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Atlantik, Teil zwei

Von Mitte Atlantik bis St. Lucia

Unsere fast epische Odyssee ist zu Ende. Wir sind angekommen. In St. Lucia, in der Karibik – an unserem Ziel. Fast auf den Tag ein halbes Jahr, nachdem wir Luxembourg verlassen haben.

Der Atlantik hat uns gestattet, ihn in 16 Tagen zu überqueren. Zwei-drei Tage mehr als geplant. Genau nach der halben Distanz nach 1.100 nm, am 1. Advent, ging uns der Wind aus. Die restlichen 1.100 nm gingen nur noch in der halben Geschwindigkeit. Nach 20 kn im ersten Teil (6 Bft), lieferte der zweite Teil oft nur 4-6 kn, und selten 10+ kn (2-3 Bft). Zu wenig für eine flotte Fahrt. Dafür war die See auch sehr zahm und die Wellen deutlich flacher. Und natürlich wurde es schön warm. Nicht mal ich musste nachts zur Nachtwache eine lange Hose anziehen.

Nach dem Einlaufen in der Rodney Bay wurden wir an den Quarantäne Dock eingewiesen und zum PCR Test geladen. Stimmt, da war ja eine Pandemie, da draußen. Nach zwei Wochen auf dem Meer, ist man nicht nur räumlich in einer anderen Welt. Wunderlich ist es dennoch, dass wir nach 16 Tagen in maximal möglicher Offshore Quarantäne zum Test gebeten werden.  Insbesondere da wir die Kapverden mit einem negativen PCR Test verlassen haben. Wo sollten wir uns denn angesteckt haben? Bei den Fischen? Uns geht diese Nasenbohrerei langsam mächtig auf den Keks.

Es ist schade, dass wir auf dem Schiff bleiben müssen, bis das Ergebnis des Tests vorliegt. Wir werden die Zeit dann nutzen, die Salzkrusten der Rivercafe abzuwaschen und alles endlich mal mit Frischwasser zu putzen. Der erste Barbesuch ist mal wieder verschoben. Painkiller und Dark`n Stormy müssen noch ein bisschen auf uns warten.

ARC+ Rally Platzierung

Wir sind der erste und damit der schnellste ARC+ Katamaran in St. Lucia. Sogar eine Leopard 47 haben wir überholt, die 27 Stunden vor uns gestartet war. Die zwei Racer, eine G-Force 1500 und eine Outremer wurden disqualifiziert, weil sie einen Tag vor dem offiziellen Start los sind.

Der Schnellste ist beim Segeln nicht immer der Erste. In der ARC werden Motorstunden mit heftigen Zeitaufschlägen bestraft. Dazu kommt noch ein Handicap, das die Leistungsunterschiede der Schiffe ausgleichen soll. Wir müssen noch ein paar Tage warten, bis die Ziellinie geschlossen ist. Dann werden Segelzeit, Motorstunden und Handicap aller Schiffe ausgewertet. Erst dann steht der Sieger fest. Wir liegen zwar 150 nm (ca. 1 Tag) vor dem zweiten Kat, einer Lagoon. Aber was sie an Motorstunden anmelden, werden wir abwarten müssen.

Großen Einfluss auf unser Resultat, hatte unser Water Maker Problem. Das Miststück hatte sich ja gleich in der ersten Nacht abgemeldet. Damit konnten wir kein Frischwasser machen und mussten unser Wasser einteilen, auf 5 l Wasser pro Person und Tag, bei einem ETA 6.12. (ETA=Estimated time of arrival). 3-4 Extratage waren noch drin. Also konnten wir die Flauten nicht aussitzen und mussten aus Sicherheitsgründen zwischendurch die Motoren anwerfen. Als Erste aber verdurstet anzukommen, ist ja auch keine Option. Wir sind uns aber sicher, dass auch die anderen Schiffe motort haben. On veut voir.

ka_mahi
Ka`s first Mahi
lunchtime
Lunchtime
shower_at_sea
shower at sea
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Romantic dinner
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Holger`s first Mahi Mahi
breakfast
Breakfast onboard
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Atlantic swim
sailmaker
Sailmaker

Wir waren permanent das nördlichste Schiff und unsere Strategie war gar nicht übel. Die letzten Tage konnten wir immer mit Spinnaker bei nur 10-12 kn Wind nochmals mit 6-8 kn Speed ordentlich und ohne Motor absegeln. Dazu hatten wir eine 1,5 kn starke Strömung mit uns. Egal wo wir landen, wir werden dennoch unser Resultat feiern, sobald wir in die Bars dürfen. Und wir freuen uns darauf, die anderen Segelfreunde endlich wieder zu sehen.

