Mallorca
Wir sind in Mallorca angekommen. Wenn wir nur europäische Leser hätten, wäre es sicher nicht nötig, mehr über eines der meist besucht- und besegelten Segelreviere im Mittelmeer zu schreiben. Unseren kleinen Blog lesen aber auch viele Nichteuropäer und denen kann ich nur sagen: unbedingt rüberkommen. Es ist richtig klasse und der perfekte Kontrast nach Karibik/Bahamas. Das Segeln selbst ist kein Highlight, aber dafür sind die Inseln der Balearen wert, ein paar Wochen einzuplanen. Aber am besten nicht im August.
Mit Formentera, Ibiza (Eivissa), Mallorca und Menorca gibt es vier fantastische Inseln mit interessanten Zielen. Von der Schönheit und Attraktivität wissen aber auch reichlich andere. 25 Mio. Touristen übernachten pro Jahr alleine auf Mallorca. Über 600 Charterschiffe sind nur in Mallorca zu haben. Die Balearen sind sowas wie die Virgin Islands für Charterer. Weitere 1.200 private Schiffe sind registriert und dazu kommen noch die Besucher auf eigenem Kiel. Das ist die Hochsaison im August und genau dann sind auch wir da.
Wir hatten keine Wahl zum Termin, denn wir erwarteten Familien Ferienbesuch. Wir legten uns an den lange im Voraus reservierten Mooringball in Port Andratx und freuten uns darauf, eine Woche lang von unseren Enkeln aufgemischt zu werden. Segeln um die Balearen – Mallorca
Das Leben mit Enkelkindern
Reichlich schöne Städte
Es gibt sehr schöne größere Städte wie Ibizia Stadt (Eivissa) und Palma de Mallorca oder kleinere wie Andratx, Soller oder Ciutuadella. Mit deren Attraktion Charme, Architektur und Attraktivität kann in der Karibik nichts mithalten. Und dazu gibt’s eine schier unzählige Anzahl schöner Buchten und viele Naturschutzgebiete.
Andratx (gesprochen Andrasch) ist ein schönes kleines Städtchen, gut geschützt vor Wind und Schwell, mit einem enormen Angebot an Bars, Restaurants und Geschäften. Rund um die Bucht stehen mit die teuersten Immobilien der Insel. Es gibt für Mallorquinische Verhältnisse wenige Hotels und wenig Partytourismus.
Wer in Mallorca landet, sollte unbedingt Soller und Port Soller besuchen. Eine rappelige Bahn verbindet den Hafenort mit dem Ort – beide im August natürlich unerträglich voll. Die Hauptstadt Palma de Mallorca ist eine echte Perle – aber auch leider extrem überfüllt. Nach meiner bescheidenen Meinung ist Palma zu jeder anderen Zeit einer der schönsten Städte im Mittelmeer. Segeln um die Balearen – Mallorca
In der Bucht von Palma selbst gibt es 3.700 Liegeplätze für Schiffe in verschiedenen Marinas. In keinem der fünf Häfen, die ich Wochen vor unseren Besuch angefragt habe, war Platz für einen Katamaran. Hätte es einen gegeben, wäre er Preis pro Tag so hoch wie eine Nacht in einem schicken Hotel. Es gibt auch die kommunale Häfen von PortsIB, aber die nehmen gar keine Kats auf.
Wenn man sein Schiff über mehrere Stunden verlassen will, bleiben realistisch nur ein Liegeplatz in einer Marina oder ein Mooringball. Beides ist im August schwer zu bekommen. Die Ankerbuchten sind so extrem überfüllt, dass die Schiffe sehr eng liegen und es immer wieder Kollisionen gibt. In engeren Buchten ist es keine gute Idee, sein Schiff einen ganzen Tag alleine vor Anker zu lassen. Das nächste Schiff kommt bestimmt und ankert hemmungslos in Spuckweite. Und dass sich Katamarane vor Anker anders drehen als Monohulls oder Motorboote, hat sich offenbar noch nicht überall herumgesprochen.
Andratx (oder Andraitx) als Basis
Wir ließen die Rivercafe in Andratx am Mooringball und machten unsere Ausflüge per Auto über Land. Es war eine wunderbare Zeit mit unseren Enkel Kids und letztlich trafen wir noch unsere Segelfreunde Massetta und Barry, deren Gesellschaft wir zuletzt vor zwei Jahren in Canuan in St. Vincent und den Grenadinen genießen durften.
Andratx bei Nacht, gleicher Hügel bei Tag
Reichlich erschöpft – aber erfreut – vom Kinderbesuch, setzten wir unseren Segeltrip um Mallorca fort. Portal Vells, westlich in der Bucht von Palma, war schon immer eine unserer Lieblingsbuchten. Aber bei Winden aus Ost und Süd ist es ungeschützt – und Überraschung: brutal voll. Deshalb warfen wir den Anker stattdessen in Santa Ponsa. Das ist ein typischer Mallorquinischer Urlaubsort, aber ein gut geschützter Ankerplatz mit Wasser, wesentlich klarer als in Andratx. Um die 70 Schiffe ankerten in der Bucht und es gab immer noch genügend Platz.
Santa Ponsa Beach, Es Trenc
Es Trenc – Rapita
Die Bucht von Palma mieden wir und segelten gleich 30 nm durch nach Rapita, auf der Süd-Ost-Seite der Insel. Es Trenc zählt zu den schönsten Stränden der Insel – wenn keine Sargassum Braunalge angetrieben wird. Wir ankerten auf sandigem Grund und ich wage es kaum zu sagen: das Wasser war fast Bahamesisch. Der Meeresgrund ist sandig mit sehr gutem Halt auf 2-3 Metern Tiefe mit reichlich Platz für viele Schiffe. Allerdings es gibt so gut wie keine Fische in dem klaren Wasser. Es ist schön, aber wenig geschützt und trotz moderater Winde arg wellig. Die Protection Prognose von Navily war doch sehr geschönt, es war ziemlich ungemütlich. Und das hinderte uns dann leider auch, die köstlichen Fischspeisen im Restaurant vom Club Nautico de Rapita zu probieren. Wir wären mit unserem Dinghi nicht trocken angekommen. Die Nächte fühlten sich an, als ob wir in einer Waschmaschine schlafen würden – und das auf einem Kat. So schön Strand und Wasser, wir waren froh wieder aufzubrechen. Segeln um die Balearen – Mallorca
Unseren letzten Stopp auf Mallorcas Südseite legten wir auf der Insel Cabrera ein. Die „Ziegeninsel“ ist ein 15km2 kleines Naturschutzgebiet und liegt 12 nm entfernt von Es Trenc. Ankern ist verboten und man muss im Voraus online eine Erlaubnis für das Naturschutzgebiet anfragen und online 20 Tage voraus eine der ausgelegten Mooringbälle buchen. Für 37 € pro eine Nacht. Wir hatten Glück und bekamen einen Ball. Beim nächsten Mal berichten wir, was die Ziegen so treiben. / Holger Binz