Bahamas – Long Island

Bahamas – so blau

Unsere Ankerplätze in Great Inagua und Long Island gaben uns einen ersten Einblick in unsere nächsten zwei Monate auf den Bahamas. Flache Inseln, unbeschreiblich klares Wasser, wenig Versorgungsmöglichkeiten und wenige, aber freundliche Menschen. Ein guter Anfang. Wir gewöhnen uns langsam an ein sehr anderes Ankern, denn selten haben wir mehr als 1 Meter Wasser unter dem Rumpf. Und dann sind wir noch immer einige Fahrminuten mit Beiboot vom Ufer entfernt. In Inagua schwammen wir zum Ufer und es wurde eine Nachmittag füllende Beschäftigung.

Bisher waren unsere Ankerplätze völlig einsam und wir konnten ungestört morgens unbekleidet ins Wasser springen. Aber das mit den einsamen Ankerplätzen soll in den Exumas anders werden.

Morgenerfrischung

Törnplanung in den Bahamas

Mit den Distanzen der Virgin Islands und der Karibik Kette im Sinn, ist hier alles deutlich weiter entfernt. Die Tripps müssen deshalb detailliert geplant werden, denn das flache Wasser, Korallen, Gezeiten und die Strömungen machen das Ankern auf weniger als 1 Meter Tiefe interessanter als bei 5 oder 7 m. Wir planen unsere Ankunft immer bei Tageslicht und nie gegen die Sonne, weil man sonst nichts im Wasser sieht. Bei der Törn Planung kalkulieren wir mit 6 kn/h, das macht bei 10 Stunden guten Tageslichts 60 nm am Tag. Was darüber hinausgeht braucht entweder richtig passende Winde (unwahrscheinlich) oder die Nacht.

Unseren Absprung von Inagua planten wir deshalb mehrfach um. Die nächste Doppelinsel Acklins/Crooked liegt in 85 nm Entfernung, knapp zu weit für einen Tagestripp. Dann überlegten wir uns die Strecke bei Hogsty Reef zu unterbrechen. Das ist nur eines von drei Atollen im Atlantik. Das verwarfen wir auch wieder. Letztlich entschieden wir uns, gleich zur übernächsten Insel Long Island durchzusegeln, 135 nm über Nacht. Das Wetter kündigte moderate Winde bis 15 kn an, im ersten Teil aus 90-100 Grad, später auf 150 Grad drehend und abflauend. Und genauso kam es.

Rettung eines Schweizer Ankers

Unsere neue Dispo und der damit einhergehende Aufbruch um 11.00 statt um 4.00 h, war das Glück unseres Schweizer Buddy Boats Svala, die auch am gleichen Tag zu einem anderen Ziel starten wollten. Manuela und Christian hatten ihren Anker fast schon an Bord, da brach der Schäkel und der Anker rauschte wieder ohne Kette ins 7 m tiefe Meer ab. Manuela funkte uns um Hilfe an und ich schnallte mir die Taucherflasche auf den Rücken.

Am Meeresgrund lag das abtrünnige Teil. Fix eine Leine verknotet und der Anker ging wieder aufwärts. Der Verlust eines Ankers ist in den Bahamas nicht weniger als eine Katastrophe. Es gibt nur wenige Marinas für Schiffe mit Tiefgang und die Anzahl der Yachtausstatter für Ersatz, ist sehr überschaubar. Ohne Anker kann man nun mal nicht ankern. Unsere eigenen Erfahrung mit der Koralle und nun auch die unserer Buddies, fügte den Erwerb eines Ersatzankers auf unsere Einkaufsliste, auch wenn das mal wieder reichlich Mehrgewicht an Bord ist. Es schläft sich aber besser.

Das wir das Hogsty Reef ausließen, lag an den Erfahrungen der letzten drei Tage, die ohne Hilfe sowohl für uns wie auch für Manuela und Christian schlecht ausgegangen wären. Vor zwei Tagen stellten wir fest, dass wir unseren Strom-Generator nicht mehr starten konnten.