Und wie erging es uns auf der zweiten Atlantikhälfte? Prächtig. Trotz der belastenden Wasser Situation und der Flauten war die Stimmung ab Bord super. Um Gary zu zitieren: “good friends turned to be family”. Fast schon dekadent gut waren unsere Speisen. Jeden Abend aßen wir gemeinsam im Tisch in der Außenlounge mit meist komatösen Sonnenuntergängen im Hintergrund. Es ist das erste Mal, dass ich auf eine Langstrecke nicht abgenommen habe. Ein Grund dafür, ist unsere reiche Beute an Fischen: einige Mahi-Mahi`s in der ein Meter Range, Tuna und Leerfisch. Kein Wahu oder Makrele. Ein anderer Grund ist auch das Können von Ka, Jana und Gary. Beispiele? Lammbraten, Mahi mit Fischfond (selbst gemacht), Lammcurry, Chickencurry, Sashimi, gegrillter Leerfisch….

@Kalli: dein liebevoll montierter Köder wurde von einem unfreundlichem Fisch einfach so abgebissen. Den Burschen hätte ich aber auch nicht an Bord haben wollen, der musste ein übles Gebiss haben. Aber dafür haben wir dir den ersten Mahi gewidmet.

Ein richtig gutes Gefühl für einen Stadtmenschen, einen Fisch zu fangen, auszunehmen und zu filetieren. Und natürlich – zu essen. Den Geschmack gibt’s bei keinem Fischhändler. Weder gebraten, noch als Sashimi, frischer geht’s natürlich auch nicht.

Ein echte Metamorphose durchlebte Jana. Die ersten an Bord gelandeten fliegenden Fische, hätte sie am liebsten mittels ersten Hilfe und Beatmung wiederbelebt. Jetzt fängt sie Fische (mit Absicht) und nimmt sie kaltblütig auseinander.

Am 4. Dezember offerierte uns die Flaute eine seltene Gelegenheit, die die Damen an Bord mit Freude nutzen: mitten auf dem Atlantik schwimmen. Wir waren so langsam, das wir stehen blieben. Ka und Jana sprangen zum Bad ins Meer, genossen das warme Wasser. Leider fing sich Ka etwas im treibenden Saragossa Gras ein. Bisse oder Stiche, wir konnten es nicht identifizieren. Es war offenbar ungesund, vermutlich etwas Giftiges, denn zwei Tage ging es ihr schlecht.

Für mich sind die Nachtwachen besonders beeindruckend. Normalerweise soll man weniger als 5.000 Sterne am Himmel sehen können. Hier bezweifle ich das. Der Sternenhimmel sieht 2-3 Mal so voll aus, wie an Land. Unbeschreiblich voll und schön. Wenn der Mond dann meist feuerrot aufgeht, sieht es aus wie am Tag, nur ohne Farben. Zweidrittel der Sterne sind dann aber nicht mehr sichtbar.

Bei einer Nachtwache ist mir aufgefallen, dass ich seit Tagen nicht mehr über normale. alltägliche Dinge nachgedacht habe. Das ich nicht mehr an kranke orange US Clowns denke, nicht an Corona oder an die Börsen. Nach zwei Wochen auf See ist alles anders, wie in einer anderen Welt. Es ist ein Genuss, mal Zeit zum Nachdenken zu haben, wenn man nachts alleine mit dem Meer und den Sternen ist. Ich habe das Gefühl, der größere Rahmen lädt auch zu größeren Gedanken ein. Wir haben auf unserem Trip kein einziges Flugzeug gesehen. Kein Wunder das ein Gefühl entsteht, das „da draußen“ nichts ist.

