand wurde aber eine Bude für Wasser-Toys und Snacks vorbereit. Angeblich alles moderat, um das Naturschutzgebiet nicht zu sehr zu belaseten. Besucher kommen entweder mit dem eigenen Schiff – oder mit einer Fähre vom Peloponnes. Wir sahen einige Gästehäuser, die auf Besucher warteten.
Kein gutes Wetter, aber bei Sonne sicher ein Traum
Obwohl das Wetter bei unserem Besuch grau und kühl war, konnte man nicht übersehen das dieses nur 19 km2 große Elafonisos ein echtes Highlight ist. Für uns reichte es nur für einen langen Strandspaziergang, aber wir hätten gerne ein paar Tage in diesem fast karibischen Kleinod verbracht.
Monemvasia/Gefira
Selten bleiben außergewöhnliche Orte verborgen. Monemvasia ist das aber offenbar gelungen. 538 v. Chr. gründeten Byzantiner eine völlig umschlossene Festungsstadt, die man nur zu Fuß betreten kann. Das Wort „spektakulär“ verwende ich häufiger, aber diesmal ist es sehr angebracht. Monemvasia liegt auf einer Felseninsel, die auch „Klein Gilbraltar“ genannt wird, nur verbunden mit einer schmalen Straße und einer Brücke mit dem Festland. Dort liegt der zweite Teil, das Städtchen Gefira mit dem Hafen. Rund um die Bucht – die letzten Freitag zu heftig von Wellen getroffen worden – liegen zahlreiche Tavernen, gleich am Wasser.
Der Fußweg vom Hafen nach Monemvasia ist ca. 1 km lang, führt malerisch entlang der felsigen Küste. Wenn man dann das Stadttor erreicht, sind gute Schuhe hilfreich. Die Straßen sind mit abgeschliffenen Steinen gepflastert und es ist ziemlich rutschig. Vor allem wenn man die „alte Stadt“, hoch in den Felsen im Berg mit der Kirche Hagia Sophia erwandert.
Eingang zu Monemvasia
Gefira auf der anderen Seite der Brücke
Der mühsame Weg in die Ruinenstadt wird mit einem Ausblick über die Ägais belohnt. Zurück im Felsendorf, findet man zur Stärkung viele Restaurants und Bars, mit Blick über das Meer.
Innerhalb der Stadtmauern
Die obere Ruinenstadt
Für Segler hat gibt es drei gute Optionen: Ankern südlich der Brücke vor dem Hafen, der kostenfreie Hafen von Gefira oder ein Ankerplatz nördlich der Brücke. In der Regel wird das Wetter und der Seegang entscheiden, dann ist mal die eine – mal die andere Option besser.
Sie nennen es “Klein Gibraltar” – ohne Affen
Da wir uns hier länger als geplant aufhalten mussten, nutzte Ka die Zeit wagemutig für ein erstes Bad im Meer, bei erfrischenden 19.5 Grad.
Sonnenaufgang bei unser Abfahrt und Monemvasia von See
Die Reling kommt zurück
Während Ka mit unserer Freundin Bettina telefoniert, kommt der Anruf, dass unsere Reling fertig ist und morgen geliefert werden kann. So schön dieser Ort ist, wir wollen weiter. Zum einen, weil es noch viel zu sehen gibt, zum anderen, weil das Wetter zum Wochenende wieder kräftigeren Wind und vor allem Welle ansagt. Ein Freitag mit blauem Auge genügt uns. Weiter nördlicher sind wir in geschützteren Gefilden – zumindest theoretisch. Mein Verhältnis zu Wetterberichten ist immer noch leicht angespannt und wir haben immer noch keinen Kanarienvogel.
Dieser Ort im Süden des Peloponnes bekommt offensichtlich viel von den wechselnden Wettersystemen ab, die rund ums Peloponnes blasen können. Meltemi und Scirocco haben hier viel Platz und aus westlichen Richtungen hat das Mittelmeer von Libyen und Italien reichlich Anlauf (Fetch) um ordentliche Wellen aufs Land zu werfen.
Wir sind nun am südlichsten Punkt unserer Reise und werden nun nach Norden, in Richtung der ehemaligen Hauptstadt Griechenlands segeln und in einigen der zahlreichen Buchten ankern. / Holger Binz