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Von Seglern und Megayachten

Die unterhaltsame Welt der Yachties MegaYachts

Schätze wir sind uns einig, dass es die eine Welt der Yachties nicht gibt. Es gibt mind. drei verschiedene. Da sind einfache Yachties wie wir, die als Eigner mit ihren bescheidenen Schiffen durch die Welt segeln. Da gibt’s auch Unterschiede, aber das Mindset ist vergleichbar, egal ob man auf einer 32ft Schrabbelbude oder einem 90ft Karbon Katamaran unterwegs ist. Respekt und Hilfe sind Alltag. Megayachts

Dann gibt’s die Charter Segler, die als Teilzeitbesucher der Yachtiewelt nicht wirklich zählen. Die auch von den meisten Yachties bevorzugt gemieden werden, weil man nie weiß, ob sie die geliehenen Schiffe beherrschen. Megayachts

Und dann ist da die dritte Welt der Yachten und Mega Yachten. Sowas wie die lustige Welt der Tiere. Neulich in Marigot Bay St. Lucia. Unser Freund Troy gestattete uns das Privileg, die Rivercafe am eigentlich für große Motoryachten vorgesehenen Dock festzumachen. Auf der anderen Seite des Docks hatten wir dann Stegnachbarn, die uns um Länge und Höhe um ein Mehrfaches überragten. (Mast ausgenommen). MegaYachts

Die Menschen auf solchen Yachten teile ich in drei Gruppen. Die Profis –die richtigen Seeleute -, das sind der Capitain und die Offiziere, also die Menschen, die das Schiff führen und beherrschen. Die sind auch mit einfachen Seglern meist auf Augenhöhe. Die zweite Gruppe: die Gäste, entweder die tatsächlichen Eigner (meist zurückhaltende, um  Privatsphäre bemühte, angenehme Stegnachbarn) oder häufiger, zahlende Gäste (oft sehr überhebliche, unangenehme Nachbarn, Poser). Ein Großteil der Megayachten laufen als Charterschiffe und können wochenweise gemietet werden. Und dann gibt’s noch die dritte Gruppe, die einfache Crew. Das sind häufig die Vornehmsten, ähnlich Kellern oder Concierges, die vorgeben vornehmer zu sein als ihre Gäste. Megayachts

Nun zu unserem Unterhaltungsprogramm in Marigot Bay. Da kam eine 47 m Yacht, ich nenne keine Namen. Bereits beim Festmachen wurde uns von der Crew nonverbal und mit konsequenter Ignoranz signalisiert, dass wir auf der Rivercafe nun ganz eindeutig keine adäquaten Stegnachbarn seien. So ein Schiff mit Mast, uuaahh. Und so winzig. Die Crewmember dieser 47 m Yacht waren zwischen 25-30 Jahre, sahen gut aus, chic gekleidet und wirkten mit ihren angesteckten Funkgeräten und angestrengten Blicken auch richtig wichtig.

Während wir bei uns an Bord einen Kaffee genossen, vollzog sich die übliche Metamorphose. Mme und M. Noseup mutierten zu Putzmännern und -Frauen. Minuten nach dem Festmachen, kletterten die Mädels und überwiegend Jungs mit Schrubbern und Lappen über Deck. Vergangen war die Aura der Übermenschen und ich sah manche peinlich berührte Blicke eines überführten Scharlatans. Die taten einfach das, was solche Helferlein auf Yachten immer tun. Putzen und unsichtbar sein, damit sie den Eignern oder bezahlenden Gästen nicht im Licht stehen. MegaYachts

