Die Ruhe unter der Wasseroberfläche
Die Opernsängerin Elsa Dreisig eröffnete die Radio-Show „Klassik Pop et cetera“ mit folgenden Worten: „Die Welt, trotz Stress und Traurigkeit hat so überirdisch viel Schönes zu bieten“.
So geht es mir wenn ich unter Wasser bin.
Noch 3 Tage auf der Rivercafe. Ich sitze in Fort Lauderdale. In einer Marina, in einer Stadt und langsam verstehe ich, dass eine riesige Etappe dieser Reise nun hinter mir liegt.
Der Plan sah anders aus. Drei bis fünf Jahre Karibik, dann ab durch den Panamakanal in die Südsee. Aber wie so oft beim Segeln sind Pläne nur grobe Anhaltspunkte. Jetzt weiter in den Pazifik würde bedeuten, wir sehen unsere Familie und Freunde noch seltener und das ist genau das Gegenteil von dem wonach ich mich nun schon seit einiger Zeit sehne.
Es gibt natürlich noch einige andere Gründe, warum wir erst mal einen Mediterranen Loop einlegen, aber die hat Holger schon im letzten Artikel beschrieben.
Schon von Beginn der Reise war ich überwältigt, von den vielen Eindrücken und ein Gedanke beschäftigte mich häufig: wie soll ich mir das alles merken, ohne dauernd mit der Kamera vor der Nase herumzulaufen?
Und so habe ich angefangen zu zeichnen. Ich will jetzt niemanden mit dem Unterschied von zeichnen und malen und illustrieren langweilen, aber von meinen meist über 1,5 m2 großen Leinwänden auf ein 12,9 Zoll Tablett umzusteigen, war ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Und weil mich die Szenerie unter der Wasseroberfläche am meisten fasziniert hat, ist eine ganze Serie von Bildern entstanden.
Underwater Circumnavigation
In den letzten 3 Jahren haben wir 157 mal den Ort gewechselt. An manchen Orten war rein nichts zu sehen. Vor allem die traumhaften Bahamas haben zwar türkises Wasser aber man würde wohl nicht von Fischreichtum oder flirrender Unterwasserwelt sprechen. Das war auf den britischen, amerikanischen und spanischen Jungferninseln und in der südlichen Karibik schon ganz anderes.
Ich habe Haie und Rochen gesehen, aber auch Seepferdchen und kleine Wasserspinnen, lustige Krebse und in „The Bath“ einen Lobster, fett wie ein Baby.
Wenn es einen Gott gibt, hat er im Meer sein Meisterwerk vollbracht und jeder Fashion-Designer sollte tauchen lernen und sich anschauen, wie farbenprächtig die Kleider mancher Fische sind.
Unterwasser lernt man lachen. Da gibt es die Flunderarten, von denen nur die Augen zu sehen sind. Erst wenn sie schnell davon flitzen, wird ihr blau-türkises Punkte Muster sichtbar. Oder ein Oktopus, der versucht einer „Horde“ Fische zu entkommen, die ihn einfach nur nerven. Innerhalb von 2 Minuten hatte er so oft seine Farbe geändert, dass ich ihn später nur zufällig auf den Filmaufnahmen wieder entdeckt habe.
Die Pflanzenwelt unter Wasser ist erstaunlich vielfältig. Die meisten Pflanzen sind weicher als die über der Erde. Sie sind flexibel ob es sich um Seegras oder auch um Kelp handelt. Sie sind enorm anpassungsfähig und widerstandskräftig.
Mit dem ein oder anderen Meeresbewohner hatte ich es nicht so leicht. Ich habe eine Allergie gegen eine ganz bestimmte, sehr kleine Quallenart. Dabei faszinieren mich Quallen ganz besonders. Sie sind Tänzer im Meer können sich in alle Richtungen bewegen, lassen sich manchmal fallen, als ob die Schwerkraft im Wasser wäre, wie an Land. Oder sie ziehen mit ihren 5000 besten Freunden an mir vorbei und glotzen mich unverständig an.
Natürlich sind diese Mitbewohner unserer Erde nicht nur schön, einige sind einfach witzig. Ein daumengroßer Triggerfisch, wollte unseren Freund Anders mit Vehemenz in den Hintern beißen. Anders war einfach zu nah an seinem Nest. Das wollte der Zwerg offensichtlich verteidigen. Ein anderer, ein etwas 1 Meter großer Remora fand Holger in seinem schwarzen Wetsuit sei der passende Aufenthaltsort, um sich als Pilotfisch durch die Gegend transportieren zu lassen.
Es gibt vieles was mich beeindruckt hat. Beim Freitauchen habe ich mir einen kleinen Lungenriss zugezogen und viel über den Tot im Wasser nachgedacht. Eine ganze Nacht bangte ich um meine Freundin Nilla, die in Guadeloupe bei einer Wanderung abgerutscht und einen Wasserfall heruntergefallen ist. Und zum ersten und hoffentlich zum letzten Mal in meinem Leben habe ich „Big Game Fishing“ erlebt . Daher ist es kein Wunder, dass einige Bilder der „Underwater Circumnavigation“ ein wenig düster sind.
Die Stille unter Wasser, das reine beobachten und sich mit den Fischen treiben zu lassen, wird mir in den nächsten 5 Wochen ohne Schiff fehlen. Von den vielen Orten und Unterwasserwelten, die ich gesehen habe, sind die meisten noch in meinem Kopf und warten darauf gezeichnet zu werden. 25 Zeichnungen sind fertig.
Offiziell verkaufe ich die Illustrationen als Digital Art auf Opensea, einer Plattform für NFTs. Hier legt die Plattform die Preise fest und ich habe kaum Einfluss.
Wer eine gedruckte Version, einer Illustration haben möchte, Ihr habt ja meine Mailadresse. Ein Druck auf Fine Art Hahnemühle 350 gr. Papier liegt bei ca. 270 Euro
Und auf meiner Website karinbinz.com sind auch einige Making-Off‘s zu sehen. / Karin Binz