Korinth: Spannende 3 Meilen

Kanal von Korinth

Darauf habe ich mich schon die gesamte Reise gefreut: die Passage durch den Korinth Kanal. Ka ist schon mal im zarten Alter von 18 Jahren als Backpacker per Touristenkahn durch den Kanal geschippert, mit besten Erinnerungen. Ich sah bisher nur Fotos uns lass Geschichten. Es war Zeit für einen Besuch und Transfer mit unserem eigenen Schiff. Korinth: Spannende 3 Meilen

Dieser ikonische Kanal verbindet den Golf von Korinth mit Saronischen Golf und der Ägais. Eine 3 nm lange Abkürzung, erspart bis zu 150 nm rund um das Peloponnes. Zur Römerzeit gab es hier schon einen Landtransport von Schiffen, die über die Enge gezogen wurden. Ohne Dynamit war da nicht viel mit Wasserweg. Der echte, der richtige Kanal mit Wasser, wurde 1881 innerhalb von 12 von Griechen und Franzosen in die Felsen gesprengt. Damit waren Franzosen an den bemerkenswertesten Wasserstraßen der Welt beteiligt: Panama Kanal, Suezkanal und Korinth Kanal. Chapeau.

Ab 1893 konnte dann der richtige Kanal – mit Wasser – genutzt werden: 24 m breit, 8 m tief, bis zu 80 m hoch und gut bis zu einer Masthöhe von 52 m. Alles ohne Schleusen und alles im grünen Bereich für die Rivercafe. Anfänglich wollte ich noch Fender ausbringen, um nicht an die Felsen zu schlagen. Aber als ich ein französisches Kriegsschiff auf dem Kanal kommen sah, verwarf ich das. Über den Kanal führen mehrere Straße, die das Peloponnes mit dem Festland verbinden. Ganz Verwegene nutzen eine Brücke auch zum Bungee-Jumping. Korinth:

Spann

Bungee Brücke

Vorbereitungen für den Korinth Kanal

Aber bevor wir uns das mit eigenen Augen anschauen konnten, mussten wir ein bisschen was organisieren. Unser Ankerplatz in Korfos war 15 nm entfernt vom Kanal. Wir wollten bei schönem Wetter durchfahren und dass mussten wir abpassen. Vor Anker in Korfos schauten wir locker 10-mal am Tag nach den Wetterberichten. Letzte Woche erzählte ich von angesagtem windigen Wetter und wir stellten uns auf einen längeren Stopp in Korfos ein. Dann plötzlich machte der Meltemi das, was ein braver Meltemi machen sollte: sich in die Ägais verziehen. Das Wetter verlagerte sich östlicher und war uns aus den Füßen.

Als das Wetter moderater angesagt wurde, meldete ich uns zwei Tage voraus für eine Passage für den Korinth Kanal an. Man kann alles online machen (corinthcanal.com), mit Wunsch für die Passagezeit, Schiffsdaten, Schiffspapiere und Bezahlung. Oder man fährt einfach auf gut Glück hin und fragt über Funk, ob eine Passage möglich ist. Nur wenn man keine Online Anmeldung hat, muss man auf der Süd/Ostseite festmachen und den Papierkram und Bezahlung im Büro erledigen, egal in welche Richtung man fährt.

Gutes Geschäft

Wenn ich nochmals jemanden davon reden höre, dass Griechen nicht geschäftstüchtig sein können, dann empfehle ich den Erwerb eines 10er Tickets für die Passage im Korinth Kanal. Es sind die vermutlich teuersten 3 nm der Welt: für die Rivercafe zahlten wir 270 € für eine Passage.

Der Bau kostete damals 30 Mio. Französische Francs gekostet, das würde heute ca. 500 Mio. Euro entsprechen. Es gibt Berechnungen, die gehen von mehrere Milliarden Baukosten aus, sollte der Kanal heute gebaut werden. Das liegt an höheren Standards der Technik, Sicherheit und Umwelt. Also gut, dass der Job bereits erledigt ist. Der Kanal wird allerdings regelmässig für Wartungsarbeiten gesperrt, zwischen 2021 und 2022 sogar für mehr als ein Jahr. Auch heute wird er regelmässig gesperrt, wie vom November 24 bis März 2025. Die nächste Sperrung wird wohl im November 2025 kommen. Wenn der Kanal mal länger offen bleibt, gehen fast 12.000 Schiffe pro Jahr durch, das bringt dann Einnahmen über 5 Mio. €.