Hausarbeit auf Yachten

Es ist lustig zu sehen, dass junge Erwachsene Fenster putzen, schrubben und Kissen geraderücken. Wenn deren Eltern wüssten, dass ihre Kinder plötzlich Hausarbeit als Lebensinhalt haben, wären sie sicher sprachlos. Und das alles nur, für den kleinen Moment beim Anlegen? Der Kick, für ein paar Minuten vorgeblich besonders zu sein? Zur Vollständigkeit sei erwähnt, dass die Gäste an Bord noch arroganter und unangenehmer waren. Ob es daran lag, dass die Überweisung der sechststelligen Wochenmiete Arroganz-Schübe auslöst? Ein Schiff wie unseres zu chartern, liegt im Dezember bei knapp unter 20.000 € pro Woche. Klar sind 250.000 € pro Woche etwas anderes, aber muss man denn gleich blöd werden? Ausgeblendet der Gedanke, dass es immer größer und teurer geht. MegaYachts

Der nächste Tag. Als das 47 m Schiff abgelegt hatte, traf der Scout Tender einer 60 m Yacht ein. Allein dieses Beiboot war mehr wert als manche Schiffe, die gerade über den Atlantik segeln. Und größer als unser erstes Segelboot. Der Mann an Bord zählte aber zur ersten Gruppe, die der Seeleute. Wir quatschten mit dem sympathischen Australier, mit viel Zuneigung und Passion für Segelschiffe. Und dann checkte er per Drohne die Tiefe des Fahrwassers, um sein Mutterschiff unbeschadet in den Hafen zu lotsen.

Da lag die Rivercafe nun also richtig im Schatten eines 6 mal längeren Schiffs, verzwergt auf Miniaturgröße. Schade, dass die bornierte 47 m Crew vom Vortrag nicht erleben konnte, dass ihr Schiff dagegen richtig klein gewesen wäre. Diese echte Megayacht wurde von ihren Eignern genutzt, die die Crew ihres winzigen Stegnachbarn (also uns) höflich und mit Respekt grüßten. Auch die Crew war freundlich und bemüht, uns da unten nicht so sehr mit den Abgasen ihrer Generatoren zuzublasen. Es gab auch keine scheuen Blicke, als wir sie beim (obligatorischen) Putzen beobachten. Leading by example. MegaYachts

Und auch diese Megayacht ist bei weitem nicht die Spitze des Feldes. Sie hatte keinen Heliport und keinen bordeigenen Hubschrauber. Sogar diese Yacht wird irgendwo auf andere Schiffe treffen, die dreimal so groß sind. Aber ich bin mir sicher, diesen Eignern wird das so egal sein wie uns.

In jedem Fall hat die Saison der Megayachts wieder begonnen. Und das ist ein gutes Zeichen für die hoffentlich angebrochen Post-Pandemiezeit. Diese Yachten machen Umsatz in den gebeutelten Inseln. Sie zahlen Liegegebühren, proviantieren oder kaufen bei den Locals ein. MegaYachts

 

Und sonst bei uns?

Wir hatten ein paar schöne Tage in unserer Marigot Bay in St. Lucia. Und einige nette Begegnungen. Wir konnten vieles erledigen und besorgen, das in Grenada nicht zu haben war. Es war so nett, dass wir uns entschlossen haben die Rivercafe für die nächste Hurricane Season hier einzubuchen, im Hurricane Hole.

Wir machen uns nun auf den Weg nach Guadeloupe, vorbei an Martinique und Dominica. Das nächste Mal lest ihr von uns von den französischen Inseln. /Holger Binz

 

Wetterbericht:

Sonnenaufgang 6:04h, Sonnenuntergang 17:33, Temperatur Tag: 30, Nacht: 25, Wind 4-7 Bft. Es ist sonnig mit täglich 2-3 Sintflut Schauer. Gefühlt ist es kühler als Grenada.

4 Kommentare zu „Von Seglern und Megayachten“

  1. super Bericht. Meiner ist Größer, länger, schneller, breiter, höher….. etc.
    Ist in der Welt und vor Allem in der Marketingwelt längst der Hebel zu mehr Umsatz.
    Sehr gut berichtet wie sich Menschen vom Snöbi zum Putzteufel verwandeln „können“.
    Es ist auch da wie am Dinnertisch – es ist wichtiger wer am Tisch sitzt als das was auf dem Tisch steht…… guten Wind für Euch
    Jürgen und Angelika

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