Bye bye Montenegro

Montenegro: Kein Wind in der Adria

Die Rivercafe ist wieder bereit zum Auslaufen. In drei Tagen an Land in der Werft wurde unser Schätzchen wieder saisonfein gemacht. Der Backbord Saildrive wurde wieder in Ordnung gebracht und der Kiel wurde mit unserem liebsten Antifouling in unserer liebsten Farbe gestrichen. In Hellgrau. Damit kann man im Vorbeischnorcheln oder -tauchen schnell sehen, ob am Rumpf unter Wasser alles in Ordnung ist. Bei dunklen Farben ist das aufwändiger.

Rivercafe am Kran

Während die Rivercafe in einer betriebsamen Werft gepflegt wurde, taten wir mit uns das Gleiche im Regent Hotel in der Marina. Den Regen und die Kälte wetterten wir im Spa des schicken Hotels ab. Ohne russische Gäste – die auch dem Personal mit schlechtem Benehmen mächtig auf den Keks gingen – wäre es perfekt gewesen. Montenegro: Kein Wind in der Adria

Pause auch für uns, Porto Montenegro bei Nacht

Nach drei Tagen zurück an Bord installierte Dragan mit seiner Schrauber-Gang unseren Generator und alles war wieder auf 100 %. Aus purer Freude befüllte ich umgehend unsere Tauchflaschen mit unserem Kompressor, was ohne Generator nicht möglich ist.

Damit ich nichts Wichtiges für Montenegro Segler unterschlage: sobald man seinen Liegeplatz verlässt oder in das Land auf dem Seeweg einfährt, braucht man ein Cruising Permit. Das ist eine nur lustlos begründete Gebühr für den Geldtransfer von Besuchern zur Staatskasse. Für uns sind das 44 € für einen Tag oder 165 € für einen Monat. Es wird streng kontrolliert und Montenegro ohne Permit zu besegeln, wird teuer. Montenegro: Kein Wind in der Adria

 

Kotor, Lady of the Rocks, Mittelmeer in die Bucht von Kotor

A propos Gebühr. In Griechenland gibt es auch so etwas. Tepai heißt die Gebühr/Steuer/Eintrittsgeld/Wegegeld die alle entrichten müssen, die Griechenland besegeln wollen. Für uns sind das 110 € pro Monat – und natürlich im Voraus zu entrichten. Dankenswerterweise ist die Website auch in Englisch verfügbar. Das ist der Link für Interessierte: (https://www.aade.gr/dl_assets/etepai/etepai_e-brochure_de.pdf)

Mal für 1.5 Mio volltanken

Da die Rivercafe nun klar ist, wird es Zeit alles zur Abfahrt vorzubereiten. Wir proviantieren, regeln unsere Tepai und betankten die Rivercafe. Steuerfreien Sprit gibt es in Montenegro nicht mehr, auch wenn es noch berichtet wird. Das trifft die Megayachten härter als uns. Denn die tanken schon mal 1 Mio. Liter, wie z. B. die Eclipse von Abramovitsch. Die trafen wir schon in der Karibik in St. Barth – aber hier verschwand sie vor unserer Ankunft – nachdem sie die Tanke geleert hatte. 22 Stunden dauerte die Betankung und die Rechnung lag bei 1.5 Mio. Euro. Da bekommt „einmal vollmachen“ doch eine ganz neue Bedeutung. Neugierig erfuhr ich vom Tankwart, dass solche Spritrechnungen dann doch nicht mit Kreditkarte bezahlt werden, sondern per Sofortüberweisung. Wäre auch witzig, wenn bei jeder Betankung ein Mittelklasse Auto als Kreditkartengebühr fällig würde.

In unserer eigenen kleinen maritimen Welt sind es nur ein paar Hundert Liter. Nachdem wir in Sardinen 2,20 €/l bezahlen durften, sind die versteuerten 1,48 €/l recht fair und die Rechnung bleibt 3- statt 7stellig. Montenegro: Kein Wind in der Adria

“Black Pearl” braucht keine Ölquellen

Lake Skadar und Trebinje Montenegro: Kein Wind in der Adria

Einer der Vorzüge des Porto Montenegro sind regelmäßige Events. An einem Samstag fuhren wir mit ein paar anderen Seglern zum Lake Skadar, dem zweigrößten See Südeuropas. Montenegro und Albanien teilen sich den 370 km2 großen See zwischen Bergen, der 7 m über dem Meeresspiegel liegt und deshalb keine Verbindung zu Mittelmeer hat. Rund um den See liegen Weingüter, die sich redlich um guten Wein bemühen. Gelingt nach unserer Meinung nicht sehr oft. Allerdings konnten wir uns in der Zeit am Balkan auch nicht mit den Weinen dieser Länder anfreunden. Die Aussicht auf die wunderbaren Landschaften und Orte kompensieren aber lässig, dass der Inhalt im Glas viel Potential nach oben hat. Montenegro: Kein Wind in der Adria

