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Einmal Legende – immer Legende

Jimmy Cornell segelt mit 80 Jahren um die Welt

Als ich zum ersten Mal von Jimmy Cornell hörte, war ich noch blutiger Offshore Anfänger. In den langen Winterpausen laß ich natürlich – wie fast alle Saisonsegler – Segelbücher. Die von Jimmy Cornell zählte zu den guten, sie waren entweder sehr unterhaltsam oder sehr hilfreich. Oder beides. So wie er selbst.

Als ich dann viele Jahre später Jimmy Cornell kennen lernte, steckte ich einer seglerischen Selbstzweifel-Krise. Ka und ich waren gerade mit unserer Hanse zweihändig auf den Kanaren angekommen. Unser erstes Atlantik Crossing lag vor uns und wir hatten Zweifel, ob wir gut genug wären, für diese Herausforderung. Wir saßen in einem Straßenresto in Lanzarote bei einem Glas Wein und Jimmy beruhigte und motivierte uns. Und wer wird schon zweifeln, wenn dir eine Legende mit über 200.000 nm im Kielwasser sagt, dass du das schon schaffst. Recht hatte er und wir waren ihm für seine Motivation sehr dankbar. Und sehr unterhaltsam war es auch noch. Wer weiß ob wir uns ohne diesen Abend in Arrecife heute aufmachen würden um die Welt zu umsegeln.

Aber was macht diesen Jimmy Cornell so besonders? Er hat diese besondere Aura, die vermittelt, dass alles geht. Ein zielstrebige Gelassenheit. Er hat das Segeln für normalsterbliche Segler, für die Cruiser, völlig verändert. 1986 erfand er die ARC, die Atlantic Rallye for Cruiser. Das war für normale Segler zum ersten Mal der Kick, alleine, aber mit Unterstützung diesen riesigen Atlantik zu überqueren. Es wurde ein Mega Erfolg.

Die Elcano Challenge

Auch heute, im zarten Alter von 80 Jahren, hat er nichts von seinem Charme verloren. Jimmy ist ein Entertainer, hat immer eine Story parat. Und seglerisch muss er längst nichts mehr beweisen. 3 Weltumsegelungen, die Nordwestpassage, die Erfindung der ARC und 16 Bücher, viele davon Standardwerke. Seine Pilot Charts dürfen auf keinem Blauwasserschiff fehlen. Lässt sich als Lebenswerk sehen. Als wir uns auf der „boot“ in Düsseldorf trafen, erzählte er uns von seinem neuen Wahnsinnsplan.

Statt mit 80 Jahren die Abende mit seiner Frau Gwen und einem Glas Wein vor dem Kamin zu verbringen oder mit den Enkeln zu spielen, macht sich der Kerl nochmals auf den Weg zu einer Weltumsegelung. „Elcano Challenge“ nennt er sein nächstes Projekt. Elcano war der Mann auf der legendären Erdumrundung Magellans, der die Reise vollendete, nachdem Magellan auf den Philippinen ermordet wurde. Vermutlich hat es Jimmy gefuchst, dass zwar Magellan berühmt wurde, aber niemand von Juan Sebastian Elcano gehört hat. Tatsächlich gebührt Elcano die Ehre, als erster Mensch um die Welt gesegelt zu sein.

Zweihändig segelt er diesmal mit einem Kumpel auf einem Outremer 4x Katamaran –  Jimmy ist seit Jahren mit der Grand Large Gruppe verbunden. Mit dieser Reise will er den Basken ehren, indem er exakt die Route nachsegelt und auch nur an den Orten stoppt, an denen Elcano Anker warf. Der zweite Aspekt dieser Reise ist ein ökologischer: er segelt Co2 frei mit Elektromotoren. Vermutlich hat die Marketingabteilung von Outremer daraus ein El (electro) Ca (carbon) no (nein) herausgequält. Aber dennoch ist die Sache eine gute Idee, denn leistungsfähige Elektromotoren sind für Cruiser noch nicht in Serienreife zu haben. Und das letzte Aspekt ist ein typischer Cornell: er will beweisen, dass man auch im „reiferen“ Alter um die 80 noch Leistung bringen kann. Sein Mitsegler ist im gleichen Alter wie er.

Im Oktober soll es in Sevilla losgehen. Damit kreuzen sich vermutlich unsere Kurse vor Brasilien, wenn wir von Kapstadt in die Karibik segeln. Im Gedenken an Elcano darf er erst in Rio de Janeiro anhalten, während wir einen Stopp im Naturschutzgebiet von Fernando de Noronha einlegen. Im Juli 2021 soll die Elcano Gedenkreise nach 30.000 nm (55.000 KM) in Getaria, dem Geburtsort Elcanos enden. Ich schätze mal, dass er mit einer 4X Outremer deutlich flotter unterwegs sein wird, als Elcano 1522.

Ich bin gespannt zu sehen, was Jimmy Cornell zu seinem 90. Geburtstag für eine neue Idee aus dem Hut zaubert. Dann ist er vermutlich immer noch zu jung für den Platz am Kamin. Mehr zu seiner Reise findet ihr hier www.cornellsailing.com. / Holger Binz

 

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