How to choose destinations?

Routenplanung und Ithaka

Vasiliki entpuppte sich als ein unterhaltsameres Örtchen als gedacht. Nach unserem Zoff mit dem „Fährbootsteuerer“, hängten wir noch das Wochenende dran. Ich mag die besondere Atmosphäre in den kleinen Dörfchen am frühen Morgen. Alte Griechen sitzen in den Cafés und die ersten Terrassen werden wieder für den Tag hergerichtet. In Vasiliki oder Grand Bourg – irgendwie ist es überall der gleiche entspannte Charme der Morgenstunden. Routenplanung und Ithaka

Meine Berichte über den ruhigen Wind haben sich in den letzten Tagen überholt. Es wurde es zum Nachmittag immer kräftiger und deutlich länger windiger in den Abend. Die nachmittäglichen 30 kn Wind beglückten die unglaublich große Schar an Surfern und Artverwandten. Da hatten wir schon längst unsere SUP´s windsicher verstaut. Je mehr Wind, umso mehr Könner stiegen auf die Boards und schossen prachtvoll durch die Bucht. Sehr beeindruckend. Ein Surflehrer sagte uns, dass 35-40 kn durchaus üblich sind – deshalb ist Vasiliki ein Hotspot für Windsurfer. Routenplanung und Ithaka

Kräftiger Surfwind in Vasiliki

Vor Anker nervte es dann doch irgendwann und als Aufbruchsignal, fegte der Wind ein großes Polster vom Vordeck, als wir im Dörfchen waren. Ein nettes norwegisches Schiff kam passend vorbei, die Crew fischte es auf und übergab es uns später. Wir hatten Glück, denn das Ding war maßgefertigt und sicher nicht schnell zu ersetzen. Routenplanung und Ithaka

Diese katabatischen Winde gingen uns letztendlich auf den Keks, als wir am Sonntagabend um 22.00 h immer noch so viel Wind hatten, dass das Spiel Schweiz-Deutschland auf unserer durchwindeten Leinwand sogar noch holpriger aussah, als es vermutlich war. Bei dem Wellengang wären wir wohl kaum trocken in eine Bar an Land gekommen und für griechische Kommentierung reicht unser Vokabular bei weitem nicht.

Wie machen wir unsere Routenplanung?

Vor dem Anker heben ist es hilfreich, ein nächstes Ziel zu haben. Wir hatten noch einen Ort in Lefkada auf der Wunschliste, Katsiki Beach an der Westküste. Aber dafür passte das Wetter nicht. Also machten wir das, was Segler besonders gut können: wir änderten den Plan.

Südlich von uns lagen die Inseln Ithaka und Kefalonia zur Wahl. Also Ithaka. Ostküste oder Westküste? Ankerbucht oder Dörfchen? In Tagesreichweite lagen locker 30 mögliche Ziele und damit 29 zu viel. Routenplanung und Ithaka

Wie immer, konsultierten wir unsere digitalen Helfer: „Windy“ und „PredictWind“ fürs Wetter, „Navily“ für die Liegeplätze und „Navionics“, für die Navigation. Das sind alles Apps, die auf Tablett und Handy funktionieren.

Leider ist die Wettervorhersage im ionischen Meer eher ein Serviervorschlag als belastbar. In Vasiliki waren in keinem Modell mehr als 20 kn angesagt, es wurden 30. Wegen lokaler Effekte und katabatische Winde, kann man sich nicht darauf verlassen. Die Wettervorhersage sehen wir eher als Trend. Damit können wir einige Ziele ein- und andere ausschließen. Wir achten bei der Wetterprognose auch auf die Folgetage, damit wir nicht irgendwo eingeweht werden und uns Spielraum bleibt. Das Folgewetter bestimmt oft die Anzahl der Tage, die wir an einem Ort verbringen. Eigentlich bestimmt der Wind unsere komplette Planung.

Nach der Windbereinigung, blieben auf der Shortlist noch 8 Ziele übrig. Wir sprechen viel mit anderen Seglern über deren Empfehlungen. Vor allem mit Bekannten, deren Vorlieben wir kennen. Dann bleibt noch zu entscheiden, ob wir eher Lust auf Einsamkeit oder Sozialleben haben. Routenplanung und Ithaka

Nutzlose Revierführer und sinnvolle Helfer

Revier- und Törnführer waren in der Karibik sehr hilfreich, vor allem die Klassiker von „Doyle“. Was wir bisher für Griechenland an Literatur gefunden haben, ist völliger Mumpitz. Wir haben z. B. „Griechenland 1“ von Gerd Radspieler für 46 € erworben. Was für eine Verschwendung von Geld und Bäumen. Peinlich für den Delius Klasing Verlag. Routenplanung und Ithaka

Aber es gibt ja „Navily“. Diese App listet Ankerplätze und Häfen, mit Informationen und Feedback von Seglern, auch mit Bildern. Für 20 € im Jahr gibt’s eine Prognose, wie der Ankerplatz bei den herrschenden Bedingungen sein könnte. Manche Häfen kann man auch direkt buchen, ohne Mehrkosten. Eine sehr hilfreiche Sache, auf beiden Seiten des Atlantiks.

