Ostern in Griechenland

Kefalonia erwacht und feiert

Orthodoxe und katholisch/protestantische Ostern werden selten an den gleichen Tagen gefeiert. Die Orthodoxen berechnen ihr Osterfest nach dem julianischen Kalender, die andere Fraktion nach dem gregorianischen. In diesem Jahr war es mal wieder ein gemeinsames Wochenende und wir verschoben unsere Abreise, weil wir einmal Ostern in Griechenland erleben wollten. Eine gute Entscheidung. Kefalonia erwacht und feiert – Ostern in Griechenland

Kurz vor Ostern hatten wir alles klar zum Auslaufen. Bis auf das Wetter. Alle Bestellungen waren angekommen und die letzten Arbeiten erledigt. Zeit zum Feiern. Wie nach einem Dornröschen Schlaf, erwachte die Insel rechtzeitig zu einem besonders sonnigen Osterwochenende. Samstagmittag war die Hauptstadt Argostoli nicht mehr wieder zu erkennen. Horden von Menschen versammelten sich um 12.00 h mittags an einem Turm in der Innenstadt. Dionysios, der Chef unseres Hafens, hatte uns erklärt, dass dort sein Vater – der örtliche Priester – eine traditionelle Zeremonie vollziehen würde. Vom hohen Balkon warfen die Würdenträger Tonkrüge in die Tiefe. Beim Zerschellen auf dem Boden verwehte roter Staub und hüllte die Stadt in ein sanftes Rot. Mit diesen Krügen soll alles Schlechte und Üble entsorgt werden. Quasi ein Urbi-et Orbi mit mehr Aktion. Da auch niemand getroffen oder verletzt wurde, fühlte sich das gut an, als beste Voraussetzung für ein schönes Osterfest. Weil die Leute eh schon in der Stadt waren, der Himmel sommerlich blau, strahlende Sonne und man endlich mal wieder aus dem Haus kam, war kaum ein Platz in den völlig überfüllten Cafés zu finden. Kefalonia erwacht und feiert – Ostern in Griechenland

Krüge werden vom Turm geworfen und stauben rot, Hauptstraße von Argostoli

Festliche Osternacht Kefalonia erwacht und feiert – Ostern in Griechenland

Die Kefalonier genossen den Tag, so wie wir. Trafen sich mit Freunden, so wie wir und deckten sich mit allerlei Osterzeugs ein – so wie wir. Das Angebot an süßen Ostereiern ist bemerkenswert üppig. Samstagnacht – genau um Mitternacht – füllte sich erneut die Stadt. Wir hatten uns zum Osternacht Essen in einem Restaurant am Hauptplatz von Argostoli eingebucht. Gegen 23.00 h wurde uns eine traditionelle Ostersuppe Magiritsa serviert. Hat nicht so viele Fans, denn es ist eine Suppe mit Kräutern und Grünzeugs, mit kleinen Stücken von Leber eines Lamms. Selbstverständlich mussten wir das kosten. Es ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber wir fanden es klasse. Unvermeidlich gab es danach Lamm und rot gefärbte Eier.

Die Osternacht in Argostoli

Um Mitternacht tauchten dann Geistliche mit einer Entourage der örtlichen Würdenträger aus Gesellschaft und Militär auf einer Bühne auf. Die Priester waren unglaublich edel gekleidet und sie trugen die Festlichkeit des Augenblicks mit größter Würde. Nach einer wohltuend kurzen Ansprache oder Predigt – wie verstanden kein Wort – wurde dann das Osterfeuer von der Bühne an das Volk verteilt. Alle auf diesem Platz hatten Osterkerzen dabei, die man Tage vorher schon überall erwerben konnte. Wahlweise im Design von festlich oder romantisch bis zu Hello Kitty oder Superman. Wir hatten uns auch versorgt und teilten, wie alle Kerzenträger, unser Feuer mit den Nächsten.

