Von Ostern, Frisuren und Impfungen
Keine Sorge: das wir übers Wetter sprechen hat nichts damit zu tun, dass uns sonst nichts mehr einfällt. Aber zuerst möchten wir euch von unseren letzten Tagen berichten.
Die Ostertage verbrachten wir in Les Saintes, in bester Gesellschaft. Ab Donnerstags gab`s keinen freien Mooringball mehr und über 20 Yachten ankerten in der seitlichen Ankerzone. (Kein Problem mit dem Mindestabstand von 1.5 m zu den anderen Yachten). 🙂
Die Sonne lachte und wir konnten sogar beide noch einen Friseurtermin einschieben. Das ist gar nicht so banal, denn mit dünnen europäischen Haaren können karibische Friseure nicht viel anfangen. Umso erfreulicher, wenn man eine(n) europäischen Friseur/in findet. Mein erster karibischer Friseur konnte nicht verstehen, dass ich keine Rasuren, Ornamente oder Threadlocks wollte. Ich bin immer wieder verblüfft zu sehen, wie eitel die Männer hier auf ihre Haarpracht achten. Aber keine Sorge, ich bin immer noch langhaarig, Ka ebenso.
Eine Besonderheit gab`s hier über Ostern. Wegen C19 müssen alle Restaurants und Bars normalerweise um 22.00 h schließen. Über Ostern gibt’s in Guadeloupe offenbar die Tradition, zu viel zu trinken und dann nachts besoffen Autounfälle zu zelebrieren. Um Krankenhausfälle zu vermeiden, mussten deshalb übers Wochenende alle um 20.00 h schließen. Ab Dienstag war dann alles wie immer.
Es war also ein genüssliches Osterfest, sogar mit unseren traditionellen Lindt Häschen. Unser Ostergeschenk war besonders bemerkenswert: unsere erste Corona Impfung. Am Dienstag bekamen wir den Schuss und dann ging`s uns zwei Tage richtig schlecht. Aber alles geht vorbei und in einem Monat folgt die zweite Impfung. Wir haben wochenlang daran geschraubt. Viele nette Leute haben sich für uns reingehangen und letztlich ging alles schnell. Welch eine Erleichterung für uns und die weitere Reise.
Das war mal ein halbwegs gelungener Übergang zu unserem eigentlichem Thema, dem
Wetter unserer Reise
Irgendwas ist anders, in der Karibik. Und nicht nur ein bisschen. Das Wetter spielt verrückt. Seit wir hier sind, ist viel zu viel Wind. Es regnet viel häufiger als üblich und es ist kühler. Den Wind konnten bestens wir mit dem unserer Reise von 2016/2017 vergleichen. Da hatten wir überwiegend 4 Bft, oft 5, sehr selten 6 und nie 7 Bft. Jetzt ist es genau umgekehrt. Bis Ostern hatten wir so gut wie keinen Tag unter 20 kn Wind. 6-7 Bft war die häufigste Wetteransage.
Links: je roter, je windiger. Rechts: so sollte es normalerweise sein, diesmal eher eine Ausnahme
Seit den Ostertagen ist es etwas ruhiger geworden. Wir sind jetzt über einem halben Jahr an Bord und hatten am 13.3. die erste Windstille Nacht. Heute ist der 8.4. und bis 16.30 h hatten wir die erste Flaute. Abends gab`s dann gleich wieder ordentlich Böen.
Das mit dem Regen und der Temperatur hatten wir auch anders in Erinnerung, denn bei der letzten Reise brauchten wir nachts keine wärmenden Decken. Die Einheimischen haben uns bestätigt: zu kalt, zu nass. Zu Ostern nicht zu schwitzen, sei nicht normal. Und der Regen zur falschen Jahreszeit geht den meisten auf den Keks. Wir müssen immer den Abfluss unseres Beiboots offen lassen, wenn es an der Davits hängt. In Minuten läuft es sonst voll Regenwasser. Juni bis November ist normalerweise Regenzeit. Bin gespannt, was der Himmel dann abwirft, wenn es in der dry season schon so nass ist.
Ich schätze, man kann gar nicht genug Desinfektionsmittel trinken, um den Klimawandel zu ignorieren. Da ist er also, in seiner vollen Pracht.
Bei unserer letzten Reise, mussten wir unsere Routenplanung so gut wie nie wegen des Windes ändern. Diesmal sind die Wetter Apps unser wichtigstes Tool. Unsere Leichtwindsegel erfreuen sich außerordentlicher Schonung – und Nichtbeachtung.
Wir haben uns sogar angewöhnt, vor Anker unsere ganz besonders attraktive Luxembourger Flagge einzurollen, uns gehen nämlich die Flaggen aus. Der starke Wind franselt sie regelmäßig aus. Das ist besonders schade, denn wir werden sehr oft auf den „roude Léiw „angesprochen, ein wahrer Exot in der Karibik.*
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Es wird sehr interessant zu beobachten, ob dies ein Ausnahmejahr ist oder ob wir dauerhaft damit leben müssen. Wenn die Düse weiter so aufdreht, dann wird das sicher nicht nur unsere Planungen beeinflussen.
Fotos oben: eher seltener, die völlig ruhige See
In den nächsten Tagen werden wir die Rivercafe in die Marina von Point à Pitre segeln. Dort werden dann die letzten umfangreicheren Arbeiten gemacht werden. Wir werden zusätzliche 1.500 Watt Solar Panels anbringen und das erfordert etwas umfangreichere Umbauten und Umrüstungen.
Die nächsten Wochen werden also ganz anders, mit Landleben und ohne morgendlichen Sprung ins Wasser. Wenn alles wie geplant läuft, werden wir Anfang Mai Kurs Süden legen. Die nächste Hurricane Season ist nicht mehr lange hin. /Holger Binz
* Falls jemand von Euch eine Bezugsquelle für Luxembourger Flaggen guter Qualität kennt, würde ich mich sehr über einen Tipp freuen.
Seid getrost, hier ist es auch sehr windig. Ob wir noch lange zum Frisör gehen können, ist noch fraglich.
Alles Liebe aus der Eifel
Das Wetter wirklich Kapriolen zu schwingen. Auf Teneriffa war es im Februar bis mitte März auch ungewöhnlich windig. Jedoch sitzen wir ja auf dem „Trockenen“ und daher nehmen wir es nur mit den Augen war. Smile.
Wir versuchen mal etwas von der -hier wieder im Überfluss- funkelnden Sonne rüber zu schicken…. dann wünschen wir Euch erstmal einen guten Törn in den Süden.
Liebe Grüße
Jürgen und Angelika