Erikousa und der Norden von Korfu
Das Warten auf gutes Segelwetter hatte uns schon über eine Woche länger als geplant in Montenegro gehalten. Den Wunsch nach schönem Segelwetter stuften wir immer weiter ab, auf letztlich „keine schlechten Bedingungen“. Die Vorsage gab wenig Wind und Welle, das musste genügen. Erikousa und der Norden von Korfu
Letzter Blick auf die Bucht von Kotor, Montenegro
Für 8.00 h hatten wir die Abfahrt geplant, also machten wir – typisch Ka und Holger – die Rivercafe um 7.30 h los. Es fühlte sich gut an, endlich wieder unterwegs zu sein. 8 nm fuhren wir durch die geschützte Buchte von Kotor/Tivat bis zum Eingang des Mittelmeers und dann waren wir wieder in der Adria. Das aufwändige Ausklarieren aus Montenegro hatten wir auf Bar verschoben, Montenegros Hafen am Mittelmeer, einen Tagestrip entfernt von Tivat. In der Bucht von Bar ist ankern nicht erlaubt, deshalb legten wir in der Marina an. Für den stolzen Preis entschuldigte sich sogar der Hafenmeister. Aber dafür bekamen wir einen sehr freundlichen, englischsprachigen Empfang. Erikousa und der Norden von Korfu
Bar, Montenegro
Bar übertraf unsere niedrigen Erwartungen deutlich. Wir fanden einen netten Boardwalk mit Bars und Restaurants, viele Bäume am Ufer und fast nur Einheimische. Sollte Montenegro mal boomen, dann wird Bar sicher erweckt. Das Highlight ist die orthodoxe Kirche St. Johannes Vladimir. Ein frisch gebautes Schmuckstück aus Gold und ein Mekka für Kirchenmaler.
Kirche St. Johann Vladimir, Bar, Montenegro
Da in Montenegro nichts unkompliziert ist, mussten wir unser Schiff am nächsten Tag zum Ausklarieren in ein anderes Hafenbecken steuern und am Zoll Dock im Industriehafen festmachen. Als einziger Kunde, war ich nach einer Stunde mit Hafenmeister, Polizei und Zoll fertig. Das ist in Montenegro blitzschnell. Wir wurden bestimmt, aber auch freundlich darauf hingewiesen, dass wir nach dem letzten Stempel umgehend und auf direktem Weg das Land verlassen müssten. Erikousa und der Norden von Korfu
Boardwalk in Bar, Montenegro
24 Stunden Albanien
Unsere leichteste Übung und um 8.30 h standen Großsegel und Fock mit Kurs Griechenland. Die gesamte Strecke von 140 nm (ca. 220 km) führte uns entlang der albanischen Küste. Leider ist es nicht erlaubt, dort mal ohne Aufwand zu stoppen. Man muss einen Agenten engagieren, um ein- und auszuklarieren. Das kostet 70 € pro Prozedur, also 140 € gesamt, wenn auch nur für eine Nacht. Einen Agenten zu nutzen ist so, als ob man jemand zum Schuhe binden engagiert und gegen meine Segler Ehre. Zu viel Gedöns und deshalb entschieden wir uns für 24 Stunden nonstop entlang der Küste.
Nach einem ereignislosen Tag sahen wir bei Einbruch der Nacht die Blitze eines Gewitters aufziehen. Wir bargen die Segel und liefen nur unter Motor weiter. Die Segel brachten bei 5 kn Wind eh nichts mehr – aber dafür wurden wir mit einer sehr entspannter Welle beschenkt. Unser Vorschiff blieb komplett salzfrei, ein seltenes Glück. Erikousa und der Norden von Korfu
In der Nacht hielten uns immer wieder Lichter von Schiffen ohne AIS alert. In der Schwärze der Nacht sind Entfernungen sehr schwer einzuschätzen. Da voraus alles stockdunkel war, hofften wir keine Fischernetze im Weg zu haben. Die Alternative deutlich weiter weg von der Küste zu segeln und einen Umweg zu machen, war nicht überzeugend, denn in Richtung Italien waren auch reichlich Lämpchen ohne AIS zu sehen. Es ging alles gut. Zum Sonnenaufgang sahen wir unser Ziel voraus: Erikoussa, eine Insel nördlich von Korfu. Eine Stunde früher als der Rest Europas (UTC+2) und drei Grad südlicher (39 Grad, die gleiche Breite wie Valencia).
Erikoussa
Für unsere Ankunft in Griechenland hätten wir uns keinen netteren Ort wählen können. Wir ankerten als einziges Schiff in der sandigen Bucht von Erikousa, ca. 15 nm nördlich von Korfu. In klarem Wasser und mit einer unglaublichen Ruhe der Insel.
