Segeln in Griechenland
Meine innere Uhr gibt mir nachdrücklich zu verstehen, dass es Zeit zum Segeln ist. Letzte Nacht bin ich aufgewacht, weil ich draußen starken Wind hörte. Ich wollte schon zum Rundgang aufstehen, bis ich bemerkte, dass ich in einem Haus war.
In den letzten drei Jahren waren wir zu dieser Zeit schon Wochen unterwegs. Oft denke ich an unsere Freunde auf der anderen Seite des Atlantiks, die gerade die klaren Gewässer der französischen Antillen, der Virgin Islands oder der Bahamas genießen. Sie erfreuen sich am warmen Sonnenaufgang um 6.00 h morgens, schwimmen, schnorcheln und tauchen und schauen den Fischen beim Fischsein zu. Ich beneide sie, doch die Einladungen „rüberzukommen“, konnten wir leider nicht annehmen. Segeln in Griechenland
Nach unseren Reise-Exzessen der letzten Wochen, verbrachten Ka und ich unsere Winter-Zwangspause in Luxembourg und Deutschland. Eine kleine Auffrischung der Erinnerung, warum wir 2020 losgesegelt sind. Ein paar Wochen muss sich die Rivercafe in Montenegro noch gedulden, bis die Temperaturen erträglich werden.
Montenegro: one and done
Wir wollen Montenegro so schnell wie möglich wieder verlassen. Das Hafen ist klasse und vor allem die lebendige Gemeinschaft von Lifeaboards, vorwiegend Briten, Amerikaner und Australier – allesamt Segler, mit denen es das Schengen Abkommen nicht gut meint.
Das wars eigentlich an Vorteilen. Es ist kalt, nass und windig im Winter. Die Vorbereitung des Schiffs ist mühsamer als in der Karibik. Pakete nach Montenegro zu senden, ist wie ein Parkticket mit einem 50 Euroschein zu zahlen, ohne Rückgeld. Auf Lieferung werden beachtliche Zölle und Gebühren erhoben, auch für ein Schiff in Transit. So liefert denn auch kaum jemand nach Montenegro. Leider wird das nicht von den lokalen Ship-Chandleries abgefangen werden, denn die sind noch teurer als die in der Karibik.
Und dann ist da noch der Umstand, dass es für viele Marken keinen Service gibt, z. B. für Victron, immerhin Weltmarktführer für Schiffselektronik. Wenn mal ein Lifeaboard einem anderes etwas verkaufen will, sagen wir mal ein Dinghi, dann schlägt der Zoll auf und will seinen Teil, plus Strafe. Alles ist so unglaublich kompliziert, zäh und unfreundlich. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Montenegro jemals in die EU aufgenommen werden sollte. Segeln in Griechenland
Vorbereitungen auf Griechenland
Ein paar Wochen müssen wir noch überbrücken und dann hat Griechenland die Chance, unsere Meinung zum Mittelmeer zu verbessern. Es ist allerdings auch nicht fair, das Mittelmeer mit den Bahamas oder der Karibik zu vergleichen. Wer einmal in den Apfel biss – oder übertragen: wir sind von „drüben“ ganz schön verwöhnt. Segeln in Griechenland
Jetzt ist genau die Zeit, um unsere Segelsaison zu planen, die wir komplett in Griechenland verbringen wollen. Die 10 Mio. Einwohner Griechenlands haben bei Seglern den Ruf freundlich und sympathisch zu sein. Wunderbar, das können wir gut gebrauchen. 16.000 km Küstenline, über 3.000 Inseln und damit 82 % aller Mittelmeerinseln, das ist Griechenland. Weniger als 5 % der Inseln sind bewohnt. Allein um die Inseln abzusegeln, könnte man mit locker 10 Segeljahren rechnen.
Wir brauchen also einen Plan. Einen Multifunktionsplan, der es uns erlaubt eine abwechslungsreiche Saison zu segeln und Freunde und Familie an Bord nehmen zu können. Ihr kennt die Seglerweisheit, für Besucher entweder einen Ort oder eine Zeit festzulegen, aber nicht Beides. Wie das allerdings mit einer festen Urlaubszeit und limitierten Flughäfen funktionieren soll, habe ich noch nicht verstanden. Um also zu fixen Terminen an festgelegten Orten mit einem Flughafen zu sein, brauchen wir viel “Pufferzeit”.
