Unsere letzten Tage auf den Exumas
Wir haben nur noch wenige Tage auf den Exumas, bevor wir zu Teil 4 von 6 unserer Bahamas Reise weiterziehen, nach New Providence mit der Hauptstadt Nassau. Ende der Exumas
Der Abschied von den Exumas wird uns gerade ziemlich leicht gemacht. Seit 3 Wochen haben wir meist schlechtes Wetter. Viel Grau, zu wenig Sonne, Regen und der Wind ist selten wie angesagt. Die Wettervorhersage in allen Systemen ist so zuverlässig, wie ein Politikerversprechen. Ende der Exumas
Montag Nacht war eine der schlimmsten, die wir je an Bord der Rivercafe hatten. Ohne Ansage. Die Vorhersage war 13-20 kn Wind, ruhige See, ruhige Nacht. Um 18.30 h kofferte es los. Blitze am gesamten Himmel. Überall. Die Nacht wurde ununterbrochen erhellt. Tausende Blitze und wir mittendrin. Auf diesem Chart sieht man, was um uns herum los war. Es war, als würde die Welt untergehen.
Der blaue Punkt sind wir, alles Gelbe sind Blitze
Wir verstauten unsere Elektronik in den Ofen und starteten die Motoren, damit wir im Falle eines Blitzeinschlags zumindest die beiden am laufen hätten. Dann konnten wir nur noch hoffen, dass wir nicht getroffen werden. Zu den Blitzen kam noch ruppiger Seegang und Wind knapp bis 40 kn. Immerhin hielt unser Mooringball. Aber die Rivercafe sprang, wie auf welliger, hoher See. Er war einfach nur gruselig. Viele Stunden später, ließen dann die Blitze nach und wir bekamen etwas angespannten Schlaf. Am nächsten Morgen sahen wir zwar Sonne, aber der Schwell und der Wind blieben super unangenehm und die Rivercafe setzte ihren Tanz am Mooringball fort. Ende der Exumas
Schon vor dieser Nacht, war unsere Stimmung nicht die beste. Es wird Zeit, dass wir wieder mal in irgendetwas Stadtähnliches kommen. In zwei Monaten hatten wir nur das kleine Georgetown, in dem wir uns versorgen konnten. Seit fünf Wochen sind wir nun ohne Lebensmittelnachschub, ohne Obst und Gemüse. Tiefkühlspinat rettet uns vor Skorbut. Zweifellos ist dies der frugalste Teil unserer Reise. Das ist der Nachteil, wenn man ständig unbewohnte Inseln ansteuert. Aber gibt ja auch keine bewohnten – so sind die Exumas: nur Natur und nichts an Land. Aber vor allem das Wetter nagt an unserem Gemüt. Wir hatten uns etwas mehr Bahamas in den Bahamas vorstellt. Wir sind zutiefst beeindruckt, wie sehr das Wetter Einfluss auf unser Bahamas Erlebnis hat. Entweder haben wir eine Überdosis „einsame Natur“ oder eine Unterdosierung an Vitaminen. Ende der Exumas
Deshalb freuen wir uns auf Nassau, auch wenn viele Segler meinen, es lohne sich nicht. Aber endlich mal wieder etwas einkaufen, Menschen sehen und uns in Restaurants bekochen lassen. Welch ferne Erinnerung.
Seit einiger Zeit müssen wir mit unserer Wasserproduktion sorgsam sein. Da die Starterbatterie unseres Generators kaputt ist, haben wir kein Energie Backup für graue Tage mit zu wenig Sonnenschein. Unseren normalen Verbrauch decken unseren reichlichen Solarpanels und Lithium Batterien locker, aber der Watermaker ist ein gieriges Kerlchen und verlangt nach Sonne.
Jetzt mal den schlechter Laune Modus ausschalten, denn es gab noch anderes zu berichten. Ende der Exumas
Warderick Well nach Shroud Cay
Von Warderick Wells segelten wir mit zwei amerikanischen Buddie Boats nach Shroud Cay. Wir machen immer wieder neue und interessante Bekanntschaften von Menschen und deren außergewöhnlichen Geschichten. Leute, die wir sonst niemals treffen würden. Das weitet unseren Horizont und ist ein Highlight unserer Reise.
Shroud Cay ist eine weitere unbewohnte Insel, die überwiegend aus Wasserstraßen mit Mangroven besteht. Unglaublich vielen Mangroven. Die Wasserwege sind teilweise so flach, dass man bei Ebbe mit dem Dhingi auflaufen würde. Ein Ausflug über die Wasserwege der Insel empfiehlt sich nur in den zwei Stunden vor und nach der Flut. Ende der Exumas
Wo sind die Fische?
Trotz dieser Unmengen von Mangroven fanden wir so gut wie keine Fische. Reichlich Schildkröten, ein paar Ammenhaie – aber sonst so gut wie keine Fische. Sehr seltsam. Das nördliche Ende eines Wasserwegs mündet ins Meer und der Ort wird treffend „Washin´Machine“ genannt. Eine sehr schöne Flussmündung mit mehreren Sandbänken und reichlich Strömung, je nach Gezeitenstand. Perfekt für ein Bad im Meer, bei dem auch die vorbei schwimmenden Ammenhaie nicht belästigen.
Das Meer verändert sich zum nördlichen Ende der Exumas. Der Exumas Sound bietet immer weniger Schutz vor Seegang, es wird welliger und Ka kann keinen Yoghurt mehr machen. Der verträgt kein schwankendes Schiff. Die spontanen Sprünge ins Wasser werden seltener, weil Massen von kleinen Quallen den Spaß verderben. Das Meer ist immer noch klar, aber es gibt außer Haien fast keine Fische zu sehen. Und auch die Haie werden weniger. Zum Schnorcheln oder Tauchen finden wir nichts Spannendes mehr. Ende der Exumas
Drogeninsel Normans Cay
In Sichtweite unseres Ankerplatzes liegt Normans Cay. Diese Insel hat eine spannende Vergangenheit. Von 1978 bis 1982 gehörte sie den Bossen des Medellin Kartels und war – wenig überraschend – ein Drogen Umschlagplatz. Den größten Teil der Insel belegt eine Startbahn für Flugzeuge und ein kleiner Hafen. Dezente Hinweise für die DEA. Die einzige Attraktion ist ein weiteres versunkenes Flugzeug und sonst gibt es viel nichts. Ende der Exumas
Unseren letzternStopp auf den Exumas werden wir in Highborne Cay einlegen, vielleicht aber auch nicht. Dort gibt’s ausnahmsweise ein paar Menschen, ein Restaurant und eine kleine Marina. Gestern trafen wir zwei Segler, die dort für 94 USD zwei Burger mit Coke orderten. Wir halten dann sicher noch 2-3 Tage durch.
Wenn wir am Wochenende in Nassau ankommen, dann werden wir ganz sicher nie an Bord essen. Wir haben eine neue Starterbatterie bestellt, die das Dreifache kostet als üblich. Allerdings ist sie noch nicht angekommen. Es wäre schon, wenn wir für unseren weiteren Tripp zu den Berrie Islands und Bimini, einen funktionierenden Generator hätten. Nur für den Fall, dass das Wetter immer noch nicht Bahamas-like wird. Wir melden uns wieder, nach unserem Kontakt mit der Zivilisation. / Holger Binz