Von Freunden, Kindern, Hochzeiten und einem Todesfall
Wir sind´s wieder, mit einem Bericht aus unserer Hurricane-Season-Segelpause und unseren jährlichen Beobachtungen der alten Heimat. Es ist erhellend einmal im Jahr einen Blick auf das Leben in Luxembourg und Deutschland zu werfen.
Nach einer viel zu kurzen Woche in New York, führte unser Weg weiter nach Frankfurt. Fast zwei Monate hatten wir eingeplant, um Freunde und Familie in Luxembourg und Deutschland zu besuchen. Unsere „bad bed“ Tour 2022. Das Home-Hopping bei Familie und Freunden – so nett es gemeint ist – bettete uns nicht selten auf unbequeme Gästebetten. Aber es war es wert. Trotz „Rücken“, genossen wir jeden Besuch, manchmal auch zwei am Tag. Zwischendurch gönnten wir uns in breite Hotelbetten. Es war großartig unsere Freunde wieder zu treffen und zu erfahren, dass wahre Freundschaft auch rund um die Welt Bestand hat. Herzlichen Dank Euch allen für eure Zeit und die guten Gespräche. Es ist schön solche Freunde zu haben. Ein paar haben sich zu unserer Freude auch für Besuche in der neuen Saison angemeldet.
Familiensachen
Den zweiten Teil unserer Zeit verbrachten wir mit unseren Enkeln und viel Kinderprogramm. Ein Atlantik Crossing ist nicht anstrengender. Noch nie fuhren wir soviel Tretboot fahren und hörten „Karin, Karin, Karin…“. Die Zeit mit den Kleinen war toll.
4.000 km fuhren wir durch die Lande, viel zu viel nach unserem Umweltgefühl. Aber immerhin fuhr ich diesmal mit dem Auto nicht auf der linken Spur, wie bei unserem letzten Besuch.
Es geschah so viel, dass wir gar nicht berichten können. Zwei Hochzeiten in der Familie, eine in Luxembourg, eine in Deutschland. Wir nahmen Abschied von einem langjährigen Freund, der zu unseren engsten zählte und viel zu früh verstarb. Und wir trafen zum ersten Mal das neue, 9 Monate alte Familienmitglied Aurélien, in den sich unsere 6-jährige Enkelin umgehend verliebte. Wir waren in dieser Zeit sowas wie normale Familienmitglieder.
Sailrivercafe.com bei n-tv
Einen sehr erfreulichen Austausch hatten wir in der Zwischenzeit mit Kevin Schulte von Deutschlands größter Nachrichtenplattform n-tv. Er las unseren Artikel über St. Barth auf unserer Website und bat uns um ein Gespräch. Nach der Veröffentlichung auf n-tv und einem Podcast war unsere Website etwas überlastet. Aber für uns war es eine schöne Überraschung, dass unsere Website auch unerwartete Leser hat.
Beobachtungen aus Deutschland und Luxembourg
Unser letzter Besuch in Europa ist 10 Monate her. Wir sind also externe Beobachter, die nur den Status, aber keinen Veränderungsprozess wahrnehmen. Es hat sich vieles verändert, seit dem letztem Jahr. Die Laune und Stimmung hier haben sehr viel Luft nach oben. Der Sorgenpegel ist gefühlt hoch.
Am ersten Abend bei Ka`s Mutter schauten wir die Tagesschau in deutschen Fernsehen. Die erste für uns seit sehr langer Zeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas so deprimierend Dystopisches gesehen habe. Sogar in den Börsennachrichten wurde auf die finale Endzeitstimmung eingestellt. Vermutlich springen jeden Abend um 20.15 h reichlich Menschen aus dem Fenster. Wenn ich das ständig konsumieren würde, wäre ich auch schwer deprimiert. Übrigens: der DAX ging nach seinem Nachruf ordentlich nach oben und die Sonne ging doch wieder auf, am nächsten Morgen.
Chance in der Krise
Auch für Besucher von Übersee ist verständlich, dass der idiotische Krieg Angst schürt. Aber auch die im Ausland berühmte „german angst“. Aber bietet nicht jedes Drama auch eine Chance? Der Irre im Kreml hat die Menschen in Europa unfreiwillig daran erinnert, dass Ressourcen endlich und wertvoll sind. Das sagte der „Club of Rome“ zwar schon 1972 voraus, vor 50 Jahren – allerdings friedlich. Wollte nur keiner wissen. Weise Regierungen – ein Oxymoron – hätten sicher verhindern können, was nun Alltag ist. Und weise Regierungen hätten ganz nebenbei noch 1.5 Grad Erwärmung erspart. Klettert der Spritpreis aber über 2 Euro, dann ist Krise. Sinken die Gasreserven, dann bricht Panik aus. Ich las von Tipps, man solle doch auch mal weniger als 12 Minuten duschen. Ernsthaft? Sag das mal einem Menschen in Antigua. Der weiß nicht mal, wie 3 Minuten gehen. Und überlebt rätselhafter Weise dennoch. Es ist tatsächlich nicht so einfach, in Westeuropa gut gelaunt zu sein. Aber die gute Nachricht: es geht allen doch ziemlich gut. Und jetzt ist Gelegenheit Neues zu probieren, vieles anders zu machen und Gewohnheiten zu ändern. Hoffentlich ist die Stimmung bei unserem nächsten Besuch wieder aufgeheitert.
Unsere Zeit in Europa neigt sich nun dem Ende. Wir haben die Zeit mit Freunden und Familie sehr genossen. Es war ein wunderbarer Kontrast zu der Zeit an Bord. Wir machen uns mit einem zusätzlichen Koffer auf den Rückweg, mit 24 KG Zeugs, dass es in der Karibik nicht oder nur sehr teuer zu kaufen gibt. Für Zöllner wird der Kofferinhalt bei einer Kontrolle ein unterhaltsamer Anblick.
Unserem Schiff geht es gut in St. Lucia. Bisher hat es noch keinen einzigen Hurricane gegeben. Ein paar Stürme in Florida und Mittelamerika, aber nichts Ernstes. Wir hoffen natürlich, dass sich die Saison nicht nach hinten verschiebt. Anfang November möchten wir unbedingt Segel setzen und zur neuen Saison starten.
Alaska is calling
Die lange Offseason nutzen wir, um uns einen langjährigen Wunsch zu erfüllen: ein Besuch der Gletscher in Alaska. Letzte Saison trafen wir einen sympathischen Amerikaner aus Alaska. Er riet uns zu Eile, wenn wir noch Eis sehen wollten. Deshalb werden wir von Frankfurt nach Seattle reisen und von dort weiter nach Alaska. Wir werden berichten. / Holger Binz
Die Treffen mit Euch waren wiederum ein high light. Schön Euch hier immer so wenig abgehoben zu erleben. Die ungewöhnliche Lebensgeschichte gibt uns auch Ansporn,
neues anzupacken. Eure gute Entdeckerlaune steckt an.
Euch aber nun eine fantastische Sicht auf die Alaska-Gletscher. Wir freuen uns auf den nächsten Bericht.