Für unseren Landgang machten wir unser Dinghi am Dock in dem kleinen Hafen names „Port Erikusa“ fest, in dem man auch mit Schiffen anlegen kann. Wir waren aber happy, endlich wieder zu ankern. Erikousa und der Norden von Korfu
Erikousa voraus, Oasis Taverne, mein griechisches Orakel
Da waren wir also in Erikousa – geschrieben mit einem oder zwei s. Egal wie man es schreibt, die Insel ist fantastisch. Bei unserem Weg über die Insel genossen wir den Duft von Blumen, Kräutern und Pinien. Es ist sehr gepflegt und sauber. Erikusa ist keine Touristeninsel, aber es gibt ein paar Ferienhäuser für Kenner und sehr freundliche Locals, von deren Geschichten wir noch einige hören durften.
Mit den Einwohnern hatten wir nach zwei Tagen schon fast mehr Austausch als in der gesamten Zeit in Montenegro. Das liegt allerdings nicht nur daran, dass die Menschen dort superfreundlich und interessiert sind, sondern viele sprechen auch Englisch. Bei unserem aktuell blamabel Kenntnisstand von drei griechischen Worten, ein hilfreicher Umstand.
Ein Abend in der Taverne
Am Ende des Tages kehrten wir in der Taverne des Dorfes ein. Der Treffpunkt der Insel heißt passenderweise Oasis und lässt kein Griechenland Klischee aus. Auf der Terrasse lauschten wir bei schmackhaftem Retsina aus kleinen Gläschen und einer köstlichen Moussaka den Geschichten. Christianos erklärte uns, dass vor Dekaden bis zu 80 % der arbeitsfähigen Menschen von Erikousa in die USA ausgewandert sind. Vor allem nach New York. Zum Ruhestand kehrten sie dann meist zurück auf ihre Insel und geniessen die griechische Lebensart und gesunde Natur. Erikousa und der Norden von Korfu
Ein Geschichte mochten wir besonders: die von einem Paar, dass sich am Strand von Erikousa kennen lernte. Beide lebten in New York und hatten sich noch nie zuvor getroffen. Rein zufällig besuchten beide ihre jeweiligen Großeltern, die, wie beide Familien, aus Erikousa stammten. Die zwei verliebten sich und die zufällige Begegnung endete mit einer griechischen Hochzeit.
Zu den wunderbaren Gerüchen und der fantastischen Luft, erklärten uns die Locals voller Freude, dass über 340 wilde Blumenarten auf der Insel wachsen und damit doppelt so viele, wie im größten Naturschutzgebiet auf dem griechischen Festland. Sie sind stolz, aber entspannt und liebenswert – die Erikousianer. Erikousa und der Norden von Korfu
Auch wenn wir nicht hetzen möchten, wir wollten am nächsten Tag weiter. Unser 18 nm Weg nach Korfu dauerte nur 3 Stunden und wir warfen unseren Anker in der Aviaki Bucht an der Nord-Ost Seite der Insel. Wir können die Häuser in Albanien sehen und in der Bucht einen Kieselstrand mit viel unberührter Natur. Das Ankern war etwas aufwändiger, denn man sieht den Meeresgrund nicht vom Schiff. Liegt man aber sicher, ist es kontemplativ und wir fühlen uns an manche karibische Bucht erinnert. Allerdings sind die Temperaturen noch niedriger, aber Ka ist tapfer genug zum Schwimmen. Ein Teil der Bucht ist unberührte, stille Natur. Am anderen Ende liegen zwei unauffällige Tavernen mit Jetty zum Festmachen. Kein Lärm stört die Stille der Bucht. Ein paar Dinghi Minuten entfernt liegt malerisch das Dörfchen Kassiopi. Genauso wie man es sich vorstellt, schmiegen sich idyllisch Tavernen und Geschäfte rund um das kleine Hafenbecken. Das wird der Ort bleiben, an dem wir unseren ersten original Ouzo erworben haben.
Die ersten Orte in Korfu, Aviaki Bay und Kassiopi
Der Anfang war fantastisch. Es verspricht eine sehr erfreuliche Saison zu werden. /Holger Binz
das sieht alles sehr entspannt aus. Viel Spaß auf der weiteren Reise
Kalimera, Ihr Lieben.
Viele Grüße aus Timmendorf bei herrlichem Wetter. Griechenland wird Euch sehr viel bieten. Wir wünschen Euch eine fantastische Segelsession.
Jürgen und Ulli