Kreuzfahrt Müllentsorgung

Schmutzige Kreuzfahrtindustrie – wie Schiffe Müll „entsorgen“

Feuer im Paradies

Die Kreuzfahrt Industrie boomt – und kämpft mit ihrem Ruf als Umwelt Verschmutzer. Zu Recht. Die Marketingabteilungen hauen wohlklingende Floskeln zum Umweltengagement raus, aber das ist mehr Show als Realität. Wir erlebten in Barbados selbst eine kreuzfahrtschiffgemachte Umweltsauerei.

Zu Beginn ein Geständnis: ich habe vor meinem Blauwasserleben 15 Kreuzfahrten gemacht und war überzeugt, damit die Umwelt nicht sonderlich zu belasten. Ein peinlicher Irrtum.

Wir hatten mit unserem Segelschiff gerade den Atlantik überquert und lagen zur Zollfreigabe im Shallow Draft von Bridgetown, der Hauptstadt von Barbados. Mitten in der Nacht wurden wir von einem seltsamen Licht, fliegendem Ruß, ungewöhnlichen Geräuschen und einem kolossalen Gestank geweckt. Wir stürmten aus dem Schiff und sahen ein lichterloh brennendes Feuer im Hafenbecken zwischen uns und dem Cruiseterminal. Der Himmel war taghell erleuchtet. Ich dachte dort brenne ein Schiff und rief die Polizei an – ich kannte die Nummer der Feuerwehr nicht. Die blieben ganz cool: Feuer im Hafen? Nordwestlich vom Shallow Draft? Nope, alles klar, ist normal. Kein Grund zur Sorge. Dort würde nur der Müll der Kreuzfahrtschiffe verbrannt, das machen die halt so. Und er legte auf.

Barbados ist berechtigter Weise sehr beliebt bei Kreuzfahrern und ich sah schon vier Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig dort festmachen. An Bord erfahren die Gäste, dass Müll getrennt wird, an Land entsorgt und die Company höchste Umweltstandards erfüllt. Die Gäste fühlen sich dann als Umweltschützer und alles ist gut. Die Standards liegen dann wohl auf dem Niveau einer Limbostange.Tatsächlich wird der Dreck ja auch erst verbrannt – sorry, entsorgt – wenn die Schiffe weg sind. Am Vortag des Feuers waren verschiedene Cruise Companies im Hafen, wessen Müll da brannte, konnte nicht zugeordnet werden.

Mir ist völlig schleierhaft wie sich eine Industrie so dämlich anstellen kann, die Welt und die eigene Zukunft zu ruinieren. Gerade in der Tourismus Industrie kann der Kontext nur unter schweren Drogen nicht verstanden werden. Die 314 Kreuzfahrt Schiffe der Welt mit Rußfiltern auszustatten sind Peanuts zu den Umsätzen der Branche. Dieser Abgasdreck ist so leicht zu vermeiden wie eine fünf in Religion. Und natürlich müssen die Companies auch prüfen, ob ihr Mist korrekt entsorgt wird. Ich sehe schon die Pressesprecher/innen von Royal Caribbean, Princess, Carnival und NCL am Mikro stehen und bestürzt berichten, dass sie „sehr enttäuscht sind“ von ihren lokalen Partnern, nichts wussten und natürlich den Fall prüfen.

Wie wäre es mit einem internationalen Preis für die rückwärtsgewandteste und dümmste Managementleistung? Die Kreuzfahrt Industrie wäre in den Top 10. Sauber durch die Welt zu Reisen ist keine Quantenphysik, das zu organisieren schaffen auch mittelmäßig begabte Manager. Sogar Gier als Motiv ist ein Beleg für Dummheit, weil „sauber“ am langen Ende mehr Ertrag bringt. Ich habe nicht mal was gegen die Industrie. Nur gegen dumme Menschen, die simple Zusammenhänge ignorieren.

Auf längeren Passagen habe ich schon häufig mit passierenden Kreuzfahrtschiffen gefunkt und von deren ausgezeichneten Wetterreports profitiert. Bei schwerem Wetter wurden wir sogar schon von einem NCL Schiff angefunkt, ob alles an Bord ok sei. Sehr sympathisch. Und ich würde lügen, wenn ich die ein oder andere stürmische Nacht nicht lieber an der Bar oder im gemütlichen Bett eines Cruisers verbracht hätte, statt nass und durchgeschüttelt am Ruder. Klar, wenn ich die anlanden sehe, ändere ich den Kurz um den Tourihorden zu entgehen.

Ein Ort wird skurril, wenn 5 Kreuzfahrtschiffe 10.000 Touris abwerfen, die möglicherweise nicht alle auf den besuchten Ort vorbereitet sind. In St. Thomas auf den USVI feiern sie am Ende einer Kreuzfahrtsaison. Ich bin nicht sicher ob die Einnahmen gefeiert werden oder dass jetzt erst mal 5 Monate weniger überwichtige Touristen aus der Schweiz importierte Uhren in der Karibik kaufen.

Wir trennen unseren Müll übrigens an Bord und versuchen so wenig wie möglich Plastik einzukaufen. Auch wenn wir sehen welche Müllberge verbrannt werden, sammeln wir beim Schnorcheln jedes Stück Plastik ein. Das geht auch bei uns sicher alles noch besser, aber wir sind schon mal auf dem richtigen Weg. /HB

 

 

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