Lake Skadar und Weinprobe im Schloß, Sveti Stefan

Trebinje

Nur 30 km von Tivat entfernt, beginnt Bosnien-Herzegowina – aber nicht so richtig. Die Grenze führt nämlich in die Republik Srpska, die zwar Teil Bosniens-Herzegowinas ist, aber eine von zwei Entitäten des Landes. Hier zeigt sich die ganze Verworrenheit der Ex-Jugoslawischen Staaten, mit Kriegen, Vertreibungen und reichlich Übel. Das who-is-who der bekanntesten Kriegsverbrecher hatten hier ihre Finger im Spiel. Beim „Massaker von Srebrenica“ klingelt sicher noch bei manchen von Euch. Srpska ist immer noch ein aktives Pulverfass, denn Separatisten wollen sich Serbien anschießen. Es ist kaum zu durchschauen, was die Leute in diesem schönen Land für sinnlose Probleme miteinander haben und warum niemand den anderen leiden kann.

Trebinje Stadt, die kaum bewohnte Landschaft Bosnien-Herzegowinas

Wir waren zuversichtlich, dass das Pulverfaß nicht an dem Tag unseres Besuchs explodierte. Unser Ziel war die Stadt Trebinje, 55 km von Tivat (Montenegro) entfernt. Allerdings dauert die Fahrt 1.5 h, weil man eine Fähre über die Bucht von Kotor führt. Der Weg verläuft über malerisch einsame Berge und ganz besondere Landschaften. Allerdings wird auch mal ein schönes Tal als stinkende Müllhalde genutzt. Trebinje ist eine niedliche kleine Stadt mit knapp über 30.000 Einwohnern, mit einem schönen alten Stadtkern, Straßencafés und einem Markt wie in Italien. Sehr sympathisch, wenig touristisch und natürlich. Für Nostalgiker ein lohnendes Ziel, denn es erinnert alles an die Zeit vor 30 Jahren und man zahlt sogar mit Mark (KM) statt Euro. Sogar der Wechselkurs stimmt mit 1:2 fast genau.

Das wars dann mit unseren Entdeckungen in Montenegro, Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Wir sind bereit für den Weg nach Süden.

Es beginnt die Zeit, in der wir ständig den Wetterbericht beobachten. Wie die Maus eine Schlange. Ständig auf Wetter Apps starren trifft es wohl eher. Das Wetter verändert sich hier sehr schnell. Nach 30 Grad vor 2 Wochen, brachten die letzten Tag Regen und Sturm. In einer letzten Nächte, gab es sogar Schnee in den Bergen. Ein zarter Puder bedeckte die Höhen um uns herum. Wäre romantisch, wenn es nicht so kalt wäre. Und jetzt, ein paar Tage später, ist ohne Übergang Sommer.

Eine Nacht Schnee, kurz später Sommer

Vorbereitung für Korfu

Die Strecke nach Korfu beträgt knappe 200 nm. Da wir nicht in Albanien stoppen wollen, bedeutet das overnight segeln. Wir werden aber noch einen Halt in Montenegro einlegen, in Bar. Das ist eine Küstenstadt am Mittelmeer, mit dem größten Hafen des Landes. Eine Marina und ein Industriehafen. Wir wollen Bar noch sehen, solange es noch Montenegro gehört. Die Chancen, dass der Hafen bald chinesisch wird, sind sehr hoch. Die Montenegriner haben den Hafen als Sicherheit für einen Kredit im Rahmen der neuen Seidenstraße (belt & road) hinterlegt. Der Ausgang ist offensichtlich.

Von Bar sind es noch 140 nm bis zu den ersten Inseln Korfus. Es bleibt bei overnight, aber wir müssen uns nicht sputen, um bei Tageslicht anzukommen. In der Adria weht der Wind meist entlang der Adria – mit nördlichen oder südlichen Winden. Wir brauchen nördliche, damit wir nicht gegen Strömung und Wind segeln müssen.

Während ihr das hier lest, wären wir eigentlich schon auf dem Weg. Aber es ist absolut kein Wind und wir wollen nicht gleich unsere Dieseltank leeren. Unsere Abfahrt hat der Wind um eine Woche verschoben, aber so kommen wir noch in den Genuss des orthodoxen Osterfestes, dass am nun hier gefeiert wird. Vielleicht klappts jetzt mit den Schokohasen. / Holger Binz

1 Kommentar zu „Bye bye Montenegro“

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