Für den nicht so ganz bescheidenen Preis einer Passage, bekommt man aber einen Service vom Feinsten: Bei der Ansteuerung meldet man sich über Funk auf Kanal 11. Eigentlich soll man sich schon reichlich im Voraus melden, aber das manchen nur die ganz Akkuraten.

Bei angesagtem ruhigen Wetter, von 10 bis max. 20 kn, legten wir in Korfos ab. Alle der 8 (!!!) Wettersysteme lagen kolossal falsch. 30 kn und kräftige White Caps gegen uns, das war unser Tag. Was soll das mit den Meteorologen? Machen jetzt nutzlose KI den Job die sie sitzen die den ganzen Tag im Jacuzzi und trinken Cocktails?

Gestresster als gedacht passierten wir die größte Ölraffinerie Griechenlands mit einer beeindruckenden Tankerflotte vor Anker, bis zum PanMax. Unsere Meteorologen Woodoo-Puppen waren gerade fertig, da erreichten wir den Ankerplatz landseitig am Kanal mit einem sandigen Plätzchen, dass uns guten Schutz für eine ruhige Nacht schenkten sollte.

Video Impressionen

Die Passage Korinth: Spannende 3 Meilen

Den Rest des Tages lauschten wir dem Funkaustausch zwischen Schiffen und Corinth Canal Control und waren beeindruckt wie souverän die Jungs (sind tatsächlich nur Jungs) alles im Griff hatten. Vom französischen Kriegsschiff bis zum radebrecht englisch sprechenden Segler, alle werden stressfrei durch den Kanal geführt.

Der Mond geht über dem Kanal unter

Der Kanal ist ein Einbahnkanal, d. h. es wird abwechselnd ein Konvoi von Nord/West nach Süd/Ost zusammengestellt. Während die einen zu der ca. 30-minütigen Passage aufbrechen, stellt Control den Konvoi der anderen Seite zusammen und hält alle auf standby. Segler wie wir, fahren mit eigenem Antrieb zur angesagten Geschwindigkeit. Frachter oder Großschiffe, bekommen einen Lotsen und Schlepper bereitgestellt.

Meldedock und eine Bar am Süd/Östlichen Ende

Wie üblich, waren wir früh wach und um es vorwegzusagen: nach dem gebrauchten Tag von gestern, lag ein fantastischer Tag vor uns. Um 7.00 h funkte ich Corinth Canal Control an. Wir nannten den Buchungscode, der auch die Zahlung belegt und der freundliche Lotse meinte, wir sollten doch mal den Anker heben, uns vor den Kanal legen und einer dort wartenden Motoryacht folgen. Wir waren nur zwei Schiffe. Um 7.15 h bogen wir in den Kanal ein. Efcharistó – Parakaló. Merci – gern geschehen.

   

Jede einzelne Minute war ein Erlebnis. Die Strömung gegen uns war kräftig und wir brauchten etwas Drehzahl, um der Yacht vor uns zu folgen. Was für ein Ereignis. Die abgeschürften Felsen bis zu 80 m über uns, unter uns superklares Wasser. Die Sonne fiel langsam über die Felsenkante in den oberen Bereich und wir sahen den Schatten unseres Mastes entlang der Felswand wandern. Am liebsten hätten wir gestoppt, um schwimmen zu gehen. (Imaginäre Schlagzeile: bescheuerte Yachties aus Luxembourg blockieren den Korinth Kanal). Korinth: Spannende 3 Meilen

Als wir völlig beseelt den Kanal am Nord/Westlichen Ende verließen, machten wir gleich einen Knoten mehr Fahrt. In einem Meer aus Quallen warfen wir eine Angelleine aus, setzten Segel und hielten Kurs auf Galaxidi. Was für ein Tag. 10 kn Wind aus 80 Grad und das Meer glatt wie ein See, brachten uns langsam und entspannt entlang des Golfs von Korinth. Sie Sonne schien, der Himmel blau und als Kirsche auf dem Eis, biss dann auch noch ein Bonito und wir hatten köstlichen Frischfisch.

Nord/West Ausgang

Nach 40 nm steuerten wir die Bucht von Galaxidi an und warfen den Anker in einem weiteren Kleinod unserer Reise. /Holger Binz

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