Die Starterbatterie hatte offenbar wegen fehlender Lebensmotivation Selbstmord begangen. Wir hatten unseren Generator in drei Jahren überschaubare 130 Stunden genutzt und dabei die Starterbatterie vernachlässigt. Ein Charterschiff macht 130 h in 10 Tagen. Ihr kennt alle die übliche Kettenreaktion: erst geht die Waschmaschine kaputt, dann der Trockner. Defätistisch betrachtet, ist das auf einem Schiff nicht anders. Falls etwas weiteres kaputt geht, sollte das nicht in Hogsty passieren. Wir wollten vermeiden dort am Ende der Welt zu stranden oder noch schlimmer aufzulaufen. Denn so weit abgelegen, kommt selten jemand vorbei. Auf ein Robinson Crusoe Feeling sind wir noch nicht vorbereitet. Auch auf die Einkaufsliste: neue Starterbatterie und am besten noch ein Laderegler.

Shaquille ist noch an Bord, unser Gekko seit St. Lucia. Sanddollar Beute nach 10 min im Wasser

Die nächste Overnight Strecke

Unser Tripp von Inagua nach South Point in Long Island lief genau, wie von PredictWind angesagt. Es war eine ereignislose Nacht. Nach Sonnenaufgang warfen wir 1.2 nm vom Strand entfernt unser Anker in 60 cm Tiefe. Wir gewöhnen uns langsam daran, dass wir am Meeresgrund stehend die Kiele anfassen können. Und wir lernen wieder die Gezeiten zu beachten, die auf den Bahamas doppelt so stark sind, wie in der Ostkaribik.

 

Unsere Beute: ein köstlicher Wahu (vorher/nachher). Leider biss auch ein Barracuda, den wir aber über Bord warfen. Fast alle tragen Ciguatera, ein für menschen gefährliches Nervengift 

So friedlich kann das Meer sein, könnte es gerne öfter machen

In Long Island, unserem nächsten Ziel und nur noch eine Insel von den Exumas entfernt, leben 3.000 der 350.000 Bahamesen. Die Exumas liegen von hier aus 50 nm Luftlinie NordNordWest, aber wir müssen ca. 100 nm östlich um die Insel, da das Gebiet zwischen beiden Inseln auf der Westseite extrem flach ist, sogar für einen Kat.

Rechts: Long Island, Links Exumas. Die gelbe Linie ist unser Weg, der kürzer rote Weg ist zu flach

Leider haben wir keine wirklich guten Revierführer von den Bahamas an Bord. In der Karibik gab es keine und unsere zwei sind alt und richtig schlecht. Die Fotos und Beschreibungen erinnern eher an Tagebau in der Lausitz als an Traumreviere. Vielleicht finden wir noch was in Georgetown. Aber zu unserem Glück haben wir viele gute Tipps von Segelfreunden und einen Schatz an Empfehlungen von unserem Freund Jeff.

Bahamian Lifestyle

Auf unserem Weg zu den Exumas, mussten wir östlich um das 65 nm lange Long Island. Auf dem Weg lag nach 25 nm die Bucht von Clearance Town. Wieder eine malerische Bucht, aber der Name „Town“ ist weit hergeholt. Die Bucht ist umgeben von weißen Stränden und die anbrausenden Wellen bleiben weitgehend draußen, im Gegensatz zu den Haien. Wir ankerten in einem Feld mit 2 Südafrikanern, 6 Kanadiern und 1 Franzosen. Kaum lagen wir fest, paddelte Brandon aus Südafrika bei uns vorbei und lud uns zum Beach Cocktail ein. Am Nachmittag versammelten sich die Crews der ankernden Schiffe am Strand unter Palmen zu Getränken und Konversation. Der Livestyle trifft genau unseren Geschmack. Es war mal wieder toll, die Geschichten der anderen zu hören und Erfahrungen auszutauschen. Jeder auf seinem Weg, nach Norden oder Süden.

Beachlife in Long Island South Point

Anfang der Woche machen wir uns auf den 50 nm weiten Weg an die Südseite von Long Island. Habt eine gute Zeit und bis nächste Woche. / Holger Binz

1 Kommentar zu „Bahamas – Long Island“

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