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Der zweite Schuss  

Die neue Freiheit

Oh happy day. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr wir uns auf diese Spritze gefreut haben. Mitte der Woche haben wir es geschafft und sind jetzt endlich komplett geimpft. Das wird unsere weitere Reise sehr vereinfachen und uns einiges an Quarantäne und viel Aufwand sparen. Während uns die erste Impfung uns beide fast zwei Tage ausgeknockt hat, war die zweite Impfung fast ohne Nebenwirkungen. Wir konnten abends schon mit einem Gläschen auf die neue Freiheit anstoßen.

Es war allerdings ein Abenteuer, bis wir so weit waren. Leider hat das Schlimmste was Frankreich zu bieten hat, Guadeloupe fest im Griff: die Bürokratie. Nur keine Abweichung von der Regel und bloß keine Sonderfälle. Sonderfälle sind wir zwangsläufig als Ausländer ohne Carte Vitale. Und es gibt zurzeit kaum Nichtfranzosen in Guadeloupe, die solche Wünsche zu äußern wagen.

Dabei wäre alles so einfach gewesen, denn es gibt hier genug Impfstoff. Die Infrastruktur mit impfenden Apotheken, Ärzten und reichlich Impfzentren ist bemerkenswert gut. Die Locals haben natürlich Priorität und das ist völlig richtig. Aber die stehen nicht unbedingt begeistert Schlange. Bevor der Impfstoff verdirbt, kann man auch die paar Ausländerhansels impfen, also uns. In Martinique gibt es ein Impfprogramm für ausländische Segler. Hier leider nicht, deshalb ist verstärktes kümmern angesagt.

Vor sechs Wochen konnten wir einen Arzt auf einer kleinen Insel motivieren, uns die Reste seiner Impffalsche zu injizieren. Er nahm uns 160 € ab, vergaß aber zu erwähnen, dass AstraZeneca in Frankreich – also auch in Guadeloupe – erst nach 12 Wochen zum nächsten Mal gespritzt wird. Und er vergaß auch zu erwähnen, dass die Impfung in Guadeloupe gratis ist. C`est la vie.

Auf der Hauptinsel verbrachten wir dann Tage damit, unsere zweite Impfung zu organisieren. Apotheken, Impfzentren, Hotlines – rien ne va plus. Sonderfall=Kollaps. Auf dem normalen, formellen Weg hatten wir keine Chance und weitere sechs Wochen wollten wir natürlich nicht warten. Zum einen waren wir lange genug hier und zum anderen wäre dann schon Hurricane Season.

Treffer

Und eines schönen Sonnentags, fanden wir dann zwei supernette und kompetente Ärztinnen, die uns exakt 6 Wochen nach der ersten, die zweite Impfung gaben. Und das ist lt. AstaZeneca völlig ok. Nette Nebenstory: eine der Ärztinnen wurde auf einem Segelschiff geboren und segelte mit Ihren Eltern Jahre ihres Lebens. Die zweite Impfung kostete uns übrigens nichts.

Nun ist also alles gut für uns, Ka und ich sind jetzt offiziell karibiktauglich. St. Barth, Dominica, St. Vincent und Grenada haben jetzt schon gelockerte Regeln für Geimpfte eingeführt und so öffnen sich langsam weitere Ziele für uns. Jetzt muß nur noch die Rivercafe fertig aufgerüstet sein und dann werden wir uns an ganz neuen Freiheiten erfreuen. Heute morgen standen dann vier Jungs auf der Matte und legten mit der Installation los. Es fehlen aber noch Teile, die – wie uns versichert wurde – heute noch geliefert werden. Alles sollte nächste Woche erledigt sein und dann segeln wir endlich weiter nach Süden.

Bald wieder neue Aussichten

Die Pandemie Ausrede

Wir hatten ja reichlich Verzögerungen und dumme Ausreden wegen unserer Solar Installation. Und das ist auch so eine Corona Story. Manchmal denke ich, C19 ist die perfekte Ausrede für exzessive „Gelassenheit“.

