Hurricane Season – Wetter, Apps und reports für stürmische Tage
Der Juli ist angebrochen und damit ist der erste Monat der offiziellen Hurricane Season vorbei. Bleiben noch vier weitere. Der Juli war in der ganzen Karibik sturmfrei, aber sehr nervig böig. Nur an der amerikanischen und mexikanischen Küste war schon ein bisschen was los.
Die Website des NHC (National Hurricane Center, USA) der NOAA (National Ocean and Atmospheric Administration) ist für Segler in der Karibik morgens der erste und nachts der letzte Blick. Auf deren Website www.nhc.noaa.gov sind alle Prognosen und Wahrscheinlichkeiten zu sehen. Und dazu studieren alle Menschen mit schwimmendem Bett täglich mehrfach alle möglichen Wetterapps.
Heute ist das NHC bei „Elsa“ angekommen, d. h. der 5. Buchstabe wird vergeben an den fünften Sturm der Saison. Stürme zu benennen, ermöglicht eine schnellere Identifizierung, denn nicht selten gibt es zeitgleich mehrere Stürme in einer Region. Die Namen von verheerenden Stürmen wie Irma oder Maria werden nicht mehr verwendet und enden quasi in der unrühmlichen Hall-of-Fame.
Elsa kommt
Während ich das hier schreibe, ist „Elsa“ von Afrika über den Atlantik kommend, auf der Höhe von Barbados in die Karibik eingezogen. Am Freitag trifft sie auf Land, vor allem Martinique und Dominica wird es heftig durchwirbeln. Wir sind fast 300 km entfernt, aber auch hier gab es letzte Nacht Sintflut Regen mit Gewitter und heute bemerkenswert starke Böen. Ich musste unser Dinghi noch nachts leerschöpfen, weil es halb vollgelaufen war. Wir haben die Rivercafe mit 9 Festmacherleinen und 12 Fendern gesichert. Und was nicht gesichert ist, bläst der Wind über Bord.
Bisher ist „Elsa“ in der Selbstfindung von tropischem Sturm (11 Bft) zu Hurricane Stufe 1 (12 Bft) ab 64 kn Wind. Im Moment liegt sie bei 60 kn, es fehlen nur 4 kn bis zum Hurricane Cat. 1.
Wie es für Winde die Beaufort Skala gibt, sind Hurricanes in die Saffir-Simpson Skala kategorisiert. Diese teilt Hurricanes in 5 Kategorien von 1 (64-84 kn) bis zu unvorstellbaren 136 kn der Stärke 5. Knoten multipliziert mit 1,85 ergibt Stundenkilometer. „Elsa“ würde also eure Gartenmöbel mit 118 km/h wegblasen. Für ein Schiff ist der Windspeed auch ziemlich ungesund.
Es ist fast unmöglich, von einem Hurricane überrascht zu werden. Das NHC hat „Elsa“ schon seit 5 Tagen auf dem Schirm, als sie noch keinen Namen hatte, aber schon von Afrika anreiste. Wir beobachten die Zugbahn schon seit Tagen und ich bin mir sicher, alle anderen Segler in der Karibik tun das ebenso.
Die Frage ist aber, was man mit der Information anfängt. Ob man noch rechtzeitig reagieren kann, wenn man feststellt, dass man in der Zugbahn liegt. So wählt jeder Segler seine Strategie. Wir sind deshalb auf 12 Grad N sehr weit nach Süden nach Grenada gesegelt, weil hier die Wahrscheinlichkeit von Hurricanes aufgemischt zu werden, am geringsten ist.
Viele Segler sind noch im kommenden Hotspot Martinique auf 14 Grad N und ich wünsche allen, dass die den Freitag gut überstehen. Am Wochenende sollte der erste Spuk vorbei sein und wir hoffen, dass Elsa nicht das Bedürfnis hat, in die unrühmliche Hall-of Fame einzuziehen.
Exkurs: Weather Apps – nicht nur für Hurricane Season
Wir haben in den letzten Jahren einige Wetterapps verwendet und sind bei diesen hängen geblieben. Für alle muss man bezahlen. Heute morgen habe ich alle Apps mit Elsa im Anflug verglichen. Es gibt Abweichungen von 10 Kn in den unterschiedlichen Modellen. Je näher der Zeitpunkt rückt, umso stärker nähern sich die Modelle an. Die Kunst besteht also in der Genauigkeit der längerfristigen Vorhersage.
PredictWind. Die Wettervorhersage finden wir relativ präzise. Auf der Basis kann man auch mit PredictWind Offshore ein gutes wetterabhängiges Routing machen. Der große Vorteil: man kann sich sein Wettermodell aussuchen, d. h. man hat Zugriff auf unterschiedliche Wettermodelle aus USA, Europa oder dem eigenen PredictWind Model. Das ist unsere Brot- und Butter Anwendung.
YachtingWeather. Liegt oft überraschend richtig mit Windstärken, zumindest kurzfristig für den nächsten Tag, maximal 2. Ab 3-4 Tage Vorhersage ist aber sehr schwankend und nicht gut zum Planen. Vorteil: man kann eine präzise Position vorhersagen lassen.
WindfinderPro. Die Angaben fand ich im letzten Jahr konstant zu niedrig – und nicht nur ein bisschen. Die werde ich nicht verlängern.
Windy. Habe ich wiederentdeckt. Auch hier kann man zwischen verschiedenen Modellen wählen. Sehr anwenderfreundlich. Aber noch zu kurz im Einsatz für eine Meinung.
WeatherPro. Benutzen wir eigentlich nur für das lokale Wetter, vor allem wegen der Sonnenstunden. Als Windtool m. E. nicht geeignet.
MeteoEarth. Optisch attraktiv, mit Windströmungen, Wollen, Niederschlag. Sehr schön gemacht, aber eher nur als Ergänzung. „Elsa“ kann man da kaum sehen.
Noch zu erwähnen:
WindyTy, Weather 4D
Hallo Holger,
gut, dass es solche tollen Vorhersage- und Beobachtung-Tools gibt. Das war vor 50 Jahren sicher noch ganz anders.
Andererseits bleibt es schwierig, sollen Phänomenen wirklich auszuweichen.
In Deutschland nehmen die Hagel- und Starkregen-Phasen sehr stark zu.
In der letzten Woche hat es überall geblitzt und gekracht. Es gibt viele Schäden. Meiner Schwester ist in Bayern der ganze Garten verwüstet worden. So schlimm war es Jahrzehnte lang nicht. Das hängt sicher auch mit der Klimaveränderung zusammen.
Hoffen wir mal, dass es bei Euch keine Ärger von Oben gibt.
Liebe Grüße und alles Gute
Jürgen
Wenn Menschen vom Segeln hören oder lesen, träumen sie sicher gerne von dem „schönen Leben“. Wenn ich jedoch Euren Block mit großem Interesse folge wird mir klar das es auch andere Seiten hat. Es heißt offensichtlich nicht nur gut planen, sondern auch studieren etc. – das macht ihr offensichtlich mehr als gut. Somit drücke ich Euch weiterhin die Daumen -jetzt aus der Dom.-Rep. mit dem Blick auf Elsa, die uns heute morgen nur leicht gestreift hat- für gute Konditionen was Wind und Wetter angeht.
Ihr seid für uns jetzt fasst zum Greifen nah…… bleibt gesund und tapfer
Zum greifen nah = 1169 KM
natürlich Sinnbildlich gemeint.
Liebe Grüße
Jürgen und Angelika