Sonderbares in Griechenland

Die Lefkada Brücken Comedy

Griechenland ist ein sehr schönes Land und die Menschen sind überwiegend besonders freundlich. Insbesondere, wenn man ein paar Brocken griechisch spricht.

Ein paar Dinge sind verwirrend oder gewöhnungsbedürftig. Z. B. das Tepai. Als Segler muss man eine Steuer zahlen, wenn man hier segeln will. Für uns sind das 110 € pro Monat, die wir online zahlen dürfen. Wenn man sie bezahlt hat, gibt es keinen Zahlungsbeleg, nur in dem Online-Steuerkonto ein Vermerk „paid“ – dankenswert auch auf Englisch, in römischen Alphabet. Wenn wir gefragt wurden, ob wir Tepai bezahlt haben, hat immer ein „nai“ („ne“ ausgesprochen) genügt – denn das heißt „ja“ auf Griechisch und klingt wie ein saloppes „nein“. Verwirrend, aber es funktioniert. Wie auch immer, dass ist das exakte Gegenteil von allem anderen, was sonst mit Geldtransfer im Alltag zu tun hat. Die Lefkada Brücken Comedy

Ansonsten braucht man für alles Belege oder Quittungen. Wenn man einkauft oder in einem Restaurant isst, bestehen die Betreiber nachdrücklich darauf, dass man die Quittung mitnimmt. Eine Rechnung gibt es nirgendwo für Privatpersonen. Schon bei der Bitte danach, bekam eine Verkäuferin Schnappatmung und rief panisch ihren Steuerberater an. Scheinbar alles noch Troika Nachwehen oder das Schäuble Trauma.

Es gibt auch Regeln für Segler, die offenbar vertraulich behandelt werden. Beispielsweise ist ankern bei genutzten Stränden bis 200 m vom Strand entfernt verboten. Andere sprechen von 300 m. 100 oder 200 m bei unbenutzten Stränden. Das ist gar nicht so einfach, denn bei den drehenden Winden sind wir schnell mal 100 m näher oder ferner. Also müssen wir bei ablandigen Winden 300 m (oder 400 m) entfernt ankern, damit wir bei auflandigem Wind (und der kommt sicher), noch weit genug entfernt sind. Wie die Distanzen mit Landleinen funktionieren, konnte mir noch niemand erklären. Entspannt wie die Griechen sind, wird das aber nur kontrolliert, wenn sich jemand beschwert.

Ungastliches Dessimi

Bei uns hat sich jemand beschwert. Nach der Jagd von Mesolongi (letzter Artikel) besuchten wir die Bucht von Dessimi auf der Ostseite der Insel Lefkada. Eine schöne und tiefe Bucht. Sehr belebt mit Tavernen und Strandgästen, umrahmt von malerischen Felsen und Höhlen mit klarem Wasser. Richtig schön. Wir näherten uns dem Strand und legten unseren Anker in knapp 20 m Tiefe ab. Der auflandige Wind drehte uns in Strandnähe, aber noch mit Abstand auf (sehr) knappe 200 m. Dann kam ein 62 Fuß Charterkat mit Crew und der souveräne Profiskipper legte seinen Kat tatsächlich sehr nahe an den Strand, um seine Gäste aufzunehmen. Die Lefkada Brücken Comedy

Das mochte offenbar jemand am Strand nicht und rief die Coast Guard. Als die ankam, war das Dickschiff schon wieder weg. Aber wenn man schon anreist, muss man auch aktiv werden. Und so vertrieb uns die Coast Guard und noch vier weitere Schiffe, die mutmaßlich zu nah am Strand lagen. Wäre doch nur ablandiger Wind gewesen, dann hätten wir weitere 100 m entfernt vom Strand gelegen. Alle anderen Ankerplätze waren mittlerweile belegt und weiter raus hätten wir in 30 m Tiefe ankern müssen. Also zogen wir die Kette ein machten uns 10 nm weiter nach Palairos. So gab es keinen Umsatz für die Tavernen in Dessimi – aber vielleicht waren das auch die Beschwerer. Schade.