Der Elektriker unseres Vertrauens, Stéphane, hat bei Fred Marine leider ein Backoffice, das nicht annähernd so gut arbeitet wie er. Die Jungs haben nicht geprüft, ob unser Material auf dem versprochenen Schiff aus Europa war. War es nicht. Das nächste Schiff aus Le Havre brauchte 10 Tage bis Guadeloupe, plus Zollabfertigung und spätere Abfahrt sind locker 3 Wochen. Der schnellere Transport mit Flugzeug ging auch nicht, weil Lithium Batterien nicht an Bord dürfen.

Warum Corona verhindert hat den Job richtig zu machen, erschließt sich mir nicht. Es stimmt, dass die Cargo Preise explodiert sind und weniger Schiffe fahren. Wäre nicht gerade dann Professionalität wichtig? Als unser Material dann endlich ankam, musste unerwartet noch der Einbau disponiert werden, wer hätte das gedacht. Und dann erschien plötzlich und unerwartet ein Feiertag im Kalender. Corona scheint doch noch bisher unbekannte Nebenwirkungen zu haben.

Uns kostet die Schlamperei im Fred Marine Office 3 Wochen. Naja, besser drei Wochen in Guadeloupe als in Olpe.

Hier ist der Ausnahmestand noch bis zum 25.5. verlängert worden. Damit bleiben die Geschäfte nur sehr beschränkt geöffnet und Restaurants noch geschlossen. Der Bewegungsradius ist eingeschränkt und ab 19.00 h gilt eine Ausgangssperre.

Mit der „Autumn stream“ kam unser Solar Equipment aus Europa

Alles wird wieder besser

Wir haben aber den zarten Eindruck, dass sich die schwierige Zeit langsam dem Ende zuneigt. Reichlich Schiffe liegen hier verlassen, weil die Eigner nicht aus den USA, Kanada oder Europa einreisen dürfen. Das sorgt für eine bizarre Atmosphäre. Es wird bei manchen langsam dramatisch, denn die Hurricane Season beginnt bald. Ist sicher nicht das beste Gefühl, sein Schiff ungesichert in Guadeloupe liegen zu haben, in einer der Hauptzugbahnen der Sommerstürme. Ganze Flotten von Charterschiffen, die über die ganze Saison unbewegt in den Marinas lagen, sind auch noch verlassen an den Stegen. Welch ein Vermögen wird da täglich verbrannt.

In positiver Hoffnung auf eine bald abgeschlossene Solar Installation, bereiten wir un­s nun langsam, aber sicher auf den Weg nach Süden vor. Nächste Woche sollten wir die Leinen los machen. Wir beginnen schon mit verproviantieren, denn das geht nirgendwo in der Karibik besser als auf den FWI. /Holger Binz

3 Kommentare zu „Der zweite Schuss  “

  1. Immer recht spannend Eure Berichte.
    Aber mit dem Impfen seid Ihr weiter als wir. Ulli und ich sind zur Zeit mit unserem Wohnmobil unterwegs an der Ostsee. Inzidenz unter 30, aber wir müssen uns alle 3 Tage testen lassen.
    Kleineres Übel.
    Unsere zweite Impfung bekommen wir Ende Juni, da Astra Z.
    Aber wir freuen uns über Meerluft, sitzen im Strandkorb, essen guten Fisch, Lesen und fahren Rad.
    Alles in allem geht es uns super.
    Euch toitoitoi für die Tour nach Granada.

  2. Hey, Holger,

    willkommen im Club der Zweitgeimpften! Freut mich zu hören (lesen) dass es auch fern der „Heimat“ möglich zu sein scheint, gut geimpft durch den „Rest der Pandemie“ zu gleiten.

    Im Übrigen, was die Bürokratie angeht, steht Deutschland beim Thema „Impfen“ Frankreich um nichts nach – es muss ja alles seine Ordnung haben.

  3. Hallo Karin und Holger,

    herzlichen Glückwunsch zu Eurer tollen Reise und dem erfrischenden Block von einem stillen Follower aus dem Rheinland.

    Zum Thema PV-/Solarinstallation möchte ich auf den aktuellen Beitrag „#66 | Was ist bloß mit unserem Boot passiert?“ der Insieme vom 24.05.2021 hinweisen, um Korrosionsschäden infolge von Kriechströmen zu vermeiden:

    https://www.youtube.com/watch?v=52sxW0rpjhc

    Habt weiterhin viel Spaß, Euch allzeit eine gute und sichere Reise sowie immer eine Handbreit unter beiden Rümpfen.

    LG Achim

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