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Urlaubsmodus versus Reisemodus

Der Unterschied zwischen Reisen und Urlaub machen.

Holger mag es gar nicht gerne wenn ich von unserem ersten Atlantik Jahr (2016/2017) als Urlaub spreche. Er sagt es war eine Reise, kein Urlaub.

Für mich war es beides manchmal eine Reise und manchmal Urlaub. Diesmal ist es nur eines und das ganz eindeutig: eine Reise.

Was unterscheidet eine Reise von einem Urlaub?

So scheint ein Urlaub eher etwas mit Luxus zu tun zu haben. In Hotels schlafen, in Bars und Restaurants essen. Am Strand in einem Liegestuhl liegen. Einen Cocktail aus einem sauberen Glas trinken. Toller Service. Abends sind dann die Betten frisch gemacht und das Bad glänzt. Im Hotel gibt es WIFI. Strom und frisches Wasser sind selbstverständlich.

Auf meiner Reise glänzt das Bad nicht so oft. Auch die Betten werden eigentlich nur dann gemacht, wenn sie frisch bezogen werden. Saubere Gläser sind noch lange nicht in jeder Strandbar zu erwarten. Oft Pappbecher und was die Sauberkeit betrifft, lohnt es sich das erste Glas nach Einbruch der Dunkelheit zu trinken.

Andererseits sitzen in den Strandbars mit den nicht so feinen Gläser keine Touristen, sondern Menschen die dort leben. Claire, die gerade von der Arbeit kommt und sich mit ihrem Sohn gestritten hat. Der ist pubertär und sie hat die Nase voll und braucht einen Rumpunsch. Oder Stephan, der hat heute 12 Stunden auf einem Militärschiff Toiletten ausgetauscht und muss den Geruch vertreiben. Sie erzählen ganz andere Geschichten als die wohlhabenden Geschäftsleute*innen, die wir in Khao Lak am Strand getroffen haben. Es hat uns noch nie interessiert, wie man Steuern vermeidet oder welches iPhone das coolste ist.

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Entwicklungspotential

Und noch etwas ist anders auf meiner Reise. Aus einem Urlaub komme ich als Karin zurück. Etwas erholter und meist mit brauner Haut, die mir viel besser steht als weiße. Entwickelt habe ich mich im Urlaub nicht. Meine Reise hingegen verändert mich und das spüre ich schon jetzt. Nach nicht mal ganz einem Jahr, hat sich in meinem Denken und Fühlen einiges getan. Ich hab einfach mehr Zeit. Kann alles ruhiger angehen. Egal ob es das Lernen eines Klavierstückes, das Kochen oder das Zuhören ist.

Selbst meine Jobs haben sich total verändert. Ich wollte auf keinen Fall NICHT mehr arbeiten. Ich brauche diese Herausforderungen. Daher habe ich myyachtbranding.com aufgesetzt und das war ein Volltreffer. Meist habe ich nur einen Job zur gleichen Zeit. Meine Klienten, die Ihre Schiffe bestellt haben und dann ein Jahr warten müssen bis das Prachtstück fertig ist, haben viel Zeit. Und so kann ich mit viel Zeit perfekte Arbeiten erschaffen.

Zeit und Unvorhersehbarkeit erleichtern die Freiheit

Es ist also die Zeit, die den Unterschied macht. Besonders bei dieser Reise. Denken, lernen, reden – alles macht so viel mehr Freude wenn man dazu mehr Zeit hat. Ich brauche nicht durch einen Entwurf zu hetzen, kann mir die neue Spanisch-Lektion auch 4 mal anschauen, wenn es dann hilft. Am Ende fühlt es sich einfach reicher, sicherer und besser an, was ich mit mehr Zeit tun konnte.

Und es ist die Unvorhersehbarkeit. Die macht flexibel. Auf der nächsten Insel gibt es keine Telefonnetz oder keine Mangos oder Kinder brauchen Hilfe und Geld, um ein Boot für eine Regatta herzurichten. Jeden Tag geschieht etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Marie zeigt mir wie man Taschen näht. Ich bringen einen Ansatz meines Sauerteigs rüber zum Boot von Ludovig. Holger lernt Gitarre und nach 30 Jahren Ehe höre ich zum ersten Mal wie gut er singen kann. Auf einer Reise ist immer alles neu.

Freiheit fasst für mich beides am besten zusammen. Nicht genau zu wissen was Morgen ist, macht frei. Es befreit mich davon mir ständig Ziele zu setzen. Etwas Bestimmtes in einer bestimmten Zeit erreichen zu wollen. Ich kann mit Zeit und in Freiheit einfach besser oder vielleicht auch nur klarer denken.

Selbst jetzt, wo wir schon seit Wochen im Hafen von Point à Pitre auf unsere Solarpanals warten, die uns bald gänzlich unabhängig machen sollen, wird es nicht langweilig. Segler kommen und gehen. Nichts ist vorhersehbar und wir haben jede Menge Zeit, Buchten zu finden, zu tauchen, zu schwimmen, zu wandern, lesen, spielen, aufräumen, Bello und Lilli zu zeichnen, zu lernen… Zeit unsere Ziele zu vergessen.

Zeit und Unvorhersehbarkeit unterscheiden für mich einen Urlaub von einer Reise.

Ich wünsche Euch allen viel Zeit und viel Unvorhersehbarkeit. /Karin Binz

 

 

3 Kommentare zu „Urlaubsmodus versus Reisemodus“

  1. Ich kann nur WOW sagen, für die Idee den Unterschied zwischen Urlaub und Reisen einmal so erklärt/erzählt zu bekommen. Ja es ist immer der Faktor Zeit der den Einen oder Anderen in Stresssituationen bringt.
    Wir selber haben den Begriff -Stress- vor Jahren schon aus unserem Vokabular gestrichen und es in -viel zu tun- um definiert. Auch das hat schon etwas bewirkt. Die Zeit mit Hetze zu verbringen ist für gar nichts gut, den die vergangene Zeit kommt nur in Erinnerungen wieder. Und ich denke wir Alle lieben schöne Erinnerungen. Nach dem Lesen deines Beitrages habe ich jetzt den Eindruck das ihr „Angekommen“ seid auf Eurer Reise…… das ließt sich gut. Auch für Euch noch ganz viel Zeit und Unvorhersehbares. LG Jürgen und Angelika

  2. Liebe Karin, mir gefällt, was Sie schreiben: …“Nicht genau zu wissen was Morgen ist, macht frei.“ So wollte ich mich auch mal denken sehen. Sehr inspirierend. Danke!

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