Osterkerzen jeder Art, ein Teller Magiritsa

Nach einer halben Stunde, gegen 0.30 h war der Festakt vorbei und die Menschen schlurften erfreut und heiter nach Hause – oder in die nächste Bar. Die Orthodoxen haben es drauf, das machte einfach Spaß. Auch wenn wir kein Wort verstanden. Oder vielleicht gerade deshalb? Kefalonia erwacht und feiert – Ostern in Griechenland

Letzte Ausflüge

Unsere letzten 3 Tage in Kefalonia nutzen wir für ein paar letzte Ausflüge. Ich darf Ka zitieren: „wer braucht da schon die Toskana?“. Vor allem der Norden Kefalonias ist wunderschön. Hohe Berge reichen bis ans Meer und eine der schönsten Küstenstraßen, die wir kennen, führt entlang steil abfallender Klippen zu nicht endenden Panaromablicken aufs Meer. Vorbei an Ziegen und Bienenkörben. Der feuchte Winter hatte der Insel eine satt blühende Natur geschenkt. Fiskardo ist der nördlichste Ort von Kefalonia, malerisch in einer Bucht gelegen.

Fiscardo ohne Ankerstress

Der Hafen ist für Segler nicht zu empfehlen, weil sich die obligatorischen Bug Anker regelmäßig verhaken. Ohne Ankersorgen im Sinn, ist das Örtchen ein purer Genuss. Tavernen und Restaurants liegen gleich am klaren Wasser und sorgen für eine mediterranes Ambiente vom Feinsten.

Myrthos Beach, Impressionen von der Küstenstraße

Jetzt (April) ist die perfekte Zeit für Kefalonia. Der Tourismus beginnt erst zum 1. Mai – weil dann erst die Airlines wieder anfliegen. Zu diesem Zeitpunkt öffnen auch die Gewerbe. Bis dahin, ist es eine Sache der Einwohner. Mitte April hatten wir noch ein paar Tage gruseliges Wetter, mit kräftigen Winden, grau und kühl. Zu Ostern wurde es dann täglich besser und wir packten die Shorts wieder aus. Die Temperaturen liegen stabil über 20 Grad – so darf es weitergehen.

Im letzten Tag proviantierten wir ein letzten Mal und füllten unsere Weinbestände auf. Es dauerte ein bisschen die guten Weine zu entdecken, aber Ende gut, alles Gut.

Das Ende des Winterlagers

Während ich das hier schreibe, haben wir Kefalonia und unser Winterlager verlassen und beginnen unsere 5. Segelsaison auf der Rivercafe. Es war eine gute Wahl, die Rivercafe in Kefelonia überwintern zu lassen. Wohl auch, weil wir keine größeren Servicemaßnahmen brauchten. Denn das ist tatsächlich ein echter Mangel in Kefalonia. Eigentlich gibt es nur Roberto, der sich mit Schiffsmechanik auskennt, aber wenig Zeit hat. Einen zertifizierten Motorservice oder Komplizierteres kann man in Kefalonia nicht erledigen. Wir konnten uns nicht mal unsere zerrissene Sprayhood besser als provisorisch reparieren lassen. Aber wir verlassen eine schöne Insel mit sehr freundlichen und netten Menschen. Kurz vor unserem Abschied bemerkten wir, dass die vielen Fischer im Hafen ein Zeichen für unser Schiff hatten. Wenn sie von der Rivercafe sprachen, deuteten sie eine Welle mit der Hand an und hoben die andere Hand mit einer unsichtbaren Tasse an den Mund. Zum Abschied verlegte Michalis, der Fischer des größten Schiffs, seinen Kutter am Steg, damit wir bequemer auslaufen konnten. Einfach nur nett und sympathisch.

Farwell Stavros

Herzlichen Dank Sharif und Dionysios vom Hafen, Danke Roberto, Stavros und die vielen anderen netten Menschen, die wir treffen durften. Bis zu einem Wiedersehen.

Jetzt wird es Zeit, andere Teile Griechenlands kennen zu lernen und wir laden Euch ein, uns auf unserer Reise zu begleiten. /Holger Binz

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