Dominica, grüner geht nicht
Unsere Freunde Moni und Tilman waren unsere letzten Besucher für diese Saison. Sie flogen nach Guadeloupe und stiegen in Les Saintes zu uns an Bord. Wir gönnten den beiden noch ein paar Tage Les Saintes, zu Land und zu Wasser.
Montagmorgen segelten – oder besser düsten – wir 22 nm nach Dominica. Wind aus 60 Grad zwischen 15 und 30 kn lieferte uns mit Reff in Groß und Genua 9 kn Topspeed. Coole Segeltaufe für Moni. Und das perfekte Kontrastprogramm mit einer völlig anderen Insel.
72.000 Einwohnern leben meist frugal, das Kabinett ausgenommen, auf einem Drittel der Fläche Luxembourgs. Unnötig zu erwähnen, dass mal wieder Kolumbus die Entdeckung der von den Kalinago Ureinwohnern bewohnten Insel für sich beanspruchte (1493). Im Anschluss wechselten sich England und Frankreich 7 mal als Besatzer ab, bis die Insel 1978 unabhängig wurde.
Unser Tagestripp endete in der Prince Rupert Bay, im Norden der Insel, mit der Stadt Porthmouth. Dominica hat seine extremen C19 Regeln endlich gelockert. Die Zeit war hart. Die Locals hatten keine Einnahmen aus dem – meist Eco – Tourismus und bekamen keine Unterstützung von ihrer Regierung. Die sowieso schon arme Insel, war im schieren Überlebensmodus.
So hinterfragten wir auch nicht die Ansage, dass man für die Ein- und Ausreise einen Agenten benötigt. Die Insulaner brauchen jeden East Caribbean Dollar, den sie bekommen können. Jerome und Nikel von Cobra regelten alles für uns und lieferte uns gestempelte Pässe und Clearance-Papiere an Bord. Und wir legten die Rivercafe an einen bestens gepflegten Mooring Ball, für den wir sehr gerne 12 USD die Nacht bezahlen. Dominica lebt mit Bescheidenheit.
So arm die Menschen in Dominica sind, so unvergleichlich reich ist die Natur. Die Schönheiten sind roh und nur grob erschlossen. Also keine schicken Wege oder Zufahrten, nichts ist elegant hergerichtet, alles ist simpel. Das macht den besonderen Charme.
Indian River
Es ist schwer, sich nicht in Dominica zu verlieben. Die Insel ist ein Traum in grün. Unser erster Ausflug führte uns auf den „Indian River“. Der Fluss liegt unter Meerwasserspiegel in führt überwiegend Brackwasser in die Mangrovenwälder. Hier wurde der zweite Teil der „Pirates oft he Caribbean“ gedreht und die Hütte der Hexe Calypso steht heute noch. Mittendrin im Busch die tiefenentspannte „Bush Bar“, ein Refugium mit köstlichem Rum.
Champagne Reef
Wir besuchten mit unseren Freunden das Champagne Reef, ganz im Süden der Insel. Über den Steinstrand stiegen wir in die blubbernde Unterwasserwelt, in der gefühlt Trillionen von Fischen das warme Wasser und die aufsteigenden Blasen ebenso genossen wie wir. Es sieht tatsächlich unter Wasser aus, wie in einem Champagnerglas. Nur das man mittendrin schwimmt. Leider vergaßen wir unsere Unterwasserkamera. (sorry, deshalb nur ein Stock-Photo). Und trotz vulkanischer Abstammung, möffelt es nicht nach Schwefel.
Titou Felsen
Titou Gorge war unser nächster Trip. Selten genug das wir in Süßwasser steigen können. Man schwimmt durch frisches Bergwasser zwischen hochaufragenden Felsen zu einem Wasserfall. Es gibt nur diesen Weg durchs Wasser. Spektakulär. Unbedingt besuchen, wenn ihr mal auf Dominica vorbeikommt.
Trafalgar Wasserfälle
Die Trafalgar Falls – zweitgrößter Wasserfall Dominicas – mussten wir unseren Freunden auch unbedingt zeigen. Es ist ein archaischer Moment zu sehen, wie die majestätischen zwei Wasserfälle von den Bergen 65 m Tief in den Dschungel rauschen. Für mich gibt’s dazu eine kleine Familiengeschichte. Ohne vom Besuch meiner Eltern in Dominica zu wissen, fanden wir im Nachlass ein schwarz/weiß Foto, dass die beiden in den 60er Jahren an genau diesem Wasserfall zeigt. Damals war Reisen noch richtiges Abenteuer. Damit ist wohl auch die Ursache meiner Reiselust geklärt. Falls ihr mal dorthin kommt: man kann in den Wasserfall klettern – mit einem Guide – und kann in einen heißen und einen kalten Pool baden.
Noch nie sind die Fälle trockengefallen, so viel Wasser – und Regen – gibt es in Dominica. So viel, dass gerüchteweise China Wasserrechte von Dominica will, als Gegenleistung für angebliche 300 Millionen Investitionen in Straßenbau und Infrastruktur. Die wurden natürlich von importierten Chinesen selbst verbaut und lokale Arbeitskräfte hatten nichts davon. Das alte Spiel der Chinesen: wie kaufe ich mir billig ein Land. Ein häufig praktiziertes Spiel in der Karibik.
Hot tub – Eisenbad
Last but not least nutzen wir noch die Gelegenheit, wortwörtlich in ein Eisenbad zu steigen. Dominica ist wie fast alle karibischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Unter der Erde ist noch einiges los. Es gibt schwefelige Quellen und viel Eisen. An einigen Orte kann man in ein braunes Bad steigen um sich im warmen, eisenhaltigen Wasser zu suhlen. Sehr erholsam, vor allem nach einem längeren Hike.
Übrigens: 40 % der Energie Dominicas wird durch Wasserkraft erzeugt, 60 % über Dieselkraftwerke. Diese Dreckschleudern sollen bis 2025 durch Thermalkraftwerke ersetzt werden. Welche ein Freude zu sehen, dass sich Länder ihrer natürlichen Ressourcen besinnen und nicht dem Reiz der einfachsten Lösung erliegen. Vulkanpower und Wasser hat Dominica mehr als reichlich.
Es war mal wieder viel zu wenig Zeit für die Insel zwischen Guadeloupe und Martinique. Eine Insel, die irgendwie aus der Welt gefallen ist.
Unser nächstes Ziel ist das 55 nm entfernte Martinique, wo unsere Freunde uns wieder verlassen werden. Nächste Woche mehr. / Holger Binz
Wow… das klingt super!!!!
Ist es auch. Viel Spaß
hallo zusammen, klasse,daß ihr euch nun endlich Dominica anschauen konntet. Auch für mich war das die authentischste Insel in der Ecke dort. Das andere Extrem: Carriacou ,habt ihr schon gesehen ? Liebe Grüße ULi
Hi Uli, yep Canouan kennen wir. Ich finde St. Barth ist der totale Kontrast.
Ihr Lieben!
ich bin immer wieder begeistert über eure tollen Berichte. Ihr bringt einem die weit entfernte Karibik so nah. Das ist wunderbar! Euch eine schöne Zeit und viele liebe Grüße
Stefan