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Wartefrust und Vorfreuden

Wartefrust und Vorfreuden

Heute sind es noch genau 100 Tage, bis wir das Haus verlassen. Vieles ist schon erledigt und manches kann noch nicht erledigt werden. Das Haus wird immer leerer, Schränke, Schreibtische, Stühle und vor allem meine Bilder sind verkauft und werden abgeholt. Alles liegt im Plan und scheint gut zu laufen. Fast alles. Zur Zeit halten sich Wartefrust und Vorfreude nicht die Waage.

Ich falle mal gleich mit der Tür ins Haus: Mir fällt die Decke auf den Kopf. Es regnet, seit Tagen und seit Tagen ist es grau, kalt und ungemütlich. Es ist März. Nicht nur mir geht es so. Meine Freunde, meine Familie, alle scheinen auf besseres Wetter zu warten und alle freuen sich auf den Frühling. Der wiederum lässt auch auf sich warten.

Es ist nicht so, dass ich nichts zu tun habe. Im Gegenteil ich habe wie immer eine Liste mit Dingen die erledigt werden müssen. So gut wie nichts davon ist zeitkritisch. Ewig habe ich mich genau nach solchen Zeiten gesehnt. Zeit zu haben. Frei entscheiden zu können, wann ich arbeite, wann ich male, gestalte oder Schubladen aufräume. Aber noch kann ich so ganz und gar nicht damit umgehen. Ich lese ein bisschen, spiele ein wenig Klavier, habe sogar ein letztes Bild gemalt. Es ist toll geworden finde ich. Aber nun ist es fertig. Genau wie vieles andere. Mir fehlen Ziele und mir fehlt Struktur, denke ich.

Strukturierungsmaßnahmen

Also strukturiere ich meinen Tag. Am morgen lerne ich für meinen Tauchschein (das dauert leider höchstens 4 Tage), checke meine Mails und reagiere. Manchmal ist eine Aufgabe dabei, manchmal ein: „Kannst Du mal bitte …“. Am Nachmittag spiele ich Klavier, lese, und packe weitere Dinge zusammen und sortiere was auch immer, um die Übersicht zu behalten. Am Abend mache ich Sport. Nie im Leben habe ich mit so viel Vergnügen und Ausdauer Sport betrieben. Wenn meine Enkel Ferien haben, habe ich alle Hände voll zu tun. Aber auch da handelt es sich eher um Tage oder Wochen.

Getan ist getan

Viele Kisten sind schon gepackt, vieles ist sortiert, Papiere sind gescannt. Wir haben Seminare besucht, Konten sortiert, Mobilverträge angepasst und unzählige Informationen über die Orte gesammelt, die wir beim Crossing besuchen werden.

Und manches kann eben noch nicht erledigt werden. Der Garagenflohmarkt steht am 25.4. an und ein paar Behördengänge sind terminiert. Für meine Abschiedstour zu Mama, Papa, Schwersterchen und Tanten ist es sicher noch zu früh.

Was also tun beim Warten.

Ich habe mich mit Holger darauf geeinigt, jetzt mal öfter etwas zu unternehmen. Mal ein Wochenende an die Küste, einfach so in eine Stadt zu fahren oder die Kinder besuchen. Wir spielen, lesen, reden viel und doch fühlen wir uns wie im Transitbereich eines Flughafens oder im Wartezimmer, wo es nicht mehr lohnt, einen Artikel zu lesen. Wir ermahnen uns geduldig zu sein  und ermuntern uns gegenseitig zur Vorfreude.

Ja genau, wo ist die eigentlich geblieben?

Schon vor 730 Tagen (der Tag an dem wir die Rivercafe bestellt und den Vertrag unterschrieben haben) hatten wir Vorfreude. Wir haben uns Youtuber angeschaut, die auf Weltumseglung sind, haben in Büchern und Landkarten gestöbert und Checklisten geschrieben.

Jetzt wo die Checklisten weitgehend abgearbeitet sind, sitzen wir hier und schauen ins Grau und warten.

Vielleicht auch einfach, dass sich mit den ersten Sonnenstrahlen die Vorfreude wieder einstellt.

Grüße aus dem GRAU (RAL 7035 wenn Ihr mich fragt) / Karin Binz

 

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