Discovering Grenada
Grenada ist die südlichste der „Windward“ Islands, auf 12 Grad Nord, außerhalb der beliebtesten Hurricane Zugbahnen. Ein guter Grund für Segler die Zeit von Juni bis November hier zu verbringen und ein gern genommenes Einkommen in der Offseason des normalen Tourismus. C19 hat zwar heftige Lücken in das Seglerfeld geschlagen, aber hier sind immer noch reichlich Schiffe in den Marinas, an Moorings, vor Anker oder an Land aufgereiht. Wir genießen es, dass wir endlich wieder eine richtig internationale Seglercommunity treffen. Hier in Spice Island Grenada.
Für uns war diese Woche Zeit für ein paar Ausflüge, um die Insel besser kennen zu lernen. Ka und ich waren zwar schon hier, aber das ist lange her. Die Fahrt von Nord nach Süd dauert ähnlich lange wie in Luxembourg, obwohl die Insel nur 15 % der Größe hat. Es ist bergig, immens grün und bewaldet. Bei mancher Straße ist es sensationell, das Google Maps sie findet. 112.000 Menschen leben in sechs Bezirken, allesamt nach Heiligen benannt. Kein Wunder bei fast 90 % Christen, die sich auf endlos viele seltsame Kirchen verteilen, darunter „die Märtyrer Ugandas“ und andere Experten.
Krieg und Chinesen
1974 wurde Grenada selbständig, ist aber noch im Commonwealth. 1983 wurde die Insel berühmt, weil die USA den Krieg erklärten und einmarschierten. Ein richtiger Krimi. Das Ganze war schnell vorbei und Grenada anschließend auf einem anderen Gleis. Heute haben die Chinesen alles unter Kontrolle. So ändern sich die Zeiten.
Grenada ist eine berühmte Gewürzinsel. Und das zu Recht. Muskat gibt es hier so reichlich, dass viel ihre Wege mit den Muskatschalen aufschütten. Seit zwei Jahren ist die Trockenzeit ausgefallen und es gibt reichlich Regen, der alles sprießen lässt. Schokolade, Gewürze, Heilkräuter – hier wächst alles, was die Erde berührt.
Ein paar Tage fuhren wir über die ganze Insel. Ganz klasse fanden wir die Plantage Belmont Estate. Wir genossen eine wunderbare Führung von Kelly und probierten alles, was in Mundnähe kam. Alles organisch und nachhaltig erzeugt: Schokolade und eine unaufzählbare Menge von Früchten und Grünzeug. Die Schokolade wird traditionell angebaut und produziert. Köstlich.
Ka wurde zum barfuß Schoko-Bohnen treten eingesetzt, das sei „Frauensache“. Die Schoko- und Muskatbohnen werden von Hand sortiert, weil das Jobs sichert. Das sei sogar billiger als der Strom für die alten Maschinen. Nun, Strom ist in Grenada sehr teuer und es ist sehr wenig Solar- und Wind zu sehen – trotz viel Sonne und Wind.
Weitere Stopps legten wir im Maar des Grand Etang ein, bei der Crayfish Schokoplantageein und dann im Dschungelcamp mit Meerblick, Mount Edgecombe. Eine Oase mit ein paar Zimmern und komatösem Blick. Aus dem infinity Pool kann man gleich über das Meer und in den Dschungel starren. Super laidback, dieses Anwesen.
Gärten und Gewürze
Dann standen Gärten und Gewürze auf dem Plan. Im „Sunnyside Garden“ erlebten wir eine richtig schlechte Führung. Eine Dame, erklärte uns sogleich: Impfung sei nicht nötig, weil Gott auf sie aufpassen würde. Oh ha, vielleicht aber nicht auf uns. Und auf sie offensichtlich auch nicht. In Grenada gibt’s tatsächlich keine Fälle. Aber ob das an Gott liegt oder der extremem Einreisekontrolle mit exzessiven PCR Tests – ich hab da meine Tendenz. Eigentlich hätten wir gleich gehen sollen. Zudem sollten wir wohl auch mit dem Eintritt die Monatskosten bezahlen sollten. Definitiv keine Empfehlung, obwohl der Garten wirklich schön ist.
Interessanter, aber keinen Schlag freundlicher lief unsere Führung im „Lauras Spice Garden“. Die Dame hatte sowas von keinem Bock uns ihre beeindruckende Bio-Apotheke zu erklären, dass wir kaum hinter ihr herkamen.
Wir hatten noch Zeit, um die südlichen Cliffs und Blowholes zu wandern und schauten uns noch ein paar Buchten an, in denen auch reichlich Segler ihre Zeit verbringen. Auf unserem Weg trafen wir auch das „Phare Bleu“ Leuchtturm Schiff, ein Tipp unseres Freundes Walter. (Lieber Walter, ist leider geschlossen).
In Grenada ist gerade das Ende der Turtle Nesting Zeit angebrochen. D. h. Schildkröten vergraben ihre Eier am Strand und die Babys graben sich aus und tapseln zum Meer. Das wollten wir natürlich sehen. Zum Sonnenuntergang fuhren wir wieder 1.5 h nach Norden. In der nächtlichen Dunkelheit hockten wir am Strand, im kräftigen Wind und wünschten uns die Turtels her. Leider ohne Erfolg. Um 23.45 h gaben wir auf und machten uns auf den 1.5h Rückweg. Irgendwann wird’s klappen.
Bisherige Erfahrungen
Bisher genießen wir unsere Zeit hier, die Insel ist einfach schön. Bei den Grenadadianern haben wir bisher gemischte Erfahrungen gemacht. Im Freundlichkeits-Ranking aller Inseln unserer Reise, liegen sie allerdings auf dem letzten Platz. Das Mindesteinkommen liegt bei ca. 250 USD und das treibt wohl zur Jagd. So werden aus angesagten EC-Dollar (East Caribbean Dollar) nachträglich auch mal US Dollar – und damit dreimal so viel. Umso erfreulicher sind die Ausnahmen, der zuverlässigen und netten Leute.
Der Umgang mit der Pandemie ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Hier gibt’s keine Fälle und deshalb glauben viele, Impfungen seien Teufelszeug oder unsinnig. Wir werden immer darauf hingewiesen, das C19 nur durch Besucher kommen könne. Und dagegen helfen viele und sehr teuere PCR Tests, die wir machen müssen. Wo die Sonne scheint, gibt’s auch Schatten.
Die Insel ist für normale Touristen ein guter Tipp, der Mix stimmt. Stand, Wald, Wassersport, Hiking, Relaxing. Alles geht. Auch das Angebot der Hotels deckt alle Wünsche ab. Vom Mega Hotel bis zur Dschungel Lodge. Wer hier nichts für seinen Geschmack findet, findet es nirgendwo. Zur Offseason jetzt im Sommer, gibt’s viele Angebote. Warm ist es immer und kurzen, warmen Regen gibt es eh das ganze Jahr.
Bis wir bald nach für ein paar Wochen nach Europa kommen, werden wir noch ein paar Tage das Segler-Sozialleben genießen und uns noch ein bisschen umschauen. Auf der Insel der Muskatnuss und Schokolade. /Holger Binz