Nach Wetter, Navily und Laune – ist die Shortlist dann tatsächlich short – es sind noch 3 Möglichkeiten – und dann sind die Seekarten dran. Wir nutzen – wie fast alle Segler – Navionics (mit Ausnahme der Bahamas). Die Seekarten kann man ständig online aktualisieren und daher ist man relativ sicher, mit Charts gut versorgt zu sein.

Navily Ankerplätze und das passende Wetterchart: rot = nicht so nett 🙂 

Nach dieser üblichen Prozedur stand unser nächstes Ziel fest: Ithaki – Vathy, die „Hauptstadt“ von Ithaka, 18 nm entfernt.

Ithaka – home of the first superhero.

Die beiden Insel liegen ca. 10 nm getrennt, auf einer Nord-Süd Achse. Zum Segeln gibt das einen gelaunten westlichen Wind – der meist vorherrscht. Alles liegt in Sichtweite, denn alle Inseln und das Festland haben ordentliche Berge und sind grün bewachsen. Wir schauten noch in ein paar nette Ankerbuchten und zwei kleinere Dörfchen auf dem Weg, aber die Bucht Vathy Ithaki, blieb das Ziel.

Gasse in Vathy, Ka kreiert Köstlichkeiten, Taverne (köstliches Kaninchen und Lamm), die Sea Cloud, die wir schon mehrfach in der Karibik trafen, Skyline von Vathy

Odysseus, der vermutlich erste Superheld, als es noch keine Superhelden gab – er soll hier gelebt haben. Zumindest schreibt das Homer. Es darf natürlich stark bezweifelt werden, ob es Odysseus gab. Aber die Geschichten von Zyklopen, Sirenen, Göttern und in Schweine verwandelte Menschen – die waren schon sehr unterhaltsam.

Das es nicht die geringsten Existenzbelege für Odysseus gibt, schert die Ithaka´er natürlich nicht. Es streiten sich sogar zwei Orte auf der Insel, Odysseus´ und Penelopes Wohnsitz gewesen zu sein. Besonders unterhaltsam ist die seriös geführte Meinungsverschiedenheit zwischen Archäologen darüber, ob Ithaka überhaupt das Homer`scher Ithaka war oder nicht eher Lefkada oder Kefalonia. Ist das nicht so, als ob sich Kriminologen darüber streiten, ob Peter Parker in der 5th oder 7th Ave Verbrecher schnappte? Routenplanung und Ithaka

Die Ilias von Homer gabs allerdings wirklich, verfasst ca. im 6. Jahrhundert B.C. und eines der wichtigsten Epen der westlichen Kultur. 24 Bände mit 15.693 Versen (daktylischen Hexametern 🙂 ). Als Kind habe ich die Legenden von Odysseus, Achilles, Hektor und den anderen Helden verschlungen. Allerdings dankenswerterweise in Prosa umgewandelt.

Ithaka und Vathy Ithaki

Ithaka ist eine von 3.000 Menschen bewohnte Insel, 95 m2 klein. Es gibt reichlich unbewohnte Fläche und nur 27 Einwohner pro km2. Zum Vergleich: Paxos hat 93 und Berlin 4.240. Es ist völlig unaufgeregt – wie bisher alle Orte im Ionischen Meer. Vathy ähnelt ein bisschen St. Tropez – nur kleiner und ohne Schickimicki. Es gibt nur eine Handvoll Hotels auf Ithaka, nichts Besonderes, aber sehr cool und entspannt. Routenplanung und Ithaka

Wir ankerten die Rivercafe in der Bucht von Vathy. Zunächst mit reichlich Platz und auch am Stadtkai gab es viel Raum. Das änderte sich im Nachmittag als die Charterflotten einfielen und die übliche Show lieferten. Das wird nie langweilig. In wenigen Minuten wurde es proppenvoll, kaum ein Wassermolekül ohne Kontakt zu Ankerketten und kein Meter Steinkai blieb unbelegt. Morgens um 9.00 h war der Spuk für ein paar Stunden vorbei – bis zum Nachmittag.

Bucht von Vathy besucht von großen und kleinen Yachten. Bild unten: im Hintergrund liegen endlos viele Charterschiffe am Stadtkai

Vathy wird wohl der letzte Ort sein, den wir in den nächsten Zeit besuchen. Die nächsten Teile unserer Reise werden Natur und Buchten. / Holger Binz

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