Ciao Sardinien

Segeln in Italien – Sardinien

32 Stunden nachdem wir Spanien verlassen hatten, empfing uns eine unglaublich freundliche Marina Crew in Italien. In Calasetta im Südwesten Sardiniens, dort wo wir den anziehenden Sturm abwettern wollten. Wir hatten es einen Tag vor dem Sturm geschafft und die Rivercafe lag sicher, mit 8 Leinen befestigt am Dock. In der totalen Windstille war es schwer zu glauben, dass ein Unwetter auf uns zukommen würde. Segeln in Italien – Sardinien

Frisch in Italien gelandet, erlagen wir dem besonderem Zauber des Landes. Im Hafenbüro lauschte ich verträumt dem singenden italienisch von Francesca bis ich kapierte, dass sie von der Rechnung sprach und doch gerne meine Kreditkarte hätte. In italienisch klingt alles einfach besser. Und weiter gings mit den Italien Klischees. Calasetta ist ein verschlafenes Dorf, aber es gibt reichlich köstliche Restaurants. Gleich das Erstbeste war super und wir außen in den Tagen nur ausgezeichnet.

Am nächsten Tag gings dann los mit dem Sturm. Alles and Deck war festgebunden und nichts stand mehr in der Abflugbahn. Der Sturm bliess genau auf unser Heck und wir mussten die Türen zum Salon schließen, damit wir keine Druckluftbefüllung mit Salzwasserspray bekamen. Nachts sahen wir 47.8 kn (90 km) Wind auf der Anzeige, bei erfreulich wenig Schwell im Hafen. Der Wind ließ uns kaum von Bord und die Rivercafe wurde paniert vom Salz des querfliegenden Meerwassers. 3 Tage tobte sich der Mistral aus und wir bekamen einen Bordkoller, weil wir zu viel Zeit im Schiff verbringen mussten. Das laute Heulen des Windes ging uns mächtig auf die Nerven. An Unternehmungen war nicht zu denken. Immerhin lagen wir sicher im Hafen.

Am dritten Tag ließ der Wind endlich auf 20 kn nach. Das Schiff sah aus, wie eine in Salz gebackene Dorade. Wenn man mit dem Finger über das Deck strich, hing eine dicke Salzschicht daran. Der Abwasch dauerte Stunden, bis wir wieder eine saubere Rivercafe hatten. Segeln in Italien – Sardinien

Als dann auch die white caps (die weißen Schaumkronen auf dem Meer) nachließen, konnten wir unsere Weiterfahrt angehen. In Calasetta ist zwar nichts los, dennoch ist die Marina kein Schnäppchen mit einem Preis über 150 € die Nacht. Dafür das man sein Bett mitbringt und das Wasser im Hafen nicht trinkbar war. Aber wir waren dennoch froh, dass wir dort einen Platz fanden. Eine Segel Kumpeline von Ka traf es noch härter. Sie lag mit Ihrem 50 Fuß Monohull an der Costa Smeralda im Norden Sardiniens für 370 € die Nacht – und sie kam einfach nicht mehr weg, weil der Sturm im Norden noch heftiger und viel länger andauerte. Mit der Rivercafe hätten wir wohl um die 600 € pro Nacht bezahlt.

Wir bekamen auch mit, wie heftig der Sturm die Balearen vermöbelt hatte. An unserem ehemaligen Mooringfeld in Andratx gab es einige Kollisionen und sehr viel Schaden.

Südlich um Sardinien

Unbeschadet machten wir uns auf den Weg, südlich um Sardinen. Wir bewunderten eine sehr schöne Küste, mit Felsen, Bäumen und einigen Buchten. Der Wind frischte immer weiter auf und nach 35 nm warfen bargen wir bei 24 kn Wind unsere Segel und warfen unseren Anker vor dem Strand von Chia. Segeln in Italien – Sardinien

Wildes Sardinien

Wie sich herausstellte, ist der Strand sehr beliebt bei Besuchern und eines der Highlights in Sardiniens Süden. Das Wasser war klar und sauber und unser Anker hielt fantastisch. Einzig in Wasser trauten wir uns nicht, 21 Grad war uns doch zu frisch. Der Wind flaute gegen Abend ab und wir genossen die Aussicht als einziges Schiff in Chia. Im Sommer ist es bestimmt ein Traum mit viel Zeit zum diese Insel zu segeln. Segeln in Italien – Sardinien

Sardinien, Cagliari von der Seeseite

Überraschung Cagliari

Die Hauptstadt Cagliari war unser nächstes Ziel. Nach 22 nm machten wir vormittags fest. Das war ein Volltreffer, denn die Marina Cagliari lag nur 3 Minuten von der Innenstadt entfernt. Eine supernette Hafencrew kam uns schon per Dinghi entgegen und wies uns unseren Liegeplatz ein. Besser hätten wir nicht liegen können. Wir hatten von Cagliari nicht viel erwartet und wurde positiv überrascht. Wir fanden ein nettes Städtchen im Berg gelegen, mit reichlich kleine Gässchen und netten Plätzen.

Straßen und das Castello von Cagliari Segeln in Italien – Sardinien

Um uns ein bisschen Landeinsicht zu gönnen, nahmen wir uns einen Mietwagen und schauten uns Sardiniens Süden von der Landseite an. Wir fanden eine schöne und überraschend grüne Insel. Sardinien ist einfach zu groß, um sie in ein paar Tagen kennen zu lernen. 2.000 km Küstenlinie, 280 km von Nord nach Süd, 140 von Ost nach West und 1.65 Mio. Einwohner. Das braucht mehr Zeit. Bei Seglern und Touristen ist vor allem der Norden mit der Costa Smeralda beliebt und berühmt. Ein Besuch passte leider nicht in unseren Reiseplan. Zudem ist die Passage zwischen Sardinien und Korsika einer der stürmischsten Abschnitte im Mittelmeer und wir wollten nicht das Risiko eingehen festzuhängen.

Auch wegen der starken Winde, blieb uns viel zu wenig Zeit um Sardinien besser kennen zu lernen. Wir mussten weiter. Man spürt jeden Tag deutlicher, das sich der Sommer zum Ende neigt. Die Tage sind noch angenehm, aber die Nächte und das Meer werden kalt. Der Wind ist grippiger und lässt schon den Herbst erahnen. Von Caligari schoben wir uns 20 nm weiter südlich zum Absprung nach Sizilien, nach Vilasimus in die Carbonara Bucht (kein Scherz). Mit über 20 Schiffen ankerten wir eine Nacht vor einem schönen Strand und machten uns klar für das nächste Crossing: 200 nm nach Sizilien. Palermo ist unser Ziel. Nochmals 2 Tage und eine Nacht lagen vor uns, mit wenig Schlaf und quer durch eine der Flüchtlingsrouten im Mittelmeer. / Holger Binz

1 Kommentar zu „Ciao Sardinien“

  1. Klingt gut, was Ihr über Cagliari schreibt, dort war ich noch nie, die Nordhälfte kenne ich ganz gut. Hoffentlich habt Ihr ein bisschen Zeit für die Liparischen Inseln auf dem Weg nach Osten, Lipari ist eine typische italienische Kleinstadt, Stromboli magisch, Panarea mondän und Salina lieblich – der Archipel ist einen Besuch wert! Gute Reise, handbreite Grüße – Tom

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