Dabei müssen wir berücksichtigen, dass unsere Segelstrecken machbar sind. D. h. wir müssen neben den Distanzen vor allem die vorherrschenden Winde einplanen, damit wir nicht tagelang „gegen an“ segeln müssen oder eingeweht werden. Die Gezeiten können wir vernachlässigen, der Unterschied zwischen Ebbe und Flut ist gering. Etwas einfacher als in Italien, wird es wohl in Griechenland mit Ankerplätzen. Es gibt Flexibilität, wenn man nicht zu festen Terminen Liegeplätze in Marinas buchen muss, was für einen Katamaran buchstäblich doppelt so schwierig ist. Was für die Planung auch wichtig ist, ist an den nächsten Winter zu denken und den Ort frühzeitig zu wählen, wo die Saison enden soll.
Ionisches Meer oder Chalkidiki Segeln in Griechenland
Wir haben noch die Wahl eine entspannte Segelsaison im Ionischen Meer, an Griechenlands Westseite zu verbringen oder „einmal rum“ bis nach Chalkidiki und Thessaloniki zu segeln. Das wären ca. 650 nm oneway von Korfu oder 850 von Montenegro. Beides wären für uns recht überschaubare Saisonleistungen, verglichen mit den letzten Jahren. Allerdings lauern in Griechenland einige Tücken, mit denen sich bereits Odysseus rumschlagen müsste. Meltemi heißt das Übel. Dieser meist nördliche Wind, koffert vor allem im Sommer in der Ägais. Da liegen die Inseln der Kykladen „mittendrin“ mit z. B. Mykonos. 8 Bft sind es nicht selten.
Der übliche vorherrschende Wind in Griechenland
Freunde von uns haben das Revier frühzeitig verlassen, weil ihnen der Dauerwind auf die Nerven ging. Diese Saison haben wir keinen Bedarf an Nervenspannung, deshalb verzichten wir auf die Kykladen und die Dodekanes vor der türkischen Küste. Es bleibt aber immer noch mehr als genügend zu sehen. Segeln in Griechenland
Für das nächste Winterlager habe ich bereits ein paar Marinas angefragt. Die meisten haben gleich abgesagt. Die Preise der gut erreichbaren Marinas sind äußerst opulent und mir scheint, die Segler sollen allein die griechischen Kassen auffüllen. Ein Liegeplatz ist teurer als ein schönes Appartement.
Der Knaller war aber das Kleingedruckte: sofort zu 100 % Vorauszahlung, also 9 Monate vor der Ankunft und der gesamte Betrag würde nicht erstattet, falls etwas dazwischen kommt. Was beim Segeln bekannter Weise völlig ausgeschlossen ist. (Vorsicht: Ironie). Also erst mal kein Liegeplatz für den Winter. Nun werden wir die Sache auf uns zukommen lassen.
Lossegeln sobald es wärmer wird
Wenn die Temperaturen die Mindestwerte für uns Warmblüter erreicht haben, wollen wir uns von Montenegro auf den 200 nm Weg nach Korfu machen. Vermutlich nonstop. Von dort Richtung Süden gibt es so viele interessante Ziele, dass wir viel zu sehen und zu berichten haben. In Korfu werden wir dann auch die ersten Freunde an Bord begrüßen.
Es wird dringend Zeit, für Meeresluft. /Holger Binz
Nachtrag zu den Miskawaan Kliniken
Wir hatten nach meinem letzten Artikel viele Anfragen zu der Klinik in Thailand, die wir besucht haben. Auch nach zwei Monaten sind wir völlig begeistert und die Behandlungen schlagen mit großem Erfolg an. Wer mehr wissen möchte, hier ist die deutschsprachige Website: Miskawaan.de. (Dann muss ich nicht alles immer wiederholen :-))
Griechenland ist sicher eine gute Wahl. Wir mögen zum Beispiel Kreta. Die Insel hat viel Interessantes. Sind dort schon häufig gewandert in Schluchten und an tollen Stränden. Die Griechen sind freundlich und haben eine gute Küche.
Salut Holger,
danke für die Info bezüglich Überwintern in Griechenland – gut zu wissen.
Vielleicht zieht Ihr mal den Rückweg nach Sizilien in Betracht, ist ja keine Weltreise: Siracusa ist sehr schön und von Catania aus gut zu erreichen, Porto Rosa bietet sich auch an (Hafenchefin ist Französin), Riposto-Giarre meiden wg. Vulkanasche.
Palermo ist eine lebendige Stadt mit Direktflügen auch im Winter, jedenfalls von Berlin aus; beispielsweise die Marina in Capo d’Orlando ist sehr schön, sehr geschützt und hat recht günstige Winterpreise, kann ich empfehlen.
Wartungsfirmen sollte es eigentlich geben nach meiner Erfahrung.
Vielleicht liegen wir dann ja sogar im selben Hafen im kommenden Winter das wäre doch chic 🙂
Herzliche Grüße an Dich und K, Euer Tom