Windiger Weg nach Süden
Klingt wie ein Pilgerweg, von einem Saint zum nächsten. Sowas wie ein karibischer Jakobsweg. Für uns gab es tatsächlich ein paar Bürden auf der Strecke.
Unser Stopp in St. Lucia war ungeplant. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht mit gelber Flagge übernachten. Der sympathische Marigot Bay Chef Troy und aufkommendes schlechtes Wetter überzeugten uns zur Planänderung und ein paar Zen Tagen. Das C19 Einreise-Protokoll in St. Lucia ist für Geimpfte easy. Leider brauchten wir wegen unseres Stopps noch einen neuen PCR Test für St. Vincent, damit wir gleich nach der Einreise noch einen weiteren machen durften. Das ist so absurd wie es klingt. Erst nach 4 Tagen kamen die Resultate und Freitag zum Sonnenaufgang verließen wir St. Lucia.
Für unsere 60 nm nach St. Vincent erwischten wir ein moderates Wetterfenster mit 5 Bft. Eine ereignislose Passage. Und dann wieder eine Einreisezeremonie, nach festem Protokoll. In St. Vincent muss man vorher reichlich Papierkram und C19 Zeugs online erledigen.
Saint Vincent & the Grenadines
Aber die Saint Vincenter haben etwas wirklich Cleveres etabliert, den SVG arrival service. Ein unvergleichlicher one-stop Einreiseservice. Health Authorities, Zoll, Immigration und Port Master aus einer Hand. Kostet aber auch 140 USD, incl. Einreisegebühren. Und dazu eine Pflichtmooring für 20 USD pro Nacht, damit auch die Locals etwas Geld verdienen. Ankern ist im Quarantänefeld von Young Island verboten. Und zudem zieht´s da auch wie Hechtsuppe, auch wenn es keine Hechte gibt. Sehr schön und klares Wasser, aber windig und wellig. Der SVG arrival service ist eine pfiffige Idee in C19 Zeiten.
Mit gelber Flagge wartet man dann auf dem Schiff auf den vorher vereinbarten PCR Test Termin. Wir hingen um 15.00 h an der Mooring und konnten um 17.30 h zum PCR Test, natürlich kostenpflichtig. Anschließend muss man umgehend zurück aufs Schiff und auf die Ergebnisse warten. Am Samstag um 16.00 h hatten die SVG arrival Leute alles erledigt, incl. gestempelter Pässe. Wir waren „gecleart“ für St. Vincent und die Grenadinen. Im Dorf besorgten wir uns noch ein paar Lebensmittel und aßen abends köstlich im Young Island Resort (TIPP!).
Bequia
Sonntagmorgen gingen wir dann auf den knapp 10 nm kurzen Weg nach Bequia. Das spricht man „bek-way“ aus. Beim Segelsetzen quäkte unsere Lichtmaschine des Backbordmotors nervigen Alarm. Zum k*****.
Um 10.00 h kurvten wir dann in den Traum vieler Segler, die Admiralty Bay in Bequia. Die Buchtgewordene Sehnsucht schlechthin. Astrid, Simon und viele Segelfreunde lieben diesen Ort. Tolle Bucht, klares Wasser, tolle Insel. Leider doofes Wetter, so richtig doof. Unser malerischer Ankerplatz vor Jacks Bar und einem Traumstrand, wurde in der Nacht reichlich ungemütlich. 7 Bft Wind, Regen, aggressive Böen. Nicht viel Schlaf.
Und so wird es die nächsten Tage noch bleiben. Gnädiger Weise hielt der Anker die Nacht, um dann morgens unerklärlich zu slippen. Wir legten uns um und da liegen wir jetzt, in Erwartung starker Winde. Wegen unserer Lichtmaschine suchten und fanden wir dann Terone, der nach erfolglosen Wiederbelebungsversuch die Lichtmaschine ausbaute und aufs Festland nach St. Vincent schickte.
Deshalb liegen wir gerade ohne Antrieb vor Mooring und rund um uns pfeift der Wind mit 6-7 bft, den ganzen Tag, die ganze Nacht. Gestern bin ich mit dem Dinghi ins Dorf und auf dem Weg hob der Wind das Dinghi hoch, bliess es einfach von unten weg. Ging aber alles gut, Ex-Rennfahrerreflexe :-
Nach dem was wir jetzt von St. Vincent und den Grenadinen gesehen haben, sind wir ziemlich beeindruckt. Wir haben schon mehr coole Häuser und Villen gesehen als auf den FWI zusammen. Und für nichtsegelnde Touristen gibt’s hier fantastische Hotels, in jeder Preislage. Sogar die einfacheren sich besonders. Eine wunderbare Inselgruppe.
Unsere nächsten Ziele Mystique und Tobago Keys mussten wir wegen des angesagten Wetters schon absagen. Es sind nur noch 70 nm bis Grenada, aber wir haben beschlossen uns nur bei angenehmem Wetter auf den Weg zu machen. Und außerdem brauchen wir ja auch erst mal unsere Lichtmaschine zurück.
Es ist erstaunlich, das Wetter in dieser Saison. Normalerweise ist von Juni bis Dezember der Wind i. M. 4 kn geringer. Scheint ihm aber niemand gesagt zu haben. Ka vermutet ein ADHS. Aber ganz ehrlich: dieses Dauergepfeife des permanent starken Windes geht uns schon mächtig auf den Zwirbel.
Wir haben jetzt ein paar unerwartete Tage Zeit, die Lieblingsinsel unserer Segelfreunde zu erkunden, falls wir es an Land schaffen. 🙂 Die Aufenthaltstage kann ich nutzen, um den noch umfangreichen Papierkram für die Einreise in Grenada zu erledigen. Und für den Rest heißt unser Dinghi nicht umsonst „Bartender“. /Holger Binz
Na, dann hoffe ich, dass die Lichtmaschine vor dem nächsten Sturm zurück ist. Unterhaltsamer Bericht 🙂
Also Langeweile kommt offensichtlich nicht auf….. auch wir drücken die Daumen -sowieso- aber insbesondere für den Rückerhalt einer dann durchhaltende LiMa. Die Bilder zeigen Euch aber noch immer gut gelaunt… also wünschen wir Euch weiterhin Planungssicherheit.
Jürgen und Angelika