Season 5

Fünf Jahre auf der Rivercafe

Es klingt wie die 5. Staffel einer Netflix Serie. Die werden auch nur verlängert, wenn es interessant war. Bisher war es für uns sehr interessant und scheinbar auch ok für unsere 30.000 Leser, also gibt’s eine Verlängerung. Fünf Jahre auf der Rivercafe

Dies war unser zweiter Winter in Europa und ich finde es immer noch verstörend, dass es im Mittelmeer 5 kalte und teilweise auch stürmische Monate im Jahr gibt. Sogar in Südeuropa. 12 Grad zu Luft und 16 Grad zu Wasser sind viel zu kalt für uns Weicheier. In der Nordsee wäre unsere Segelkarriere sicher nur sehr kurz geworden. So bleiben uns nur wärmende Gedanken an die ganzjährig angenehme Karibik und den Sommer im Mittelmeer.

Leidende Amerikanische Freunde

Viele unserer Freunde sind US-Amerikaner und einige segeln gerade in der Karibik und den Bahamas. Leider konnten wir über den Winter keine der netten Einladungen „rüberzukommen“ annehmen. Aber wir hatten viel damit zu tun Trost zu spenden, denn bis auf eine Ausnahme, schämen sich alle unserer amerikanischen Freunde in Grund und Boden für die gegenwärtig irre US-Freakshow. Verständlich, denn wer auf der Welt wählt sonst einen kriminellen Psychopathen, eine Gestalt von epischer Dummheit und Schäbigkeit, die eiligst in die Klapse sollte. Tatsächlich denken einige über das Auswandern nach Europa nach. Fünf Jahre auf der Rivercafe

In der Winterpause

Aber zurück zum Thema. 5 Monate lag die Rivercafe in dem kleinen Hafen von Agia Pelagia auf der größten Insel im Ionischen Meer, in Kefalonia. Vor den Winterstürmen mit extra Fendern geschützt und bewacht und gepflegt von Sharif und Dionyssios. Fünf Jahre auf der Rivercafe

Im Winter ist das sympathische Kefalonia eine sehr tote Insel. Ich weiß, dass ist grammatikalischer Unsinn, denn „tot“ hat als absolutes Adjektiv keinen Superlativ. Die Formulierung beschreibt aber treffend, dass es vermutlich niemand bemerken würde, wenn zwischen November und April Außerirdische auf der Insel landen würden. Kefalonia ist ein idealer Ort für Kontemplation – falls man im Winter eine Übernachtungsmöglichkeit findet. Anders als in Spanien oder Florida, gibt es so gut wie keine „Snowbirds“, die Überwinterer aus den Norden. Die Locals sind unter sich und die Mietwagen kosten pro Tag 11 statt 75 Euro, wie in den Sommermonaten.

Den größten Teil der Winterpause verbrachten Ka und ich 1.800 km entfernt in Spanien. Um diese Zeit des Jahres ist die Anreise vom westlichen ins östliche Mittelmeer auf eine griechische Insel mühsam. Dreimal umsteigen und 30 Stunden Reise ist der aktuelle Kurs um diese Jahreszeit.

Nach der Winterpause

Wir wissen immer ziemlich genau was auf der Rivercafe passiert, denn unsere Systeme sind online einsehbar. Dennoch bin ich die Tage vor dem boarding nervös. Ein Schiff ist kein Auto, dass man länger parken kann. Die Zeit, das Wetter und das Meer nagen an einem Schiff noch heftiger als an einem Menschen. Es braucht immer Zeit zu prüfen, ob alle Maschinen, Systeme und alles zum Segeln Notwenige richtig läuft. Deshalb ist es weise, ein paar Pflegetage vor einer Abreise einzuplanen und erst mal keinen Besuch an Bord zu haben. Fünf Jahre auf der Rivercafe

Nach einer langen Anreise und einer Stunde für die erste Inspektion hellte sich meine Laune auf, die Rivercafe war im besten Zustand. Ein Teil der Sprayhood am Steuerstand wurde vom Sturm zerrissen und einige Fender vernichtet. Das Antifouling hat gut funktioniert und der Rumpf war nicht stark bewachsen. Alle Maschinen liefen, Rigg und Segel waren fein und segelklar. Die Winterschadensliste war überschaubar.

Den kleinen Hafen von Kefalonia teilten wir uns mit unseren kanadisch/französischen Freunden Hilde und René, die mittlerweile auf dem Weg nach Italien sind. Ansonsten stehen nur Fischerboote und ein paar andere Schiffe an Land. Unsere Sozialkontakte sind durch Mangel an Menschen sehr überschaubar. Das Wetter ist noch weit weg von dem, was bei Gedanken an griechisches Wetter in den Sinn kommt. Der Wind knattert herzhaft und 10 Grad nachts und 16 Grad tagsüber machen das Bordleben sehr frisch.

So happy wir mit dem Winterliegeplatz waren, so frugal ist die Segelinfrastruktur auf Kefalonia. Es gibt keinen ordentlichen Yachtausstatter und wir müssen alles bei SVB in Bremen bestellen und liefern lassen. 10 Tage sind Lieferungen mindestens unterwegs. Auch bei den Handwerkern, braucht es jeden lokalen Kontakt. Um unsere Sprayhood zu reparieren, musste Dionyssios tagelang Handwerker suchen und letztlich sollte die Reparatur nochmals 10 Tage dauern. Fünf Jahre auf der Rivercafe

Vor der Saison

Unser Plan war es, relativ schnell loszusegeln. Nun haben wir keine Wahl, denn auf unserem geplanten Weg der nächsten Monate, wird es noch weniger bis gar keinen technischen Support geben. Also bleibt nur ein geduldiges Ausatmen und alles mit Geduld hinzunehmen. Unglaublich das dieser Satz von mir stammt.

Aber gerade, als wir uns mit der unfreiwilligen Verlängerung arrangiert hatten, bekam ich die Nachricht, dass ich nochmal nach Luxembourg fliegen muss. Meine Schwester ist unerwartet und viel zu früh verstorben. Die besten Pläne halten nur bis zum Kontakt mit der Realität.

Und dennoch, wir haben einen Plan für die Saison, die vermutlich erst nach Ostern beginnen kann. Das orthodoxe (Griechenland) und katholische/evangelische Ostern findet in diesem Jahr ausnahmsweise zur gleichen Zeit statt. Aber bereits ab nächster Woche soll es warm und griechisch werden.

Sobald wir die Frostschutzmittel wieder einpacken können, wollen wir um die Halbinsel des Peleponnes segeln, in die Bucht von Athen und dann mal sehen. Olympia und den Kanal von Korinth haben wir auf der Liste und ein paar weitere Orte. Season 5 der Rivercafe spielt auf der griechischen Inselwelt der Antike. Wir freuen uns, wenn ihr uns dabei begleitet. /Holger Binz

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