In den nächsten Tagen werden wir uns sicher auf den Stand der Dinge bringen. Und ich erfahre dann endlich, mit welchem Team die NY Knicks in die neue Saison gehen und ob der orange Schwachkopf in Washington endlich seinen Platz räumt.

Sobald wir die Freigabe aus der Quarantäne haben, müssen wir noch ein paar technische Probleme beseitigen. Der Water Maker muss repariert werden, unser Funk und das AIS spinnen und die Raymarine Navigationsinstrumente haben ein Beziehungsproblem, das gelöst werden muss.

Wenn das erledigt ist, ist erst mal Karibik. Wenn ich mich nicht irre, war das doch der Plan all unserer Mühen. /Holger Binz

 

 

8 Kommentare zu „Atlantik, Teil zwei“

  1. Peter & Rosaleen Kelly

    Well done to you all! Really enjoyed reading about your adventures on the Atlantic! So it looks like those fancy fishing rods worked well! It was a pity you were unable to celebrate your arrival with a nice rum punch in some bar but you’ll really enjoy it all the more when you do get there. So this is the beginning of the new phase of your lives – living the dream in the Caribbean! Oh so nice …

  2. Hallo lieber Holger,

    wie schön das zu lesen 🙂 Wenn ich zurück denke an unser erstes Treffen auf der BOOT im Jan. 2018 – und jetzt seid Ihr in der Karibik. Es hat mir wirklich sehr viel Freude gemacht Euch auf diesem Weg bis zum Ablegen Eurer Rivercafe zu begleiten. Meinen ganz herzlichen Dank für alles! Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt. Auf Eurer Reise wünsche ich Euch Mast- und Schotbruch, immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel und allzeit gute Fahrt! Möge Rivercafe Euch immer den richtigen Weg auf Eurem großen Fluss weisen 🙂 Herzliche Grüße auch an Ka – Christoph

  3. Ein dickes Lob alleine dafür das Euch die gute Laune erhalten blieb. Seid offensichtlich ein super gutes Team. Deine Texte zu lesen gibt ein wenig das Gefühl dabei gewesen zu sein. Einfach gut formuliert und spannend dargestellt. Erholt Euch gut und genießt die BARS auf der Sonnenseite.
    Liebe Grüße von der Insel – Teneriffa
    Jürgen und Angelika

  4. Annette und Wolfgang Glockner

    Liebe Ka, lieber Holger,
    Eure Reiseberichte sind in dieser dunklen Jahreszeit und dieser Corona-Krise ein kleiner Lichtblick und tun so gut! Wir reisen dadurch von Anfang an ein bißchen mit, erfreuen uns an Euren interessanten und informativen Reiseerzählungen, bewundern die schönen Fotos und stillen damit ein bißchen unsere Fernwehsehnsucht und nach dem geliebten Meer.

    Genießt Eure Freiheit und bleibt gesund 🙂
    Eure Südbadener Annette und Wolfgang

  5. Super…schön, dass ihr gut angekommen seid!!! Ja, das mit dem Wassermacher ist schon sehr ärgerlich. Euer Wassermacher geht nicht an, unserer geht immer wieder von selbst an während der Fahrt…auch da heisst es noch das Problem finden. Wir wünschen euch wunderschöne Tage in der Karibik, hoffentlich ohne zu viel Einschränkungen wegen C19…
    Viele Grüsse aus dem kalten, grauen, nassen Luxemburg.
    Raymonde & Guy

  6. Ein fröhliches Hallo an das Dreamteam…

    Wir freuen uns sehr mit euch und genießen eure Berichte. Dieses unbeschreibliche Gefühl der Freiheit vermitteln eure Berichte und muntern uns auf in dieser Zeit des Eingesperrt seins.

    Auch wenn die Anfänge eures Trips holprig waren, seid froh, daß ihr jetzt unterwegs seid. Tolle Leistung .. die Überfahrt, das perfekte Team, der Sieg.
    Wir freuen uns, euch in weiter Ferne trotzdem begleiten zu können.

    Liebe Grüße und Merry Christmas
    Iris und Bernhard

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