Bahamas: Blue Hole, Haie und Türkis
Es fällt uns manchmal schwer, schöne Orte zu verlassen und uns immer wieder auf den Weg zu machen. Aber es bleibt immer die Erwartung, neue und schöne Orte kennen zu lernen. Und fast immer stimmt das auch, besonders auf den Bahamas. Bahamas Long Island Calabash Bay
An unserem letzten Tag in Clarence Town schwangen wir uns auf unsere Klappfahrräder und radelten zum Highlight von Long Island. Ein Ort, der überall auf der Welt Touristen Massen anziehen würde. Nun ist Long Island aber kein Touristenort und damit genießt man diese Natursensation in Einsamkeit.
Apnoe Taucher in großen Tiefen
„Deans Blue Hole“ ist buchstäblich ein Loch im Meer, 25-35 m Breit und 202 m Tief. Das zweitiefste Blue Hole der Welt. (Das tiefste liegt im Südchinesischen Meer). Deans Hole liegt knapp 10 km nördlich von Clarence Town in einer geschützten Bucht. Seitlich an einem der schönsten Strände, die ich je sah. Das Wasser läuft seicht und klar vom Sandstrand über viele Farbstufen hinab in tiefes Blau. In der Mitte des Blue Holes, schwimmt eine Plattform, von der Freediver mutig in die Tiefe steigen. Im letzten Jahr wurde bei einem Wettbewerb 123 m Tiefe abgetaucht. Natürlich ohne Flasche – rein Apnoe. Eine respekteinflößende Leistung. Dass der Spaß nicht ungefährlich ist, beweist ein Grabstein gleich am Zugang zum Wasser. Drei Menschen verunglückten im Sommer 2008 tödlich. Bahamas Long Island Calabash Bay
Nach zwei Stunden artfremder Bewegung auf dem Fahrrad, schafften wir es nach unserer Rückkehr noch zu einer weiteren spontanen Yachtie-Beachparty, zu der jeder sein eigenes Zeug mitbringt. Mittlerweile lagen ca. 12 Schiffe in der Bucht von Clarence Town vor Anker. Und da praktisch alle das brauchbare Wetter am nächsten Tag nutzen wollten um die Reise fortzusetzen, war es ein erfreuliches Hello und Goodbye. Die meisten segelten nach Süden, meist mit dem Saisonziel Grenada, 12 Breitengrade entfernt. Fünf Schiffe machten sich wie wir auf den Weg nach Norden, weiter in die Bahamas. Bahamas Long Island Calabash Bay
Strand am Blue Hole
Deans Blue Hole in blauer Pracht
Freediver vor dem Abtauchen
Ein kleines Malheur hatten wir noch zu regeln. Der Schäkel unserer Steuerbord Bridel Line brach. Das ist die Leine, die unsere Rümpfe mit der Ankerkette verbindet. Ka bemerkte es zum Glück früh und wir konnten die Sache ohne Schaden, aber mit blauen Flecken ins Lot bringen. Ich bestellte gleich ein paar Ersatzschäkel mit 12 to Bruchlast. Erstaunlich, welche Kräfte ein Schiff gegen Wind und Wellen aushalten muss.
Calabash Bay
Der dritte und letzte Stopp in Long Island lag 45 nm östlich entlang der Insel in Richtung Norden. Wie fast immer, nahmen wir morgens kurz nach Sonnenaufgang den Anker auf. Ein schwacher Wind mit 10-15 kn aus Ost schenkte uns einen Fishing Day. Und tatsächlich fingen wir seit langem mal wieder einen Mahi-Mahi. Ein köstlicher Fisch mit festem, weißen Fleisch.
