reisebekanntschaften

Reisebekanntschaften

Reisebekanntschaften

Die Bekanntschaften und Freundschaften die man auf Reisen schließt – Reisebekanntschaften – sind nicht von langer Dauer. Dachte ich. Bevor ich Bekanntschaften und Freundschaften auf Reisen geschlossen habe. 

Als Kind war ich der Heimweh-Typ. Nach zwei einsamen sechs-wöchigen Kuren und einigen Ferienbesuchen bei der Oma fand ich, es lohne sich wirklich nicht zu reisen. 

Und dann hab ich einen Mann geheiratet, der sich nichts Schöneres vorstellen kann als zu reisen. 

An die belgische Küste nach DeHaan, nach Malta und Lanzarote. Das ging alles noch. Meist eine oder 2 Wochen und ich war wieder im geliebten Heim. 

Dann machten wir die erste Schiffsreise. Von NewYork über 10 karibische Inseln nach Miami. Und somit war meine Reiselust geboren.

Fremdes Lächeln

Menschen die mich auf der Straße einfach so freundlich anlächelten, trugen erheblich zu meinem Wohlbefinden bei. Erst recht, die die mich ansprachen. Als eher ängstlicher Mensch brauchte es ein Weilchen, bis ich sicher genug wurde, meine Wünsche zu äussern und ab und zu auch mal laut „No“ zu sagen. Das häufige „No Thanks“ veranlasste mich einmal ein T-Shirt zu entwerfen auf dem „No Taxis, no jewelery, no restaurants no tours …“ stand. Optimal für scheue Menschen an touristischen Ferienzielen. 

Oft fallen mir solche Menschen auf, die sich gerade unsichtbar machen wollen. Die auf keinen Fall angesprochen werden möchten, die aber auf jeden Fall sehen wollen, was da gerade passiert. 

Kommunikationslust

Was dieses Verhalten betrifft, kann ich von einer 180° Wende sprechen. Ich quatsche inzwischen einfach alle und jeden an. Bin der Horror all der ängstlichen, zurückhaltenden Menschen, die mich ja gar nicht kennen und nicht wissen ob ich Taschendiebin oder gelangweilte Millionärin bin. Ich spreche Leute an, die hilflos aussehen. Und solche die mich anlächeln. Menschen die mit Kindern reisen spreche ich per se an. Einzig, weil ich Kinder wirklich sehr gerne mag. Fast alle Kinder, auch die im Restaurant schreien oder nach einem anstrengenden Tag um 23 Uhr am Abend am Strand ihre angeschickerten Eltern endlich ins Bett schicken wollen. 

Und so habe ich (oder jetzt muss ich eher wir sagen) eben nicht nur zögerliche sondern auch sehr offene Menschen getroffen. Wir haben Gitte und Joergen, ein dänisches Paar kennen gelernt, denen eine Kreuzfahrt genau so schräg vorkam wie mir. Seit 2007 sehen wir sie mindestens einmal im Jahr. Wir waren in Copenhagen und sie besuchen uns jedes Jahr auf dem Weg nach LeMans. Ty, der als Crewmitglied von seinem sicheren auf unser unsicheres Boot zuschwamm – Mitten im Atlantik – und die restlichen 600 Meilen mit gesegelt ist, werde ich nie mehr vergessen. Ich habe Tom den deutschen Synchronsprecher von Collin Firth und einigen anderen feinen Kerlen kennengelernt, der uns von Valencia auf die Columbretes begleitet hat und mit dem wir vor den Illes Columbretes Spaghetti gekocht haben.  Und ich habe Rick und Sarah und Sarah und Peter und Ken und Jenny und Jenny und Peter und die Kunnerts und die Donskows und die McCuskees kennengelernt und viele viele viele Menschen mehr. 

Gespräche mit Fremden oder Reisebekanntschaften

Oft waren die Gespräche mit den anfänglich Fremden sehr freundschaftlich. Oft tief und aufschlussreich und hin und wieder hab ich mich gefragt, warum habe ich das sonst noch niemandem erzählt? Miteinander zu reden und aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu kommen ist sehr interessant. Erkenntnisse warum ein Volk diesen oder jenen wählt, warum die Amerikaner mit nur einer Hand auf dem Tisch essen, wie die Thailänder zeigen, dass sie einen besonders mögen oder wer wie was kocht ist für mich ein wunderbarer Wissensschatz geworden. 

Einige von den auf Reisen kennen gelernten Menschen sind zu wertvollen Freunden geworden, mit einigen maile ich, andere treffe ich und wieder andere liken meine Beiträge auf Instagram. 

Sie bedeuten mir etwas. Inzwischen habe ich das Gefühl fast überall auf der Welt einen Menschen zu haben, zu dem ich gehen könnte wenn was ist und anders als in den asozialen Medien sind diese Menschen einfach da. Wenn sie nicht auf reisen sind wie ich.

/Karin Binz

Ihr werdet mir fehlen 4.1.2018 Tagebuch

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