Segeln in Italien – Äolische Inseln

Äolische Inseln

13.000 Menschen haben sich einen etwas abgelegenen Lebensort gewählt. Nord-östlich von Sizilien liegen die äolischen Inseln, die Islas Eolias im Original. Sieben der Inseln sind bewohnt und die bieten vom aktiven Vulkan bis zur Celebrity Destination einiges an Abwechslung. Deshalb gibts in der Hauptsaison dort mehr Charterboote als Fische. Aber eigentlich wäre jetzt off-Season.

Windgott Eolis

Die Inseln sind nach dem griechischen Windgott Äolus (oder auch Eolis) benannt, aber auch als Liparische Inseln bekannt, nach der größten Insel Lipari. Der Sage nach überreichte Äolis Odysseus einen Sack, in dem er die ungünstigen Winde verschloss. Als Odysseus schlief, öffnete seine neugierige Crew den Sack und das wars dann mit friedlichem Segeln. Hätten diese Nasen den Sack doch besser mal zugelassen, dann wäre das Segeln eine dauerhafte Freude. Offenbar hatten schon damals die Chefs Probleme mit ihrem Personal.

Ich finde es verwunderlich, dass diese Inseln nicht etwas Vulkanischem benannt wurden, denn hier raucht so einiges. Der Stomboli liegt auf der östlichsten Insel namens Stromboli und ist ziemlich aktiv. Auf der Insel Vulcano verbreitet der gleichnamige Vulkanberg gewöhnungsbedürftige Düfte. Ein paar Meilen entfernt dampfen der Etna auf Siziliens Festland und natürlich der Vesuv bei Neapel.

Die Rivercafe segelt also gerade in sowas die dem vulkanischen Zentrum des Mittelmeers. Von Cefalu machten wir uns morgens auf den 50 nm Weg nach NO, Richtung Vulcano. Auf dem Weg biss unser erster Fisch des Mittelmeers, aber wir Dussel verloren den schweren und seltenen Blaufinnen Tuna nach längerem Kampf 10 cm vor der Bordkante. Mein linker Bizeps erinnerte mich noch zwei Tage an den Fight, der einen würdigen Sieger hatte.

Isla di Vulcano

Die Enttäuschung über den verlorenen Schmaus, wurde von unserer Ankunft an der Insel Vulcano verdrängt. Es war ein grauer, leicht nieselnder Samstag, der mich sehr an die grauen herbstlichen Nachmittage in Luxembourg erinnerte, an denen man den Kamin anfacht und den Rotwein öffnet.

Im Nord-Westen der Insel warfen wir unseren Anker in Porto Ponente, das trotz des „Porto“ kein Hafen ist, sondern eine Bucht. Auf 7 m Tiefe lag unser Ultra Anker ziemlich unmotiviert auf ein paar Steinen, aber es war eh kein Wind. Die Kette schlang sich um ein paar weitere Steine und so hielten wir gut. Um uns war alles grau. Felsen, Sandstrand, Meeresgrund, Himmel. Nicht wirklich nett. Der Vulcano entließ immer wieder mal schweflige Dämpfe und lieferte den passenden Mief.

Erst gegen Abend schaute die Sonne vorbei und schon änderte sich die Stimmung. Es wurde freundlicher und farbenfroher. Und voller. In der ersten Nacht teilten wir uns die Bucht mit 28 Schiffen und es schien uns ziemlich voll.

Am nächsten Morgen begrüßen uns Sonne und klarer Himmel. Ponente war nicht mehr wieder zu erkennen. Das Wasser war klar und wir konnten das Durcheinander auf dem Ankergrund sehen. Auch unser Besuch an Land wurde eine erfreuliche Überraschung. Das Dörfchen ist nett. Im Schwefelbad suhlten sich einige Gäste, während andere die Bars und Restaurants besuchten. Diese Insel hätte auch irgendwo in der Karibik sein können, Union Island mit Vulkan, fiel uns ein.

Felsformationen, Schlammbad, Landleben in Vulcano

Trotz des Vulkans war das Meerwasser ziemlich frisch zum Schnorcheln. Neopren Temperatur. Auch hier war das Unterwasserleben sehr sparsam, wie bisher überall im Mittelmeer.

Megavolle “off-Season”

Am Nachmittag erkannten wir, dass wir den Begriff „Off-Season“ offenbar neu definieren mussten. Eine endlose Zahl von Schiffen drängte in die Bucht, um zu ankern. Mit uns lagen zur Morgendämmerung 50 Schiffe an Ankern, teils sehr knapp um uns herum.

50 Schiffe in einer engen Bucht

Die Balearen sind nicht voller und auch hier waren meisten dieser Schiffe Charterboote. Unser Anker ruhte dann irgendwann unter dem deutschen Schiff Freya. Eine gute Gelegenheit, die sympathische Crew mit Anna, Andre und Lilly kennen zu lernen. Während wir erzählten, entdeckte Lilly freudig Ka`s Piano und griff in die Tasten. Am Morgen unseres Aufbruchs, stand die Freya Crew entspannt mit Fendern bereit, sollten wir beim Anker aufnehmen doch zu nah kommen.

Lipari

Wir nahmen uns noch eine zweite Insel vor, Isola di Lipari mit der gleichnamigen Stadt. Sie ist die größte der Äolischen Inseln. Es gibt keine geschützten Ankerplätze und wir verzogen uns in die Marina Pignatoro, etwas seitlich der Stadt Lipari. Die charmantestes Begrüßung von Angela war so überwältigend freundlich, dass man kurz die enormen Preise der Marina vergessen konnte. Es ist sicher der geschützteste Liegeplatz vor Lipari und die Marina bietet einen kostenlosen Shuttleservice zum Zentrum an.

Überall Kirchen, römische Theater, Keramik und fantastische Aussichten

Die „Hauptstadt“ Lipari ist nett aber nichts Besonderes. Eine vitale Hauptstraße, eine Festung und ein charmanter Fischerhafen mit vielen Restaurants. In 2-3 Stunden hat man alles gesehen. Wir gönnten uns am zweiten Tag einen Landausflug und den Besuch eines Weinguts, die mit alten und seltenen Trauben Wein produzieren.

Salinas und Stromboli hätten uns noch interessiert, die Celebrity Insel Panarera eher weniger. Aber wir mussten wie immer weiter. Die Straße von Messina mit den mythologischen Skylla und Charybdis liegen vor uns. Odysseus hatte hier schon seine liebe Mühe und wir haben ja weniger Göttlichen Beistand aus dem Olymp zu erwarten. Die Meerenge kann mit 5 kn mit oder gegen den Strom das Leben unbequem machen, wenn man zur falschen Zeit durchfährt. Über unseren Kampf mit den Ungeheuer beim nächsten Mal mehr. / Holger Binz

1 Kommentar zu „Segeln in Italien – Äolische Inseln“

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