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Mission green accomplished

Mehr grüne Power für die Rivercafe

Heute wird es etwas technischer:  es zog sich hin wie Kaugummi und brauchte einige Wochen länger als geplant – die umweltfreundliche Aufrüstung der Energieversorgung der Rivercafe. Aber jetzt sind wir wieder segelklar. Während ihr das lest, haben wir wieder die Segel gesetzt und erfreuen uns (hoffentlich) an einer entspannten Energieversorgung.

Nach einem halben Jahr an Bord wollten wir unabhängiger von unserem Diesel Generator werden und mehr umweltfreundlichen Solar Strom produzieren. Unser „Carbon Footprint“ ist schon groß genug, ein bisschen kleiner wäre eine gute Idee. Und wir wollen unabhängiger werden. Deshalb das Titelbild: Stéphane (unser erstklassiger Elektriker),  Ka und ich ziehen zum letzten (hoffentlich)  letzten Mal das Landstromkabel.

Anders als in einem Haus, ist auf einem Schiff der Stromverbrauch ein wichtiges Thema. Hat mich in Luxembourg tatsächlich nie interessiert. Wisst ihr, wieviel Watt eure Kaffeemaschine oder Waschmaschine brauchen? Who cares. Auf einem Schiff ist das anders. Man muss genau wissen, was man mit welchen Geräten oder Installationen verbraucht. Und natürlich auch, wieviel Strom zur Verfügung steht oder bereitgestellt werden kann.

Als passionierter Nicht-Handwerker hatte ich nicht den geringsten Schimmer von dem ganzen Elektrozeug. Da gibt’s ziemlich viel zu lernen über Ampere, Watt und Volt. Mir hat das Buch von Alexander Worms geholfen, meine bemerkenswert großen Wissenslücken zu schließen.

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Die Stromfresser

Unsere größten Stromverbaucher an Bord sind der Watermaker  – das ist unsere Wasserentsalzungsanlage, die Waschmaschine und der Dive Kompressor, der unsere Tauchflaschen mit Luft befüllt. Aircon nicht zu vergessen.Heißwasser, Spülmaschine und Kaffeemaschine schlucken schnell mal 1.400 Watt und ziehen reichlich Ampere aus den Lithium Batterien. Für diese drei Geräte genügen unseren bisherigen 800 Watt Solar Panels zur Stromversorgung. Für die erstgenannten Stromfresser, musste aber immer der Diesel Generator die Power liefern.­­­ Tausche Diesel gegen Wasser oder saubere Wäsche, nicht wirklich schlau.

Unser „Watermaker“ ist der wichtigste Verbraucher. Er saugt Meerwasser ein, filtert und entsalzt und wenn der gemessene Salzanteil gering genug ist, wird das frische Trinkwasser in unsere Frischwassertanks gefüllt. Dieses Wasser schmeckt köstlich und hat einen geringeren Salz Anteil als Wasser, das man in Flaschen kaufen kann. Leider ist die Frischwasserproduktion ziemlich energieaufwändig. Um einen Tank zu füllen – wir haben zwei Tanks – läuft der Watermaker etwas mehr als 3 Stunden, mit einer Produktion von knapp über 100 l pro Stunde. Jeder Minute davon, musste bisher der Generator laufen.

Das haben wir jetzt geändert. Mit einem Katamaran haben wir den glücklichen Vorteil zu einem Monohull, dass wir mehr Platz haben, um Solar Panels anzubringen. Aber auch die Dachflächen sind limitiert und deshalb haben wir einen Träger am Heck bauen und anbringen lassen. Der Träger nimmt die zusätzlichen 8m2 Solarpanels auf. Dazu haben wir unsere Lithium Batterien von 800 Amp auf 1.000 Amp aufgestockt. Und letztlich kam noch ein weiterer Inverter hinzu. Die ganze Installation braucht eine zuverlässige Steuerung, damit in die Batterien nur das eingespeist wird, was reinpasst. Batterie happy, life happy.

Der Plan ist, dass wir mit dem neuen Setup keinen Generator mehr brauchen. Den behalten wir nur zur Redundanz. Zukünftig sollten wir auch keinen Landstrom mehr brauchen, wenn wir in Marinas sind. Bei den Tests sah alles gut aus und lief einwandfrei.

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Finanziell sinnlos – wirtschaftlich wertvoll

Wirtschaftlich, also monetär vorteilhaft, ist der Umbau nicht wirklich. Unser Generator hätte mehr als 5.000 Betriebsstunden laufen können, bis zum Break-even der Kosten der Aufrüstung. Für uns sind die Aspekte der Umweltfreundlichkeit und Autonomie die überzeugenden Gründe. Wir werden einige Tausend Liter Diesel weniger verbrennen.

Die Fertigstellung der gesamten Installation war allerdings viel aufwändiger, als wir uns das vorgestellt haben. Metallbauer und Elektriker machten die Rivercafe über Tage zur Baustelle. Und dann rutschte doch noch ein Werkzeug ab und eines der vier Panels wurde beschädigt. Wir brauchen ein neues. Ist vermutlich nicht überraschend, dass es in Guadeloupe keinen Ersatz gibt. Der muss aus Europa geliefert werden. Das werden wir dann in Grenada erledigen. Immerhin konnte Stéphane die Elektronik doch auf ein komplettes System installieren und programmieren.

Die nächsten Segeltage werden zum Test, ob alles so läuft wie es laufen soll. Drückt uns die Daumen, dass wir endlich, endlich, endlich weiter nach Süden segeln können. /Holger Binz

3 Kommentare zu „Mission green accomplished“

  1. Hört sich gut an. Aber behaltet mal als Reserve die Generator-Lösung. Denn wenn die Sonne nicht scheint, gibt es wenig oder gar kein Strom aus den Solarpanels. Das schwankt bei unserer Hausanlage stark. Bei unserem Womo ist die kleine Anlage auch viel wert, denn man ist ja meist unterwegs wenn das Wetter gut ist.
    Alles Gute
    Jürgen

  2. Bonjour mes amis,

    Sehr interessanter Artikel obwohl ich nicht so begeistert bin von Technik … Aber ihr habt schon recht who cares here was wir an Strom brauchen (man muss ja nur den Schalter on und off machen)

    Also news von Luxembourg ..es ist 9 Uhr, ich kucke das Fenster vom Büro raus und der Himmel ist blau und es ist Sonne da, fast nicht zu glauben nach so viele Tage regen… Und jetzt kann ich nur sagen ENJOY …

    Ich vermisse euch
    Valérie

  3. Danke für euren Blog zu eurem Rivercafe! Ich kann mir vorstellen, dass es ein großes Unterfangen war, da Metallbauer und Elektriker wie ihr beschrieben habt, einige Tage damit beschäftigt waren. Dafür hat es sich umso mehr gelohnt!

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