Palairos

Auf der Festlandseite liegt die große Bucht von Palairos (Paleiros), eine der größten Ankerbuchten überhaupt. Ein 2.000 Einwohner Dörfchen an der Ostseite und eine Bucht von 1.5 nm Breite. Egal wie voll es wird, jeder hat reichlich Platz in klarem Wasser. Auf der Ostseite beim Dorf, ist der Grund steinig. Im Westen gibt’s reichlich Sand. Der Wind dreht nachmittags und frischt kräftig auf – wie überall. An diesem Ankerplatz erreichte uns die Nachricht eines griechischen Schildbürgerstreichs der allerfeinsten Art.

Die Lefkada Brücken Comedy

Die schöne Insel Lefkada wird von 22.000 Menschen bewohnt und empfängt in 160 Hotels Feriengäste. Die Segelindustrie ist ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ca.  1.000 Charterschiffe warten allein in Lefkada auf Chartergäste und die ganze Insel profitiert davon. Die Lefkada Brücken Comedy

Diese charmante Insel ist nur über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Die Brücke mit dem Name Agia Mavra ist eine schwimmende Brücke. Sie öffnet sich mehrfach täglich, damit auch Schiffe den Weg von und nach Korfu nehmen können. Geschätzt 9.000 Schiffe passieren die Brücke von Lefkada pro Jahr. Wenn sie denn öffnet. Das macht sie nämlich nicht mehr. Alle Schiffe, die aus südlicher Richtung nach Norden wollen, müssen westlich um Lefkada herumsegeln. Das ist kein Drama, aber 50 extra Meilen (je nach Ziel) machen manchem Charterer die Pläne zunichte. Uns betrifft es auch, weil wir unsere Family durch die Brücke nach Preveza auf die andere Kanalseite bringen wollten.

Floating bridge, Foto: Guillermo R., Lefkada Canal. Foto: Lukas Aron

Bleibt nun das Rätsel, warum schließt die einzige Brücke von Lefkada, zum maximal schlechtesten Zeitpunkt, inmitten der Hauptsaison?

Its the bureaucracy, stupid. Das Sicherheitszertifikat der Brücke ist nach einer fest definierten Laufzeit von 12 Monaten einfach so und ganz spontan ausgelaufen. Damit ist auch die Betriebserlaubnis erloschen. Die Port Authority von Lefkada hatte keine Wahl, als den Betrieb zu verbieten. Die Lefkada Brücken Comedy

In 12 Monaten kam niemand in der Verwaltung der Ionischen Inseln auf die fabelhafte Idee, ein neues (unverzichtbares) Zertifikat zu organisieren. So kam der Ablauf der Betriebserlaubnis so überraschend und unerwartet wie das jährliche Weihnachtsfest. Bereits im letzten Sommer gab es das gleiche Problem. Auch da war die Brücke kurzfristig geschlossen, aber die Festland Verwaltung half noch mit einer Ausnahmegenehmigung aus.

Wer nun vermutet, dass die Verwaltung der Ionischen Inseln die letzten 12 Monate für die Lösung des Problems genutzt hätte, liegt völlig falsch. Nicht mal Wartungsarbeiten wurden auf den Weg gebracht. Und eine bewegliche Brücke braucht vermutlich mehr Pflege als ein bisschen WD40 und Hydraulikfett.

Weil nun ein paar Sesselpupser in der Verwaltung ihren Allerwertesten nicht hochbekommen – ich gehe davon aus bei vollen Bezügen und ohne Konsequenzen – bleibt die Brücke nun für längere Zeit außer Betrieb.

Aber vielleicht ist es ein verschlagener Masterplan, z. B. um Lefkada touristenfrei zu machen oder die Charterbasen zu vertreiben. Oder um den Lefakada Kanal aufzufüllen und mit dem Festland zu verbinden. Irgendetwas in der Art muss es sein, denn so effizienzvermeidend planlos kann doch niemand sein. Oder doch? /Holger Binz

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