Mahi-Mahi
Kurz nach Mittag erreichten wir bei Ebbe die Einfahrt der Calabash Bay. Bei einem Blick über das Meer glaubt man kaum, dass es nur ein enges Fahrwasser ist, dass mit ausreichend Tiefgang in die Bucht führt. Mit 40 cm Wasser unter den Kielen warfen wir den Anker in klaren Wasser, das auch ohne Polbrille eine sensationelle Farbe hat. In bestem Sand fanden wir perfekten Halt. Zur Sicherheit schwammen wir noch einen weiten Radius ab, denn der Wind sollte sich in den nächsten Tagen einmal komplett im Kreis drehen.
Später in der Abenddämmerung sahen wir in der engen Einfahrt ein kleines Kreuzfahrtschiff ankommen. Die Sea Lion der National Geographic. Der Kapitän wollte offenbar auch durch das enge Fahrwasser in die Bucht. In der Dämmerung konnte man nichts mehr im Wasser sehen und so lief das Schiffchen offenbar auf Grund und hing fest. Die Flut tat wohl in der Nacht ihr Werk, denn morgens war die Sea Lion wieder verschwunden. Hoffentlich ohne Schäden an den sowieso schon leidenden Riffen zu hinterlassen.
Die Calabash Bay adoptierte uns ein Ammenhai, der sich offenbar um die Rivercafe sehr wohl fühlte. Meist lag er entspannt am Meeresgrund und schaute uns zu, wie wir ihn beobachteten. Bisher sahen wir überall Haie, aber hier ist genug Platz für jeden und wenn man entspannt bleibt, kommt man auch gut miteinander klar.
Monduntergang um 6.00 h, Sonnenuntergang um 19.00 h
Segeln auf den Bahamas
Nach fast drei Wochen Bahamas stellen wir fest, der die Winde überwiegend schwächer wehen als in der Ostkaribik. Aber dafür häufig aus allen Himmelsrichtungen drehend. Wir hatten in zwei Wochen Bahamas mehr Segeltage mit moderaten 15 kn als in der Karibik in 2 Jahren. Auf diesem Foto sieht man, wie wir uns 360 Grad vor Anker gedreht haben, mit Winden aus allen vier Himmelsrichtungen.
Am roten Kreuz liegt der Anker
Es ist eine unbeschreibliche Freude an den türkisesten Ankerplätzen zu liegen. Wir sehen überall den Meeresgrund und vor Anker, springen wir mehrfach am Tag ins Wasser. Allerdings sind wir auch froh, dass wir ab und zu einen Fisch angeln. Wir machen das mit viel Sorgfalt und nur für unseren Bedarf – und auch immer mit ein bisschen schlechtem Gewissen. Wenn ihr Euch die Dokumentation Seapiracy bei Netflix anschaut, wisst ihr warum.
Die Versorgung mit Nahrung ist kompliziert. In zwei Wochen haben wir in Inagua Island und Long Island nicht mal Eier kaufen können – aber auch sonst nichts. Bei unserem Ankerplatz in der Calabash Bay, liegt das Santa Maria Resort, ein nettes, einsames Hotel. Segler sind zwar willkommen für einen Sundowner, aber das Essen ist für die Hotelgäste reserviert. Offensichtlich sind die Ressourcen knapp und so muss man auch zum Sundowner nehmen, was da ist. Insofern kann ich die Warnungen, dass die Bahamas extrem teuer seien noch nicht teilen. Wenn man nichts kaufen kann, ist es auch nicht teuer. Wir sind gespannt, ob wir mit unseren Vorräten auskommen.
Unser nächstes Ziel sind endlich die gelobten Exumas. Noch 25 nm trennen uns von der Inselkette, die das Highlight unserer Saison werden soll. Wir können uns kaum vorstellen, dass es noch schöner werden kann. Ihr werdet es erfahren. / Holger Binz
Ganz aussergewöhnlich, dieses blaue Loch. Wie so etwas wohl zustande kommt? Über 200 Meter tief ….irre !
Passt bloss auf die Haie auf. Die haben dort anscheinend auch keine Einkaufsmöglichkeiten.
Lieben Gruß
Jürgen